Ich mache es mal kurz. Oft fragen mich Menschen, die vorerst nur wenig Geld ausgeben wollen oder können, welche Ausrüstung sie zum Podcasten anschaffen könnten. Hier, was sich im Laufe der Zeit als Standard-Antwort herauskristallisiert hat:
Plan 1:
“Ich will mich mit einer anderen Person per Internet zusammenkabeln und reden!”
Kauf dir ein Samson GoMic zu 45,- Euro, einen viel zu großen Aufsteck-Popschutz zu 2,50 Euro, ein Stativ zu 10,- Euro und lad dir zum Aufnehmen den Call-Recorder für Skype oder/und nimm Audacity für lau – und fertig! Das GoMic klingt nicht super, aber immer noch gut genug (Toby benutzt eins in WR177 und WR179 in unterschiedlichen Räumen). Es hat einen 3,5mm-Kopfhöreranschluss, so dass man sich und seinen Gesrpächspartner hören kann, man kann es von Nieren- auf Kugelcharakteristik umschalten und es geht per USB in den Rechner, so dass man kein zusätzliches Audio-Interface braucht. Es ist außerdem ein Gerät, über dessen Besitz man sich auch dann nicht ärgert, wenn man irgendwann mal was höherwertiges anschafft oder das Produzieren ganz einstellt.
Plan 2:
“Ich will mit mit mehreren Personen zusammensitzen und reden!”
Merke: Das gibt’s nicht mehr für mal eben 60,- Euro!
Willst Du in einem separaten Recorder aufnehmen, kauf dir einen Tascam DR-40 zu 210,- Euro. Der liefert Strom für zwei externe Mikros (das interne kann man als drittes dazutricksen). Mit dem Gerät (und Windschutz) kann man auch prima draußen rumlaufen. Mehr als zwei Spuren nimm im Rechner auf (oder kauf dir einen Zoom R16 zu 320,- oder einen R24 zu 425,- Euro. Damit ist man einigermaßen mobil. Bei beiden Zooms Gefällt mir die Verarbeitung nicht – das ist aber eher ein quasireligiöses Pseudoargument.)
Willst Du im Rechner aufnehmen, kauf dir ein USB-Interface, das Strom für Mikrofone liefert: Ein Focusrite Scarlett 2i2 zu 135,- Euro (für zwei Mikrofone) oder eine Presonus-Audiobox mit genügend XLR-Mikrofoneingängen (zwei, vier, acht) für 200,- bis 500,- Euro. Software wird da mitgeliefert.
Wenn mehrere Menschen in einem Raum in Mikrofone reden, gibt es gerne einen Hall-Effekt, weil der eine des anderen Mikrofon mitbenutzt. Mikros mit Nierencharakteristik, die dicht am Mund sitzen, verhindern das bis zu einem gewissen Grad. Eigentlich willst Du sowas wie die Beyerdymanic DT297-Headsets, aber die sind mit knapp 300,- Euro pro Stück nicht gerade billig. Bau dir selbst welche! Kauf dir T-Bone HC95 Kopfbügelmikrofone. Die sind zwar unbequem, aber klingen ordentlich (der Culinaricast benutzt solche) und zwing deine Gesprächspartner, eigene Kopfhörer mitzubringen. Alternativ kannst Du die Mikros an billige, geschlossene Kopfhörer dranknuppern (Culinari-Sven erklärt im Video, wie das geht).
Kauf dir einen Behringer HA400 Kopfhörerverstärker zu 19,- Euro. Der reicht erstmal. Egal, wo die Mikros reingehen, ist ein solcher Verstärker immer nett, weil da jeder lokale Gesprächsteilnehmer seine Kopfhörer-Lautstärke selbst einstellen kann. Vergiss nicht, das Du ein Kabel brauchst, um den Verstärker mit einem Audiosignal zu versorgen.
Wer genügend Zeit hat, sollte sich auch unbedingt Tims Podcast “Lautsprecher” und Ralfs Videoreihe “Ultraschall” anhören und -sehen. Die beiden erklären ausschweifend, wie man Audioaufnahmen erstellt und verbreitet.
Es empfiehlt sich außerdem, immer mal nach gebrauchten Gerätschaften auf Ebay zu gucken. Wenn man Audiozeugs ordentlich behandelt, ist es sehr langlebig, so dass es auch gebraucht immer noch sehr gut spielt, aber dennoch günstig gehandelt wird.