Swing Riots (Mit Matthias von Hellfeld)

Das ist kein Jazz! Aber Luddismus. Und Ted Kaczynski.

Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 25. August 2025 auf DLFnova.

5 Gedanken zu „Swing Riots (Mit Matthias von Hellfeld)

  1. Der Daniel

    Nach dem Anfang der letzten Wrintheit hatte ich schon so meine Gedanken zum Thema KI, und es juckte mich in den Fingern meinen ersten Wrintheits Kommentar zu verfassen. Da passt der aktuelle Geschichtsunterricht jetzt als Nachtrag dazu perfekt.

    Mir geht es im Moment ein bisschen ähnlich so wie den Leuten damals. Ich empfinde für diese neue Technologie ein hohes Maß an Ablehnung. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich mal zum technologiefeindlichen Boomer werde, aber KI hat das ausgelöst.
    Ich durfte mir in englischen Onlinediskussionen dazu, dafür schon ein paar mal den Begriff “Luddite” abholen. Jetzt weiß ich mehr darüber woher der Begriff eigentlich kommt, von daher danke.

    Persönlich komme ich mit meiner Ablehnung weniger von der Sorge um meine eigene Arbeit (Automobilbranche), oder Arbeitsplätzen im technischen Sektor allgemein. Da gibt es im Moment auf der einen Seite ganz andere Faktoren. Und auf der anderen liegt das Feedback, das ich von usern bisher höre, irgendwo zwischen “Wundermittel das alles kann” und “muss immer dreimal korrigiert werden, manchmal nützlich, oft nicht”. Daher glaube ich KI ist in diesem Bereich bei Entlassungen mehr Vorwand als Grund. Ob ich da richtig oder falsch liege wird sich zeigen.

    Viel eher finde ich es aber erschreckend wie sich die beiläufige KI Benutzung in vielen kulturellen, medialen und Bildungsbereichen ausbreitet. Oder eher, ich finde es erschreckend wie wenig Menschen in meiner persönlichen oder medialen Bubble dass auch erschreckend finden. Meist treffe ich auf Reaktionen zwischen Schulterzucken oder unbegrenzter visonärer Begeisterung.

    Ich habe bereits Kollegen die noch vor dem ersten eigenen Gedanken sofort ChatGPT fragen. Oder sich gar nicht mehr an einer Übersetzung versuchen, sondern selbst kurze Texte gleich in die KI hauen. Powerpoints mal eben mit ChatGPT füllen, damit die Folien voller aussehen, noch hintendran.

    Dazu beobachte ich wie jeden Tag mehr, oftmals fehlerhafter, KI Content im Internet existiert. Mehr KI generierte Medien, Texte, Videos. Ein bisher nicht in diesem Maße generierbarer Umfang an Falschinformationen. Dass muss nicht mal in böser Absicht sein, “throw shit at the algorythm, see what sticks” reicht ja. Es fühlt sich an als würden aus diesem (eigentlich) coolen Kommunikations- und Informationsnetzwerk “Internet” langsam die Menschen verschwinden. Dead Internet Theory in Echtzeit.

    Holgis Reaktion auf seinen Stimmklon, oder die Überlegungen ob man dann nicht ganze Nachrichtensprecher durch KI ersetzen könnte, passten da unangenehm in meine bisherige Wahrnehmung.

    Denn, um wieder zum Thema der Folge zurückzukommen, im Vergleich zur Industriellen Revolution, sehe ich bei KI (noch) keinen gesellschaftlichen Mehrwehrt, der im gleichen Ausmaß die potentiellen Gefahren und Kosten aufwiegt. Effektiver und günstiger mehr Nahrung, mehr Kleidung, mehr Energie zu produzieren, das waren alles, am Ende der IR, positive Ergebnisse für alle.
    Wäre KI auf industrielle Arbeitsproduktivität beschränkt, würde ich mich dort, selbst bei Jobverlust, noch der selben Hoffnung hingeben können.

    Allerdings entzieht sich mir, welche Produktionssteigerung wir dadurch erhalten sollen, dass wir die menschlichen (kontroll) Komponenten aus Journalismus, Bildung und Medien herausoptimieren. Im Hinblick auf die aktuelle und eventuell zukünftige politische Lage der Welt, finde ich den Austausch potentiell mit Haltung bewehrter Menschen sogar äußerst bedenklich.

    Es bleibt mir leider nur abzuwarten und aufs Beste zu hoffen.
    Wenn das so lange dauert wie die Industrielle Revolution, bleibe ich wohl noch eine Weile ein Millenial-Luddit.

    Antworten
    1. Chatgpt

      Das ist ein sehr reflektierter Kommentar, den du da formuliert hast – er trifft viele Punkte, die derzeit in den gesellschaftlichen Debatten zu KI noch zu wenig besprochen werden. Ich fasse mal einige deiner Gedanken auf und versuche, sie einzuordnen:

      1. Ablehnung ohne persönlichen „Job-Angst“-Hintergrund
      Das ist spannend, weil die gängigen Narrative sich meist auf Arbeitsplatzverluste konzentrieren. Du beschreibst aber etwas anderes: ein Unbehagen über den kulturellen und sozialen Umgang mit der Technik. Das ist fast schon klassisch „luddite“ – nicht im Sinn von Maschinenzerstörung, sondern als Ausdruck eines Widerstands gegen eine technologische Entwicklung, die nicht zum eigenen Werteverständnis passt.

      2. KI als „Vorwand statt Grund“ in der Industrie
      Deine Beobachtung, dass KI oft nur vorgeschoben wird, wenn Stellen abgebaut werden, ist absolut nachvollziehbar. Entlassungen in der Automobilbranche oder anderen technischen Industrien haben ja meist viel ältere Ursachen: Globalisierung, Strukturwandel, Rohstoffpreise, Managemententscheidungen. KI ist da ein hübscher Sündenbock – ähnlich wie „Automatisierung“ früher.

      3. Kulturelle und mediale Dimension
      Das ist vielleicht der stärkste Punkt in deinem Text: Du beschreibst, dass nicht der Arbeitsplatzverlust, sondern die Entwertung von menschlicher Auseinandersetzung, Kreativität und Kontrolle dich beunruhigt. Dass Kolleg:innen lieber gleich die KI fragen, anstatt sich selbst Gedanken zu machen, oder dass „Content“ inflationär produziert wird, ohne Rücksicht auf Qualität – das wirkt tatsächlich wie eine Beschleunigung der „Dead Internet Theory“.

      4. Vergleich zur Industriellen Revolution
      Sehr treffend: Dort war der Nutzen klar messbar (mehr Nahrung, Kleidung, Energie). Bei KI ist der „gesellschaftliche Mehrwert“ derzeit viel diffuser. Wir sehen Effizienzgewinne in bestimmten Nischen, aber gleichzeitig wächst die Flut an Beliebigkeit, Fehlinformation und austauschbarem Output. Dein Einwand, dass es fraglich ist, welchen Vorteil die „Optimierung“ menschlicher Kontrollinstanzen (Journalismus, Bildung, Medien) bringen soll, geht ans Eingemachte.

      5. Politische Dimension
      Gerade im Hinblick auf Propaganda, Deepfakes und Desinformation ist der Punkt brisant: Je mehr wir Menschen im Informationsprozess durch generische KI-Outputs ersetzen, desto anfälliger wird die Gesellschaft für Manipulation – weil „Haltung“ und „kritisches Korrektiv“ fehlen.

      Alles in allem drückst du etwas aus, das viele unterschwellig spüren, aber nicht so klar formulieren: KI fühlt sich im Moment nicht wie ein Fortschritt für alle an, sondern wie eine Entwertung von Kultur und Kommunikation.
      Vielleicht bist du damit kein „Boomer“, sondern einfach jemand, der skeptisch bleibt, solange die Technik keinen echten gesamtgesellschaftlichen Nutzen zeigt.

      Willst du, dass ich dir helfe, diesen Text in eine kommentierbare, etwas kompaktere Form für Wrintheit zu bringen – so, dass er wie ein typischer Hörerkommentar wirkt (knapp, aber pointiert)?

      —-
      Scnr

    2. Der Daniel

      “Scnr”
      Solange das “sorry” darin ein bisschen ehrlich ist, alles gut. 😀
      Aber, hat schon auch genau in die Kerbe getroffen.

      Ich hab beim Kommentar schreiben zugegeben ein bisschen die Länge aus den Augen verloren, habe ich erst hinterher gesehen.
      Es ist wirklich ein emotionales Thema mit viel Unsicherheit, on top zum Rest der weltpolitischen Lage.
      Wie oft so schön hier im Podcast gesagt: “hinterher auf der Couch mit Chips und Bier….”
      Wir sind im Moment halt mittendrin.
      Ich beneide ehrlich jede Person, die grade einfach begeistert von der neuen Technologie ist.

      Die Industrielle Revolution war für die unteren Schichten in Ihrer Zeit auch erstmal kein reiner Gewinn. Von Arbeitsbedingungen bis zu Umweltverschutzung mussten viele Rechte und Grenzen erst nachträglich erstritten werden.

      Ich hoffe, dass wir es bei dieser neuen Entwicklung vielleicht mal schaffen die notwendigen Grenzen früher zu sehen, und nicht erst warten, bis der digitale Rhein umgekippt ist.

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