WR1469 Der Central-Verein

deutscher Staatsbürger jüdischen GlaubensMatthias von Hellfeld erzählt.

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Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 20. März 2023 auf DLFnova.

3 Gedanken zu „WR1469 Der Central-Verein

  1. Galli

    Schöner Podcast, ich liebe insbesondere die Abschweifungen vom Ursprungsthema, die den Blick weiten und oft die Bedeutung der Geschichte für unsere heutige Zeit verdeutlichen.

    In dieser Folge kommt Charles Darwin doch ein bisschen arg schlecht weg. Ich bin da auch kein Experte, aber ich weiß natürlich um die rassistischen Denkmuster, die auch in Darwins Werk zu finden sind. (Beispiel: https://science.orf.at/stories/3206682/) Aber Darwin war eben kein Ideologe. Sein Werk dreht sich um die Beobachtung der Natur und das Verständnis der Funktionsprinzipien dieses komplexen Systems, die zu ihrer Ausprägung führten. Er bringt da (meins Wissens nach) keine Wertung ein, definiert auch keine Sollzustände und gibt keine Handlungsmaximen. Es gibt zwar reichlich (rechte) Ideologien, die sich auf Darwin berufen (Sozialdarwinismus), aber ich würde nicht sagen, dass diese “auf Darwin zurück gehen”, weil sie eben nicht in seinem Sinne sind, sondern verzerrte Übertragungen seiner Theorien ins Soziale, Moralische, Normative. Ich will nicht ausschließen, dass ich mich da täusche, weil mein Bild von Darwin vor allem durch die moderne naturwissenschaftliche Interpretation der Evolutionstheorie geprägt ist und die ist frei von jedweder Form von Wertung. Aber für mich klingt die Aussage man solle verschiedenes Blut nicht mischen überhaupt nicht nach Darwin.

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  2. arne

    Kam her und ähnliches anzumerken wie @Galli.

    ich höre euch beiden gern beim hochqualitativen Laberpodcasts zu, und ich bin bei flaspsigen Sprüchen auch nicht böse. Aber Darwin für den Antijuadismus und Antisemitismus verantwortlich zu machen ist einfach falsch.
    “Spiritus rector der Antisemitischen Bewegung”, ich bitte euch! Da macht ihr euren Job beide nicht richtig, das ist nicht gut! Auch die Aussage Darwin hätte “Affenforschung betrieben, letztendlich” – ey. Der hat deutlich mehr Regenwurmforschung gemacht als “Affenforschung”.

    Ich bin der Meinung dass ihr das aufarbeiten solltet.

    Natürlich sind biologistische Begründungen für mörderischen Rassismus konstruiert worden. Und ja, Darwin war selbst Rassist. Kill your darlings, stürzt die Säulenheiligen, yaddayadda. Nix gegen Kritik. Aber bitte nicht so unterirdisch. Seriously, Darwin ist nicht für den Antisemitismus der Deutschen verantwortlich.

    Das haben wir schon selbst hinbekommen.

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  3. foobar

    Ich will mich den beiden anderen Kommentatoren anschließen, und noch etwas klarer herausarbeiten, was das Problem ist:

    Im Kern ist die Position, dass Darwin für Sozialdarwinismus verantwortlich ist, kreationistische Propaganda, die ibs. auch insofern absurd ist, als sozialdarwinistische Politik idR. genau dort beheimatet ist, wo auch der Kreationismus sein ideologisches Zuhause hat.

    Zu behaupten, Sozialdarwinismus sei gegründet auf Darwins Theorien, ist etwa wo folgerichtig wie zu behaupten, Newton sei für Schulschießereien in den USA verantwortlich, weil die Kugeln sich entsprechend den von Newton beschriebenen Naturgesetzen der Mechanik verhalten.

    Darwin hat die in der Natur existierenden Mechanismen beschrieben, wie sich bestimmte genetische Veränderungen in Populationen durchsetzen, ibs., dass sich empirisch jene Veränderungen durchsetzen, die Überleben und Fortpflanzung in der gegebenen Lebensumgebung begünstigen.

    Sozialdarwinisten dagegen vertreten die Auffassung, man sollte die Lebensumgebung für missliebige Menschen so miserabel wie emöglich gestalten, im ihre Chancen bei Überleben und Fortpflanzung zu minimieren. Der Propaganda-Schachzug dabei ist dann, zu behaupten, die künstlich geschaffene miserable Lebensumgebung sei naturgegeben, und damit vermeintlich ein unabänderlicher Lauf der Dinge, den man hinnehmen müsse – und zur Untermauerung dieser doppelten Lüge wird dann auf Darwins Theorien verwiesen, die nichts dergleichen besagen.

    Dass Darwin auch nicht frei von Rassismus war, steht auf einem anderen Blatt – andererseits hat sich Darwin aber halt auch bei Zeitgenossen damit unbebliebt gemacht, festzustellen, dass alle Menschen einer einzigen Spezies angehören, was man durchaus als anti-rassistisch auffassen kann. Die Frage, wie Darwin als Person zu bewerten ist, ist also durchaus komplex – aber das Narrativ, dass er mit seiner Theorie über die Entstehung der Diversität biologischer Organismen (die ja nach wie vor, entsprechend weiterentwickelt und mit einigen Detailkorrekturen, die Grundlage der Biologie ist) den Grundstein für autoritäre Ideologien gelegt hat, ist nicht mehr als Propaganda von Kreationisten, die damit die von ihnen verhasste Evolutionstheorie in Verruf bringen wollen, und zuvor von Sozialdarwinisten selbst, die damit ihrer Ideologie einen wissenschaftlichen Anstrich geben wollten.

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