WR1318 Heinrich Schliemann

In den 1870er Jahren hat Heinrich Schliemann nicht Troja entdeckt, sondern irgendetwas anderes. Matthias von Hellfeld erzählt.

Leoni Hellmayr: Der Mann der Troja erfand*

Auch schön: Resonator-Podcast zum Spinosaurus

*Affiliate-Link: Wer über diesen Link Amazon betritt, lässt mir bei allen Käufen der Session eine Provision zukommen.

7 Gedanken zu „WR1318 Heinrich Schliemann

  1. Tarifkenner

    Dankeschön für die schöne Sendung. Ein paar Hinweise:
    Am Anfang der Sendung erklärt Holgi den Namen des Epos ILIAS mit „Die Fahrten des Odysseus“. Das war bestimmt ein Versprecher: Die Fahrten des Odysseus von Troja zurück nach Ithaka und die Kämpfe, die er dort bestehen muss, um wieder „König“ zu werden, sind in einem Epos namens ODYSSEE geschildert.
    In der ILIAS wird ein relativ kurzer Abschnitt des trojanischen Kriegs geschildert: vom Zorn des Achills bis zur Rückgabe des Leichnams Hektors an Priamos. Was allerdings NICHT in der Ilias steht – und das wissen viele nicht – ist die Eroberung Trojas mit Hilfe der List des Odysseus, den Trojanern ein hölzernes Pferd stehen zu lassen. Diese Geschichte wird sehr kunstvoll in zwei Rückblenden innerhalb der ODYSSEE erzählt.
    *
    Bei der Frage, ob Schliemann denn nun Troja entdeckt hat, erscheint mir das klare Nein von MvH etwas zu apodiktisch. Er hat meines Wissens eine Stadt entdeckt, die lange bewohnt war, so dass sich in den verschiedenen Zeitphasen verschiedene Schichten gebildet haben. Klar ist wohl, dass die Schicht, die Schliemann als das homerische Troja beschreibt, nicht aus der Zeit um 1200 v. Chr. stammt, auf die man normalerweise den trojanischen Krieg datiert. Aber es könnte sich natürlich um eine ältere Stadt handeln, die schon Troja hieß und mit dem homerischen Troja so viel oder wenig zu tun hatte, wie „das Rom der Punischen Kriege“ mit dem „Rom Kaisers Diokletians“.

    Antworten
    1. Norbert

      Schliemann hat seinen Spaten ziemlich zielsicher an dem Ort angesetzt, der schon in der Antike als das Homersche Ilion/Troja galt – und hat dann zu tief gegraben. Von der Antike bis in’s frühe Mittelalter hat es an dieser Stelle immer eine Stadt Ilion gegeben. Xerxes hat dort der Athena Ilias geopfert, ehe er über den Hellespont setzte und in Griechenland einfiel, ebenso wie Alexander der Große, nachdem er den Hellespont in die Gegenrichtung überquerte. Später übernachtete Kaiser Augustus in der Stadt und investierte viel Geld in Restauration, Erweiterung und Verschönerung der Polis. Noch 1463 suchte Sultan Mehmed II den Ort auf – nachdem er sämtliche damals existierenden griechischen Staaten erobert hatte.
      Darüber hinaus gibt es hethitische Briefe aus der Zeit kurz vor dem Trojanischen Krieg, die einen bedeutenden Ort in dieser Gegend betreffen, dessen Name – 𒌷𒃾𒇻𒊭 Wilusa bzw. 𒋫𒊒𒄿𒊭 Truwisa – viele auf Hethitisch spezialisierte Linguisten mit Ilion bzw. Troja gleichsetzen. In mindestens einem dieser Briefe geht es um einen Vertrag, den ein König Alaksandu von Wilusa etwa 50 Jahre vor dem Trojanischen Krieg mit dem Hethitischen Großreich geschlossen hat. Alaksandu klingt wiederum wie Alexandros/Alexander, womit das nicht nur die erste bekannte Person dieses Namens wäre, sondern auch ein Namensvetter des Prinzen Paris Alexander, der Helena entführte.
      Die Aussage, Troja hätte es nicht gegeben, erscheint mir auch etwas mutig.

  2. Christoph Stein

    > shit, Eingabe abgebrochen, bevor sie fertig war. Also nochmal <

    Frohes neues Jahr!

    Zur Frage ob sich die Griechen einen Kopf gemacht haben, woher denn eigentlich Zeus stammt:
    Ja, haben sie.
    Es gibt eine genealogische Vorgeschichte der olympischen Götter. Und nicht nur das. Die gesamte Abstammungsgeschichte der griechischen Mythologie ist äußerst komplex. Die Wikipedia bietet eine grafische Rekonstruktion:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/14/Mythstammbaum_reloaded.svg

    Am Anfang stand jedenfalls nicht Zeus, sondern das "CHAOS".
    Ok, bei so einem Anfang macht weiteres Nachfragen keinen Sinn mehr.

    Macht weiter so. Der Geschichtsunterricht ist sehr unterhaltsam.

    Antworten
  3. Christian

    Gibt es sonst noch jemanden, dessen Hermes im Kopf bis heute Rollschuhe hat, dessen Zeus so gut wie Beckenbauros spielte und der von einem Kriegsberichterstatter und seinem Schreiber durch die Ilias und die Odyssee geführt wurde?

    (6 Hörspiel-Kassetten von “Kiosk”)

    Antworten
  4. Dampier

    Hab heute mal wieder reingehört, ich mag ja WRINT Wissenschaft gern, aber diese Geschichtsstunden … Herr Hellfeld ist mir viel zu flapsig, und scheint unsere Vorfahren für komplette Volltrottel zu halten, die sich in ihren primitiven Behausungen irgendwelche albernen Geschichten ausgedacht haben. Nur zur Erinnerung: die Menschen der Antike waren GENAU wie wir! Das waren keine Primitiven, und sie waren kein bisschen weniger intelligent als wir heute.

    Das ist mir alles zu respektlos (hier auch von Holgis Seite, dessen Zwischenfragen ich normalerweise auch sehr schätze). Es gibt viele hervorragende Historiker*innen, die toll erzählen können und die Objekte ihrer Studien mit dem gebührenden Respekt zu behandeln wissen. Ich würde mich freuen, in der WRINT Geschichtsstunde vielleicht auch mal die ein oder andere neue Stimme zu hören.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert