Vom vermeintlichen Reinreden

Zu WR 236 gab es reichlich Kritik, die entweder beklagt, Malte würde mir ständig reinreden, oder ich würde Malte ständig reinreden. Beides ist falsch.

Wir reden einander nicht rein, sondern reden so, wie Menschen in der Regel reden, wenn sie irgendwo sitzen und kein Publikum haben oder nicht daran denken, dass sie vor Publikum reden, nämlich parallel zueinander.

In diesem Fall ist das Problem entstanden, weil wir einerseits in einem reichlich weitläufigen Raum gesessen haben und andererseits, weil wir beide keine Köpfhörer aufhatten, so dass wir selbst keinen ständigen Eindruck davon bekommen konnten, wie wir vor Publikum klingen. Es war nicht das erste Mal, dass ich ohne Kopfhörer aufgenommen habe, allerdings erstmalig in einer solchen räumlichen Situation – und vermutlich auch das letzte Mal.

Wieder was gelernt.

Und auf des Rätsels Lösung gebracht hat mich Riotburnz. Vielen Dank!

25 Gedanken zu „Vom vermeintlichen Reinreden

  1. Eule

    Die Kommentare haben mich an einen interessanten Artikel über eine Psychologieprofessorin im US-Magazin “The Atlantic” erinnert, den ich neulich gelesen habe. Hauptsächlich geht es darin um ihre technikkritische (aber nicht technikfeindliche) Forschung zum Einfluss digitaler Geräte auf menschlichen Kontakt, und zum Teil auch um das Wesen direkter Konversation an sich. Relevanter Auszug:

    Conversations, as they tend to play out in person, are messy—full of pauses and interruptions and topic changes and assorted awkwardness. But the messiness is what allows for true exchange. It gives participants the time—and, just as important, the permission—to think and react and glean insights. “You can’t always tell, in a conversation, when the interesting bit is going to come,” Turkle says. “It’s like dancing: slow, slow, quick-quick, slow. You know? It seems boring, but all of a sudden there’s something, and whoa.”

    http://www.theatlantic.com/magazine/archive/2014/01/the-eavesdropper/355727/

    dl;dr: So ein bisschen Durcheinander ist normal und kann eigentlich auch ganz nützlich sein.

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  2. jEN

    Ich fand die Unterhaltung natürlich und dynamisch. Zwar hatte ich mehrere “argh.. lass ihn doch einfach mal ausreden!”-Momente, aber die hätte ich genauso beim Live-Zuhören gehabt 🙂

    An Podcasts schätze ich exakt diese Gesprächsdynamik, die im Radio eben nicht anzutreffen ist…

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  3. SvenS

    Man sollte auch einen Gesprächspodcast von Formaten die dazu gedacht sind Information zu vermitteln unterscheiden. Nicht das ein Gesprächspodcast nicht auch Information vermittelt, aber zumindest für mich ist das wie wenn man in einer größeren Gruppe zusammensitzt und einfach zuhört. O.k. da ich hauptsächlich im Auto höre hab ich auch schon meinen Kommentar dazu gegeben, also nicht nur zugehört, aber das ist eher um den “Druck” abzubauen wenn man einem Argument absolut widersprechen oder zustimmen möchte.

    Wie oben schon gesagt ist es die Gesprächsdynamik die mich auch mehrstündige Sendungen schätzen lassen. Mit dem Duktus wie z.B. bei Deutschlandradio wäre es unerträglich.

    Man bekommt bei solchen Podcasts wie Wrint Einblick in die Gedankenwelt und Realität anderer Menschen und kann so seine eigene Sicht der Dinge hinterfragen. Manchmal hat es mich nachdenklich gemacht und zu einer Änderung meines Weltbildes zu einer bestimmten Sache geführt, und manchmal auch meine Sicht bestätigt. Das im übrigen unabhängig davon ob im Gespräch nun meine Sicht bestätigt oder widersprochen wurde weil einfach ein neuer Blickwinkel gezeigt wurde.

    Ganz deutlich hört man das auch beim Resonator. Dort klingt Holgi erst mal komplett anders und wenn ein Gegenüber locker ist, dann klingt es nach einer Weile eher wie Wrint.

    Alles in allem bin ich mit den Formaten die Holgi produziert sehr zufrieden, außer mit den Flaschensendungen, aber hey, bischen Schwund ist ja immer ;-). Es macht zusammen mit anderen Podcasts die 6-8h die ich jede Woche mindestens auf der Autobahn verbringe wesentlich angenehmer. Holgi ist so gesehen ein angenehmer Beifahrer.

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  4. Manuel Schneidereit

    Ehrlichgesagt, ich habe das garnicht so empfunden, im Radio ist das manchmal viel schlimmer wegen des Zeitdrucks. Ich finde das die Chemie zwischen dir und Malte sehr sehr gut ist, da Malte eine einzigartige Perspektive hat und du sehr wohlüberlegte Standpunkte vertrittst aber auch seine akzeptierst.

    Von mir aus hätte es auch 8 Stunden gehen können, ich hoffe das Malte bald mal wieder zu Gast ist.

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  5. Romconstruct

    Vielen Dank für deine Stellungnahme Holgi.

    Zuvor hatte ich bei den Unterhaltungen in deinen Sendungen mit Alexandra oder Tobi immer das Gefühl von recht gut einspielten Teams. Wobei du auch gegenüber Tobi oft recht “dominant” auftrittst. Wurde meine ich auch schon hier und da mal den Kommentaren angemerkt.

    Womöglich liegt es auch an Skype und daran das du/ihr dort grundsätzlich mal versucht Pausen zu machen. Denn dort bedarf es ja schon einiger Gesprächsdisziplin um sich nicht ständig reinzuquatschen. Bei NSFW empfinde ich dagegen es oft so dass Tim dir reinquatscht und ihr euch dann gerne mal durch lauteres Sprechen abwürgt (gefühlt). Da sitzt ihr halt auch nebeneinander wie in der hier angesprochenen Folge.

    Mein Gefühl des “Reinredens” wurde noch dadurch bestärkt dass Malte mehrfach darum gebeten hat einen Gedankengang mal endlich ausformulieren zu dürfen. Er hat es sehr nett formuliert mit “wenn du mir dann vielleicht mal gestatten würdest”, aber das habe ich zu dem Zeitpunkt in meinem Hirn so umgesetzt dass er einfach durch seine Eloquenz überspielt wie genervt er eigentlich ist. Ein Beispiel was mit im Gedächtnis geblieben ist, ist hier die Stelle wo es über Forschungen zum Thema Glücksgefühl der Eltern mit Kind geht (Männer 7 Jahr unglücklicher Frauen sogar 15 Jahre).

    Habe ich dann wohl falsch aufgefasst 🙂

    Ich neige leider oft auch dazu schnell dazwischen zureden, weil mir gerade ein sehr gut passender Gedankengang in den Sinn kommt der halt zum Gespräch passt, den ich dann auch unbedingt loswerden muss um ihn nicht zu vergessen. Ich meine etwas in der Art hättest du auch mal erwähnt dass es dir ähnlich geht. Vor allem wenn du auch einen direkten Bezug zu Situationen herstellen musst die dir widerfahren sind um einen bestimmten Sachverhalt, der dir geschildert wurde, besser verstehen zu können.

    Dabei empfinde ich es aber selber als Unding wenn Leute innerhalb eines Gesprächs immer einfach so reinquatschen und vor allem nur durch ein “ich rede jetzt mal doppelt so laut wie du und würge dich dadurch ab” auffallen. Allein schon deshalb versuche ich schon länger an mir zu arbeiten, durchaus auch mit Erfolg. Ich habe gelernt andere ausreden zu lassen, erst mal nur zuzuhören und meine Gedankengänge dennoch nicht zu vergessen.

    Kritik hin oder her, danke auf jeden Fall für die vielen vielen unterhaltsamen Stunden mit dir und natürlich auch danke an deine Gesprächspartner ohne die alles ja so auch nicht möglich wäre.

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  6. cater

    ich war diesmal zuerst etwas arg spontan hineingeworfen, da anders als immer sonst malte überhaupt nicht vorgestellt wurde.
    es ging nach dem jingle einfach los.
    aber als ich dies dann einfach irgendwann so hingenommen hatte, fand ich mich auch über die durchaus beachtliche länge hinweg sowohl durchaus unterhalten, als auch zugleich von malte sehr angetan und habe ihn dann im nachhinein über die website geklickt und näher betrachtet.
    guter typ. guter cast. die vorstellung des gesprächspartners und evtl ein geplantes sendungsthema zu beginn empfinde ich dennoch als ziemlich notwendig für einen entspannten einstieg.
    weiter so holgi und auf ein gutes neues jahr! 🙂

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  7. Helena

    Beim ersten hören hatten ich auch diese “Lass ihn doch mal”-Momente, aber als ich den Podcast mir nochmal in Ruhe angehört habe nicht mehr.
    Lösung: 2x hören, dann störts auch nicht 😉 Ansonsten finde ich es durchaus verkraftbar, wenn bei 4 Stunden interessantem Hörvergnügen dazwischen geqatscht wird. Man muss ja nicht jeden Gedanken ausführen um verstanden zu werden, erst recht nicht bei einer so treuen Hörerschaft.

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  8. MRKS FLGNHR

    Ich finde, gerade das “Hereinreden” macht die Begegnungen zwischen Euch Beiden so interessant. Bitte, bitte beibehalten. Ob das bei anderen Gästen und Gesprächspartnern auch so sein muss, halte ich grundsätzlich für themenabhängig – grundsätzlich aber eher für kontraproduktiv. Ausnahme: Christopher Lauer. Aber hey, das ist Deine Sendung, das solltest Du halten wie die Paveier – Du bestimmst hier was wir hören dürfen 😉

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  9. Nykon

    Ich fand die Unterhaltung echt gut, hab mich an den ein oder anderen Stellen auch deutlich wieder erkannt … macht wie ihr wollt, ihr macht das schon.

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  10. berti

    Doch doch, hat schom gepasst. Mach dir keinen Kopf Holgi 🙂

    Endlich ein Podcast in vernümftiger Länge, sodass er mir für 4 Nächte reicht statt immer für eine.

    Weiter so !

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  11. anne

    lieber holgi,
    danke für die folge mit malte, die reaktionen sowie die stellungnahme.
    so gern ich fast alle deiner produktionen höre, ich muss mich dem kanon leider anschließen. du hast oft gäste, bei denen man merkt, dass die chemie durchaus stimmt. das war auch bei diesem der fall.
    wie du ja selbst sagst, ihr sprecht, “so, wie Menschen in der Regel reden, wenn sie irgendwo sitzen und kein Publikum haben oder nicht daran denken, dass sie vor Publikum reden”. völlig verständlich, aber auch schade um die produktion. oft genug bin ich ungeduldig geworden und habe mich geärgert, weil interessante gedanken im nichts verschwunden sind. wie du ja selbst bemerkst, ist malte selten zu lesen (haja, facebook. tse.) und zu hören. dann lass ihm doch das wort auch, wenn er schon drum bitten muss. ich empfinde es auch als eher unhöflich, wenn mich jemand mehrfach bitten muss, nicht unterbrochen zu werden. leider ist es auch so, dass sich, wenn man dir regelmäßig zuhört, viele geschichten, die dir einfallen, wiederholen. du sagst ja selbst, du merkst dir selten, was du wo schonmal erzählt hast. das merkt man. ich möchte aber,ganz egoistisch, lieber die ansichten eines menschen, der noicht 3mal die woche zu hören ist, präsentiert bekommen, als ständig die eines sowieso präsenten menschen. auch wen ich ihn sehr schätze.
    bitte nicht falsch auffassen, die ist keine kritik an dir als person, aber dein output ist so enorm, dass natürlich wiederholungsgefahr besteht. ein wenig zurückgenommenheit anstatt eines vorgestellten, etwas krass anmutenden “das ist falsch” (s.o.) wäre hier sehr angenehm.
    danke fürs lesen, auch wenn du diesen komentar nicht freischalten solltest.

    liebe grüße auch weiterhin
    anne

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  12. Rico

    Ich hatte auch den einen oder anderen “jetzt lass ihn doch” Moment, aber wir Jammern hier auf recht hohem Niveau. Das war ein 1A Start in das neue Podcastjahr! Danke & hoffentlich in ein paar Monaten mehr davon.

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  13. Poeter

    aufgefallen ist mir das auch, allerdings fand ich es nicht schlimm, da jeder von Euch beiden aufgrund der “Sende”zeit von über vier Stunden trotzdem alles seine Bemerkungen anbringen konnte. Nervig hätte ich es gefunden, wenn der Eindruck entstanden wäre, dass einer von Euch beiden “zu kurz” gekommen wäre, aber dem war ja nicht so… Deswegen: gern weiter so, wenn es der Gesprächsgast hergibt

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  14. Christian

    Hallo Holgi!

    Ich fand deinen Podcast sehr unterhaltsam und informativ. mMch hat nichts gestört, empfand eure Gesprächsdynamik gut.

    gruß Christian

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  15. Daniel

    Ich habe die Ausgabe mit Malte Welding auf dem Weg zur Arbeit gehört und obwohl ich im Auto auch einmal “…jetzt lass ihn doch endlich mal ausreden!” schreien musste, gehört diese Ausgabe für mich mit zu den besten.

    An dieser Stelle: Danke für WRINT, holgi!

    Daniel

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  16. Daniel

    Ganz schön interessantes Feedback, dass es hier zulesen gibt!

    Ich wollte gerade schreiben, dass ich kurzzeitig glaubte ausversehen den mindfuck-cut heruntergeladen zu haben. Aber da ist mir das Internet mal wieder zuvorgekommen.

    Ich finds wahnsinnig-verrückt wie schwer es mir fällt, längere Teile dieser Sendung am Stück zu hören. Viel zu oft fängt Malte an, etwas zu erzählen und ist einen Halbsatz weiter ganz wo anders. Ich bin erstaunt wie schwer es mir fällt, mich auf seine Gedankensprünge einzulassen oder ihnen zu folgen.

    Wenngleich ich mich der Euphorie über diese WRINT-Ausgabe nicht anschließen kann, freue ich mich sehr über das Format, dass es mir erlaubt, immer wieder kleine Teile anzuhören und dann zu pausieren.

    WRINT on! 😉

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  17. Christof

    Ich könnte euch beiden ja unendlich zuhören. Daher war ich ganz froh, dass die Sendung so lange war 🙂
    Das Tolle bei Euch ist, dass ihr dermaßen verschiedene Pole darstellt (Auf der einen Seite der Holgi der keine Kinder will und auf der anderen Seite der Malte, der das alles unglaublich toll findet) und (jetzt kommt der Clou an der Sache) jeder für den anderen aber so viel Verständnis und Akzeptanz für den Standpunkt aufbringt, dass man selber da sitzt und beiden Seiten in Gedanken zunickt. Abwechselnd 🙂

    Zum Thema Reinreden sei so viel gesagt: Ich HASSE nichts mehr als wenn jemand ansetzt einen Gedanken zu formulieren und dann dabei unterbrochen wird und dann NICHT wieder darauf hinauskommt, worauf er eigentlich hinaus wollte. Das habe ich bei Euch beiden (Wenn ich mich recht entsinne) anders erfahren. Man fängt an, wird unterbrochen und diskutiert das aus und kehrt DANN zu seinem Ursprungsgedanken zurück. Eigentlich ein Gütesiegel für eine Unterhaltung 🙂

    Bitte mehr von euch beiden! Ich fahr voll drauf ab!

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    1. Ron

      ich muss hier Christof zustimmen. Es war grundsätzlich eine tolle Folge.
      Aber da Holgi dazu neigt, wenn er sich mal reinreden lässt, seinen Gedanken zu vergessen und später dann nicht mehr erzählt was er erzählen wollte, man selber jedoch darauf wartet, war es diesmal besonders störend, da Malte sehr oft reingegrätscht ist, wie ich finde.

      Zumal er den Eindruck vermittelte, dass es ihm völlig egal war was Holgi grade sagen wollte.

  18. bernd

    Von den “”argh.. lass ihn doch einfach mal ausreden!”-Momenten”, die ein Vorkommentator beschreibt, hatte ich beim Hören auch einige. Was ich an Holgi immer schätze, ist dass er in seinen Podcasts immer alle Beteiligten ausreden und ihre Gedanken in voller Länge ausbreiten lässt, so dass die Themen immer in sich geschlossen sind. Das ermöglicht es mir auch, meiner Verwandt- und Bekanntschaft, die zum Podcasthören angeblich keine Zeit haben, einzelne interessante Abschnitte von nur ein paar Minuten Länge empfehlen zu können. Holgis Beschreibung der Atmosophäre beim 30C3 hätte ich beispielsweise gerne als Ganzes gehabt, ohne die plötzliche Unterbrechung mittendrin.

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