Im Jahr 1986 gab es von konservativer Seite den Versuch, die Einzigartigkeit des Holocaust in Frage zu stellen. Matthias von Hellfeld erzählt.
Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 7. Juni 2021 auf DLFnova.
Auch interessant: Weizsäckers Rede zur Beendigung des Krieges am 8. Mai 1985 (Video, 45min) – Wikipedia dazu
Hallo,
diese Folge finde ich aufschlussreicher als die im DLF.
Im übrigen: das Links-Rechts-Ding, welches am Schluss Thema ist, leidet unter einer der größten Nebelkerzen der Weltgeschichte. Nämlich der absurden Idee, dass Marxismus und alles was folgte links ist. Eigentlich war das aber nur anti-feudalistischer Feudalismus. Die ursprüngliche Idee der linken Ideologie stammt aus der europäischen Aufklärung und meint im Kern: Menschenrechte für alle. In diesem Sinn bin ich linksradikal. Und stimme freudig ein: “In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod.”
super folge
danke
Sehr interessante Folge. Bei mir wurde über Apple nur 35,20 Minuten ausgeliiefert…. kannst ja mal schauen ob da was kaputt ist.
Viele Grüße
Marek
Neu laden hätte das Problem gelöst 😄
ich bin sicher, dass es nicht so gemeint ist, aber Nolte kommt in der Darstellung doch etwas zu gut weg, bzw. die berechtigte Kritik an Noltes Thesen werden nicht ausreichend dargelegt. Nolte hat den eliminatorischen Antisemitismus klar gerechtfertigt. Nolte hatte dafür keine plausiblen Belege und These einer jüdischen Kriegserklärung an Deutschland (und ähnliche Thesen) gab es in dieser Form nur in radikal rechter antisemitischer (Nazi-)LIteratur. Nolte zu diesem Zeitpunkt noch der “konservativen Seite” zuzurechnen ist aus meiner SIcht nicht ganz plausibel. Die Rechtfertigung des Holocaust, wenn auch als Überreaktion, ist eine Position, die keine konsvervative mehr ist, sondern eine nazistische Position. Seine späteren Veröffentlichungen zeigen, dass das kein Versehen war. Er wiederholte die These, dass der Holcaust eine Reaktion auf das “Verhalten der Juden” sei. Das sind ganz krude antisemitische Weltbilder, die von Nolte im Laufe der Zeit präsentiert wurden, die mir an dieser Stelle nicht angemessen genug dargestellt und kritisiert wurden.
Zu der schwarzen Pädagogik würde ich gerne noch etwas ergänzen: Das ist nur die Spitze des Eisbergs. Da ist noch so unglaublich viel mehr, kurze Beispiele:
Das Buch “Jedes Kind kann schlafen lernen”, ist 2013 erschienen und basiert auf den Lehren der zitierten Dame. Wird heute noch oft eingesetzt. Und man muss sich mal die Situation der Eltern vorstellen:
– Die Erziehung wird “einfacher” – Das Kind schläft durch (hat aber einen Preis, den man erst später merkt)
– Es funktioniert. Wieso mach Ihr das nicht?
– Die Erläuterungen sind extrem einfach und einleuchtend
– Man muss sich gegen die neuesten Erkenntnisse stellen
– Man muss sich eingestehen, dass man “falsch” erzogen wurde
– Man muss seinen Eltern erklären, dass sie einen “falsch” erzogen haben
=> Man muss sich gegen die gesamt Gesellschaft stellen
Man bedenke: Kindererziehung ist ein extremes Thema: Die Kinder sind die eigene Zukunft, da sind sofort Emotionen dabei.
Dann sind die Emotionen ein weiterer Aspekt:
– Die Eltern sind an nichts mehr Schuld
– Es gibt einen Sündenbock (das Kind)
– Es gibt dadurch für die Eltern eine Möglichkeit ihren Emotionen umzugehen: Sie an dem Kind auslassen
– Das Kind hat natürlich auch Emotionen. Die werden von den Erwachsenen systematisch unterdrückt.
– Aber es lernt auch eine Möglichkeit damit umzugehen: Siehe Eltern – Irgendjemand schwächeren suchen und den niedermachen.
Nur mal so auf die Schnelle, ganz überblicke ich das auch nicht. Aber immer wenn ich da was höre wird der Eisberg größer.
Ja, aber…
“Die Methode ist umstritten, weil sie Eltern einiges abverlangt. Aber sie funktioniert, wenn sie wie empfohlen durchgeführt wird und sie schadet auch nicht. Eine australische Studie stellte 2012 fest: Kinder, mit denen im Säuglingsalter ein Einschlaftraining durchgeführt wurde, zeigten Jahre später in ihrer emotionalen Entwicklung und seelischen Gesundheit keine Unterschiede zu Altersgenossen. Auch die Beziehung zu ihren Eltern hatte nicht gelitten. Andere Studien bestätigen, dass Kinder durch Schlaferziehung keinen Schaden nehmen.”
https://www1.wdr.de/wissen/mensch/schlafen-lernen-kinder-100.html
Bei der Methode wird das Kind alleine gelassen. Es wird im vermittelt, auch wenn du noch so lange um “Hilfe” schreist, Du bleibst alleine. Das ist auch das was von den Eltern “abverlangt” wird, die Hilferufe ihres Kindes zu ignorieren. Wenn das Kind aufhört zu schreien, liegt es nicht an einer Einsicht oder einem Lernerfolg, sondern daran, dass es resigniert. Warum das problematisch ist, gibt es z. B. hier
Unabhängig davon funktioniert die Methode und sie hat sogar ihre Daseinsberechtigung. Sie wurde entwickelt für Notfälle. Wenn irgendetwas gar nicht passt und z. B. die Gefahr besteht, dass ein Elternteil dem Kind aus Not körperliche Gewalt antut, dann ist diese eine Situation für die diese Methode entwickelt wurde. Sie funktioniert, aber sie hat einen Preis. Dieser Preis besteht darin, dass die Beziehung zwischen Eltern und Kind gestört wird. Das ist nicht gut, aber muss auch nicht gleich zu denselben Auswirkungen wie ein Aufenthalt in einem der angesprochenen Kinderheime führen. Das können Eltern ausgleichen, aber das muss man halt auch, wenn die Beziehung keinen Schaden nehmen soll. Von daher sehe ich die Methode sehr kritisch, auch wenn die 14 Kinder in der zitierten Studie keine Schäden aufwiesen. Mir fehlt leider das Zitat, aber der Entwickler der Methode Herr Ferber wünscht sich soweit ich weiß übrigens, dass er das vielgelesene Buch nicht geschrieben hätte.
Zu dem Thema kann ich auch einen Podcast empfehlen und zwar müsste das die Folge 45 – Bestrafungen und Belohnungen sein:
https://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/p/podcast.html
Es gibt aber neben dieser Erziehung noch einen weiteren Aspekt, der bei vielen Kindern zu lebenslanger Traumatisierung geführt hat, die diese auch in die nächste Generation weitergereicht haben: Und das ist das Erlebte im Krieg (Hier seien auch nochmal die Bücher von Sabine Bode: Kriegskinder und Kriegsenkel zu erwähnen). Jetzt stelle man sich doch mal einen kleinen Jungen oder Mädchen vor, die entsprechend empathielos aufgewachsen und die dann durch die Kriegshandlungen emotional derart in die Begrenzung gefahren wurden und dass dann zeitlebens nur unterdrückt und nie aufgearbeitet haben, wie sollen die denn normale Beziehungen zu ihren Partnern oder Kindern aufbauen können?
Mein Vater wurde 1930 geboren, ich weiß daß meine Großmutter die Ratschläge für die “Deutsche Mutter” beherzigt hatte (Das Buch war noch in den Neunzigern bei uns in der Familie, wir bekamen es zur Geburt unserer Erstgeborenen – mehr aber als Absurditätensamlung). Aber mein Vater konnte zeitlebens keine empathische Beziehung zu uns Kindern aufbauen, er blieb immer verhalten und reserviert.
Meine Tochter hat sich für Ihre Bachelorarbeit mit der Kindheit in Kriegszeiten beschäftigt und sich exemplarisch mit ihren Großeltern in Form von Interviews auseinandergesetzt. Da hat er zum ersten Mal von seinen Erlebnissen erzählt: So hat er hat den Luftangriff auf Darmstadt als 14 jähriger miterlebt und ist in einem Luftschutzkeller mehrere Tage verschüttet gewesen, oder ist später in einem Zug gefahren, der von Tieffliegern beschossen wurde. All das hatte er über 70 Jahre für sich behalten und mit sich alleine ausgemacht.
Erst beim Hören des Podcasts heute ist mir der Bezug zur schwarzen Pädagogik aufgefallen, jetzt passt das für mich zusammen!