WR739 Die Pest

 

Zwischen 1347 und 1352 wütete die Pest in Europa und kostete Millionen Menschen das Leben. Matthias von Hellfeld erzählt.

Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 15. Oktober 2017 auf DLF nova.

15 Gedanken zu „WR739 Die Pest

  1. Alexx

    Wenn uns die Antibiotika ausgehen sterben wir nicht.
    Schon heute müssten die tausenden Toten in Deutschland durch MSRA nicht sein.

    Die Phagentherapie ist hochwirksam. Nur verdient daran die Pharmaindustrie so gut wie nichts, also ist es hier nicht zugelassen. Es muss sich immer ein Arzt finden, der dafür das Risiko auf sich nimmt: Individueller Heilungsversuch.

    Während die Amerikaner die Antibiotika entwickelten, setzte man im Osten auf die Phagentherapie. Dort wird sie noch heute, auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR, vielfach eingesetzt.

    Diese Therapie ist viel Wirksamer als Antibiotika und verursacht keine Nebenwirkungen. Der einzige Nachteil ist, dass man ein paar Tage braucht die Phagen passend mit mikrobiologischen Methoden zu züchten.

    Der wichtigste Vorteil ist aber: Es wird niemals resistente Krankheitserreger gegen diese Therapie geben!

    https://de.wikipedia.org/wiki/Phagentherapie

    Antworten
    1. Alexx

      * MRSA natürlich.

      Ich finde das ist ein doppelter Skandal. Zehntausende Tote jedes Jahr weil die Krankenhäuser in Deutschland die Hygiene nicht im Griff haben (in Holland klappt es dagegen!) und dann obwohl es eine einfache Heilung gäbe.

      Milliarden Jahre Evolution haben Viren hervorgebracht, die die Menschheit einfach nutzen kann um sie gegen bakterielle Krankheitserreger einzusetzen. Aber hier sterben die Menschen und ein paar hundert Kilometer weiter östlich überleben Patienten, ebenfalls mit MRSA ohne Probleme.

      Könnt ich mich wieder aufregen….

  2. Marc

    Aus dna Untersuchungen an Doppelgräbern aus der 2. Hälfte des 6. JH. aus Oberbayern wissen wir mittlerweile, dass die dort Gestorbenen einem Pest Erreger zum Opfer gefallen sind. Dieser Pest Ausbruch datiert wunderbar zur Justinianischen Pest, und wir wissen dadurch auch, dass diese der “selbe“ Pest Erreger Strang war wie der Spätere im SpätMittelalter.

    https://www.shh.mpg.de/236461/justinianplaguegenom

    Und die einzige Erklärung zu dem Technologie Verlust ist leider unbefriedigend: Sie wussten schlichtweg nicht mehr damit umzugehen, bzw eine solche Infrastruktur instand zuhalten.

    Antworten
    1. holgi Beitragsautor

      Die ist tatsächlich die unbefriedigend. Weiß man denn, warum das so passiert ist? Die werden ja nicht schlagartig alle doof geworden sein…

    2. Norbert

      Am Verlust der Infrastruktur dürften mehrere Faktoren beteiligt gewesen sein. Die Indstandhaltung war teuer und dürfte die finanziellen Möglichkeiten frühmittelalterlicher Städte überfordert haben. Die Einwohnerzahl der Städte war in Folge von Kriegen (z.B. Völkerwanderung) und Krankheiten (z.B. Julianische Pest) erheblich geschrumpft, und auch der Bevölkerungszustrom aus dem Umland hatte aus den selben Gründen nachgelassen. Gleichzeitig erforderten die unsichereren Zeiten mehr Investitionen in Verteidigungsanlagen – Geld, das an anderer Stelle fehlte.

      Dann gibt es noch den Effekt, daß bei nachlassender Nachfrage auch die Anzahl der Spezialisten zurück geht, die das jeweilige Gewerbe beherrschen. Und je kleiner eine Gruppe wird, desto anfälliger wird sie für Katastrophen. Es ist also durchaus denkbar, daß die “Wissenden” nicht nur mangels Aufträgen, sondern auch im im Zuge mehrerer Kriege und Seuchen ausgestorben sind.

      Und gerade Aquädukte waren sehr verwundbar – sie benötigten besondere Verteidigungsmaßnahmen an der Stelle, wo sie die Stadtmauer durchquerten, und bei einer Belagerung waren sie mit das Erste, was der Feind zu zerstören versuchte (ich möchte hier nur auf das Valens-Aquädukt in Konstantinopel verweisen, das erst 130 Jahre nach seiner Zerstörung durch die Awaren 626 wieder instand gesetzt werden konnte – und Konstantinopel war damals die größte und reichste Stadt Europas). Und mit der in Mitteleuropa einsetzenden Zersplitterung der Herrschaftsgebiete kontrollierten die Städte wahrscheinlich auch nicht mehr das gesamte von einem Aquädukt durchquerte Gebiet, insbesondere nicht das Quellgebiet.

    3. hilti

      Da ist teilweise Wissen verloren gegangen. Auch wenn man sichs nicht vorstellen kann. Die Herstellung von römischen Beton/Zement (da hab ich die Details leider auch wieder vergessen…) ist eine der Sachen, die in Vergessenheit gerieten. Römischer Beton war aber ein wichtiger Bestandteil der Rinne der Aquädukte. Mit anderen Baustoffen konnte man die nicht so gut dicht halten.

    4. Norbert

      Kleiner Einwurf: Römischer Beton konnte zwar unter Wasser abbinden, war aber etwas porös (wasserfest ist nicht unbedingt wasserdicht). Abgedichtet haben die Römer mit Kalkmörtel (der im Laufe der Zeit vom Wasser fortgeschwemmt wurde, und deshalb regelmäßig erneuert werden musste)

  3. DraupnirSammler

    Ganz generell ein passendes und sehr interessantes Buch zum Thema ist “Der Schwarze Tod und die Verwandlung Europas” von David Herlihy.
    Prädikat: Sehr lesenswert !

    Antworten
  4. David

    Das finstere Mittelalter… oder die verlorenen 1000 Jahre.
    Ja, die Pest um 13xx war ohne Zweifel ein tiefer Einschnitt für Europa, aber was ist denn in den 800 Jahren zuvor seit ~500 nach dem weströmischen Reich so passiert? Jaja, das Frankenreich mit Karl, später Otto – aber ist das nicht trotzdem etwas wenig? War die Degeneration da so groß, daß es die Jahrhunderte gebraucht hat, um wieder auf den Stand zu kommen, oder ist das nur alles durch Kriegswirren ohne große Aufzeichnungen “verschollen”? Die Wikinger hatten da auch ihre Zeit.

    Antworten
  5. njorg

    Die Pest war auch für die Religion extrem einflussreich. Die “ars moriendi” (Kunst des Sterbens) wurde im späten Mittelalter extrem populär. Hintergrund war die Angst vor einem frühen und plötzlichen Tod, wie er durch die Pest so viele ereilte. Diese Kunst- und Literaturform nahm das “bedenke, dass du sterben wirst” auf und versuchte einerseits an den Tod als etwas normales zu gewöhnen, das jeden, auch den Mächtigsten trifft, und andererseits dazu anzuhalten, nicht eines Tages vor dem Tod stehend voll Reue auf sein Leben zurückblicken zu müssen. Also jetzt ein moralisch richtiges Leben führen, nicht irgendwann. Sicherlich auch jetzt ein erfülltes Leben führen, aber ersteres dürfte präsenter gewesen sein.
    Diese Vorstellungen wurden so populär, dass anzunehmen ist, dass sich die Angst vor Tod und damit verbunden um das eigene Seelenheil immer weiter steigerte (obwohl das Gegenteil eigentlich das ursrüngliche Anliegen der ars moriendi war: Beruhigung/Normalisierung und moralischen Halt spenden). Luther und die anderen Reformatoren dürften nicht zuletzt aufgrund dieser großen Angst so erfolgreich gewesen sein, denn schließlich nahmen sie die Angst vor dem jüngsten Tag, indem sie die Gnade Gottes als unkäuflich predigten. Plötzlich musste nicht mehr jede kleinste Fehler oder auch ein großes Vergehen in der Vergangenheit die eigenen Gedanken bestimmen (was kann ich tun, um wieder gut zu machen, wie kann ich die Höllenqualen verhindern?). Stattdessen wurde es zum wichtigen Glaubenssatz für viele, hoffend auf die Gnade Gottes zu vertrauen, ohne selbst dabei zuerst eine Bringschuld zu haben. Das muss für viele ein extrem entlastender Gedanke gewesen sein.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Marc Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert