WR920 Der Dalai Lama

 

Im Jahr 1959 flieht der Dalai Lama aus Tibet. Matthias von Hellfeld erzählt.

Zugabe: Ein gescheiterter Dalai Lama Witz (Video)

Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 11. März 2019 auf DLFnova.

12 Gedanken zu „WR920 Der Dalai Lama

  1. Norbert

    Ein paar Ergänzungen zur Geschichte:
    Tibet wurde 1240 von den Mongolen erobert (unter Ögedei Khan, dem Nachfolger von Dschingis Khan). Beim Zerfall des Mongolischen Großreichs 40 Jahre später kam es dann unter die Herrschaft Chinas (Yuan-Dynastie, Kublai Khan – bekannt aus Marco Polos Reisebericht).
    1354 kam es zu einer Adelsrevolte, in deren Folge China die direkte Kontrolle über Tibet wieder verlor. Das Land blieb aber in einem losen Lehensverhältnis, d.h. neue Könige (bzw. später dann der Dalai Lama) mussten von Peking bestätigt werden, und Tibet musste symbolische Tributzahlungen leisten.
    Das änderte sich erst mit der nächsten und letzten Dynastie Chinas, den Qing. 1717 war Tibet von Dsungaren erobert worden. Daraufhin entsandte China 1720 eine Armee nach Lhasa, die die Dsungaren vertrieb, die Regierung auflöste und einen neuen Dalai Lama inthronisierte. Tibet behielt zwar offiziell den Status eines Lehens, wurde aber de facto zu einem Protektorat. China installierte dauerhafte Garnisionen, sowie den Kashag – einen unter direkter Kontrolle Chinas stehenden Regierungsrat. 1910 versuchte China dann, auch die letzten Reste einer Selbstverwaltung zu beseitigen, scheiterte damit aber wegen der Chinesischen Revolution im folgenden Jahr (Absetzung des letzten Kaisers, Gründung der Republik). Und da die Revolution fast nahtlos in diverse Kriege überging (Nördliche Kriegsfürsten 1916-1928, Bürgerkrieg 1927-1949, WK II 1937-1945), hatte Tibet damit erstmal Ruhe vor weiteren Einmischungen der faktisch ohnehin kaum vorhanden Zentralregierung.

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    1. christian von praun

      Was Goldner über den Dalai Lama schreibt, kann ich nicht beurteilen – wohl aber was er über Kampfkunst schreibt. Da ist er auf keinen Fall Ernst zu nehmen – vielleicht ist das hier ähnlich. Das ist aber nur eine Vermutung von mir.

    2. David

      Colin Goldner scheint es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben, den Buddhismus schlecht da stehen zu lassen. Dabei übertreibt er (ich nehme an unbewusst) auch gerne mal.

      Nicht desto trotz, ich habe mal in einem Blog von einem deutschen Religionswissenschaftler, dem ich da mehr Objektivität zu traue, und in einem Interview von einem Tibetologen gehört, dass vor dem Einmarsch der Chinesen in Tibet ein unterdrückerisches Feudalsystem geherrscht hat, von dem die klerikale Kaste profitierte.

      Das rechtfertigt natürlich nicht die Menschenrechtsverletzungen damals wie heute in China. Ich sehe aber mittlerweile auch die Free-Tibet-Bewegung aus zwei Gründen kritisch:

      * Welcher Zustand/Welche Regierung soll denn nach dem Rückzug der Chinesen herrschen? Ich hoffe, wenn das passiert, wird die Mönchsklasse heraus aus der Regierungsmacht gehalten.
      * Im Zuge der Ein-China-Politik wurden Chinesen in das tibetische Gebiet angesiedelt, die je nach Gebiet zwischen 20% und 30% Bevölkerungsanteil ausmachen. Was soll mit diesen Menschen geschehen? Sie wurden fast alle dort geboren, leben in zweiter oder sogar dritter Generation in Tibet, wieder nach China zurücksiedeln fände ich unfair.

    3. christian von praun

      Tibet wird chinesisch bleiben. Ob das jetzt “rechtmäßig” ist … ich denke, China hat da einfach Fakten geschaffen … wo fängt man an – wo hört man auf?

  2. Tarifkenner

    Vielen Dank für die Sendung.

    Die Aussage (ca. bei 5’10”)) , dass Sankt Petersburg und Georgien in einem Land lägen, nämlich Russland, ist nur für die Zeit bis 1914 richtig. Georgien und Russland sind zwei verschiedene Staaten. Sie gehörten von 1921 bis 1991 demselben Staat an, nämlich der Sowjetunion. Zu dieser Zeit hieß die Stadt allerdings schon seit 1914 und bis 1924 Petrograd und danach Leningrad. Während und nach dem Zusammenbruchs der Sowjetunion hat sich gerade Georgien relativ entschieden von den Staaten der ehemaligen Sowjetunion wie Russland abgegrenzt, indem es zum Beispiel der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) nicht von deren Beginn an angehörte und später auch wieder austrat.

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    1. Norbert

      Auch wenn das jetzt kleinlich wirkt: Petrograd ist einfach nur die Übertragung von Petersburg in’s Russische (Peter = Petr/Петр; Stadt/Burg = Grad/Град). Das ist keine echte Umbenennung. Und so wie Du es schreibst klingt es, als hätte Georgien vor 100 Jahren sieben Jahre lang nicht zu Russland/zur UdSSR gehört. Das ist nicht richtig.

    2. Tarifkenner

      “Petrograd ist einfach nur die Übertragung von Petersburg in’s Russische (Peter = Petr/Петр; Stadt/Burg = Grad/Град). Das ist keine echte Umbenennung.”

      Das war mir bekannt. Ich weiß nicht, ob es einen scharfen Unterschied zwischen “echter Umbenennung” und “bloßer Übertragung” gibt. Ich hätte keine Bedenken, den Wandel von Philipp Schwartzerdt zu Philipp Melanchthon als Umbenennung zu qualifizieren, auch wenn es nur eine Übersetzung ist. Hinzu kommt, dass mit der Russifizierung auch das “Sankt” weggefallen ist. Ob eine Stadt nach “Peter” oder dem Heiligen Peter (Petrus) benannt ist, macht schon einen Unterschied.
      Vielleicht können wir uns ja auf den Terminus “Namensänderung” einigen,

      “Und so wie Du es schreibst klingt es, als hätte Georgien vor 100 Jahren sieben Jahre lang nicht zu Russland/zur UdSSR gehört. Das ist nicht richtig.”

      Wenn man genau liest, kann man diesem Irrtum m.E. nicht erliegen. Seit 1914 gibt es kein Staat mehr, dem eine Stadt namens Sankt Petersburg und zugleich Georgien angehört. Von 1914-1918 ausschließlich wegen der Namensänderung der Stadt, von 1918 bis 1921 – immerhin knapp drei Jahre – zusätzlich deshalb, weil Georgien nicht mehr Rußland und noch nicht der Sowjetunion angehörte.

    3. Norbert

      Ich kann mir gut vorstellen, daß die Stadt im Volksmund schon immer “Peters Stadt”/Petrograd hieß, und der offizielle Sprachgebrauch dem 1914 einfach angepasst wurde. Denn wenn Du Dir die Entstehungsgeschichte der Stadt ansiehst, dann ist sie genau das: Peters Stadt. Das “Sankt” stand immer nur aus einem Grund vor dem Ortsnamen: um den Schein zu wahren und die Kirche nicht zu verärgern.

  3. David

    Mir fehlt irgendwie der 2. Teil der Geschichte und der aktuelle Einfluß Chinas dabei. Ich hab echt keine genaue Ahnung, aber so wie ich das verstanden habe, funktioniert die Findung des nächsten Dalai Lamas immer, daß der derzeitige Penchen Lama (#2 in der Hierarchie) die Reinkarnation des alten Dalai Lamas in einem Kind erkennt und dieser dann Dalai Lama wird.
    Und umgedreht genauso.
    Der aktuelle Penchen Lama ist aber wohl aktuell verschwunden/unter Chinas Einfluß, so daß es als ziemlich wahrscheinlich gilt, daß der nächste Dalai Lama ein der KP genehme Person Chinas gewählt wird, sobald der jetzige Tenzin Gyatso (auch schon 83) irgendwann stirbt….

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