Mit Rüdiger Bachmann und Christan Bayer.
Die Inflation ist hoch, die Inflationserwartungen auch, und wir reden darüber, was die EZB dagegen tun kann – und was nicht. Denn es sieht aus, als würde die EZB etwas machen, was sie nicht darf und auch nicht wollen kann: Poltik im Angesicht des Ukraine-Krieges. Außerdem immer noch nicht vom Tisch: Ein Energie-Embargo.
Darin: Great Resignation – Kriwoluzky et al: “ECB Can Lower Fuel and Heating Costs by Increasing Interest Rates but Would Risk Economic Recovery” – Federal Unemployment Reinsurance and Local Labor-Market Policies – The Rigidity of Russian Oil Holds the Key to Smart Sanctions – Realer Umsatzrückgang der Tankstellen beträgt 11,5%
Verteilung des knappen Gases:
Ich muss sagen, ich habe Zweifel, ob die von Christian vorgestellte Verteilung des Gases über den Preis funktioniert. Viele Verbraucher kümmern sich um ihren Gaspreis (und Verbrauch) relativ wenig, sondern drehen einfach die Heizung auf, bis es warm ist.
Mieter haben es nochmal schwerer, weil sie häufig den Gaspreis nur durchgereicht bekommen. Dabei werden dann noch “interessante” Verteilungsschlüssel nach Fläche und Verbrauch verwendet. Das konkrete Einsparpotential ist damit marginal.
(Kleines Beispiel: Ich habe im Jahr 2021 ca. 50€ an *verbrauchsabhängigen* Heizkosten gezahlt. Für das gesamte Jahr! Wenn sich der Preis jetzt verdreifacht, und ich es irgendwie schaffe, meinen Verbrauch zu halbieren, während meine Nachbarn ihr Verhalten nicht ändern, spare ich 75€. Dafür sitze ich einen ganzen Winter kalt.)
Dazu kommt, dass die Gasrechnung erst am Ende des Jahres kommt, die Verbraucher können sich hier also völlig unkontrolliert verschulden. Bei der Abrechnung bleibt der Anbieter vielleicht sogar auf seiner Forderung sitzen, wenn der Verbraucher Involvenz anmelden muss.
Die Verbraucher haben es in dieser Situation einfach, ein knappes Gut weiterhin unkontrolliert zu “verschwenden”, und die Industrie guckt in die Röhre, obwohl sie eigentlich die Partei ist, die mehr zahlen “könnte”.
Das muss im Ergebnis nicht schlecht sein, aber private Haushalte werden hier kaum aus dem Markt gedrängt.
Eine Anekdote zu überraschenden Auswirkungen der hohen Energiekosten: Ein Freund kontrolliert regelmäßig Beriebe und hat berichtet, dass Sand eines der Produkte ist, das sich sehr verteuert. Denn gewonnen wird dieser naß und die Trocknung kostet viel Energie. Ein Unternehmen das Sand und daraus Glas produziert hat Energieverträge mit langer Laufzeit abgeschlossen und war daher von der Verteuerung der Energiepreise eigentlich nicht betroffen. Sie haben den Betrieb trotzdem eingestellt, denn sie haben gemerkt, dass sie mit dem Verkauf ihrer Energie einen höheren Gewinn machen können, als mit ihrer Produktion.
Auch eine Form der Resilienz auf die man nicht so leicht kommt.
Grüße
Florian R