Während der Franco-Diktatur wurde in Spanien damit begonnen, unliebsamen Müttern die Neugeborenen wegzunehmen. Matthias von Hellfeld erzählt.
Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 29. November 2021 auf DLFnova.
Während der Franco-Diktatur wurde in Spanien damit begonnen, unliebsamen Müttern die Neugeborenen wegzunehmen. Matthias von Hellfeld erzählt.
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Danke für die gute Folge – für einen Theologen war das mal wieder eine besonders spannende Diskussion 🙂
Matthias spricht an einer Stelle, dass die ganzen schlimmen Dinge im Christientum nur im Alten Testament vorkämen. Das ist leider ein weit verbreiteter Irrtum. Es stimmt zwar, dass im Neuen Testament Vergebung und Nächstenliebe eine größere Rolle spielen, aber zugleich sind das in dieser Tradition eben Erfindungen des Alten Testaments. Und Homophobie findet sich im Neuten Testament durchaus auch (wobei Homophobie ein unpassend moderner Begriff dafür ist, weil er einen Begriff von Homosexualität voraussetzt, den man damals so gar nicht haben konnte). Übrigens auch Abwertung von Frauen und viel anderer Mist. Man kommt also auch bei theologischer Auseinandersetzung mit den biblischen Schriften nicht umhin, festzustellen, dass halt Menschen das aufgeschrieben haben, die sich dabei irren konnten.
Theologisch ist auch das NT nicht einfach eine Zusammenstellung von Vorstellungen, wie man als Gesellschaft besser zusammenleben könnte, sondern ein Ringen darum, wie man über ein bloßes Regelwerk hinaus ein im Sinne Gottes erfülltes Leben führen kann. Es geht dabei viel um intrinsische Motivation, Dinge zu tun. Also eben nicht, nicht zu klauen, weil es sonst negative Konsequenzen gibt, sondern das nicht zu tun, weil man selbst auch gar nicht will (deshalb auch der Spruch, es sei schon Ehebruch, wenn man einer anderen Frau nur begehrend hinterherschaut). Für den biblischen Jesus war das möglich, indem man sich ganz von Gott angenommen sein lässt.
Der große Trugschluss, der daraus immer wieder gezogen wird, ist, dass man Demut zu einer generell erstrebenswerten Lebenshaltung stilisiert. Demut ist eine gute Sache, wenn es darum geht, die eigenen Grenzen zu erkennen und auch gegenüber dem direkten Umfeld rücksichtsvoll zu sein. Aber Demut ist ein schlechter Ratgeber, wenn es darum geht, wie man mit jedweder Art von Institution umgehen sollte. Da die nämlich im Zweifelsfall Macht haben, ist es sinnvoller, ihnen gegenüber mit einem Rechtsanspruch aufzutreten. Ich habe als Mensch Rechte, als Staatsbürger und auch gegenüber einer verfassten Kirche. Die ist nämlich dazu da, für Menschen einen Rahmen für ihr Glaubensleben zu schaffen, und nicht dafür, um von Menschen um ihrer selbst Willen aufrecht erhalten zu werden.
Und das ist auch der Punkt, an dem sich entscheidet, ob Kirchen in der Lage sind, sich gegen ein Unrechtssystem zu wehren oder ob sie Teil davon werden. Im 3. Reich hat die katholische Kirche sich da mit dem NS-System angelegt, wo sie das Recht auf und den Wert von Leben von behinderten Menschen in Gefahr sah. Die evangelische Kirche ist im wesentlichen in sich zusammengefallen und hat in der Nähe zu Hitler ihre Chance auf eine weiterhin bzw. wieder privilegierte Position gesehen. Die paar Leute in der Bekennenden Kirche waren rein quantitativ ein recht kümmerliches Häufchen und auch sehr von einer Bewahrung kirchlicher Eigenständigkeit motiviert und nicht per se Systemgegner. Interessant ist, dass die Kirchen in Deutschland sich nach dem Krieg aber gerade die wenigen echten Systemgegner als Identifikationsfiguren genommen haben, um die Kirche neu aufzubauen. Die bekennende Kirche, Barth, Bonhoeffer und noch andere sind tief in der DNA der evangelischen Kirchen verankert, weshalb ich glaube, dass ein erneutes Paktieren von Kirche mit einem totalitär auftrenden Staat hier kaum denkbar ist.
Wie kann irgendjemand in Spanien, der in diesem langem Zeitraum geboren wurde, überhaupt wissen ob es wirklich die leiblichen Eltern sind? Also ohne aufwendige Blut/Gen-Analysen.
Ich wusste das nicht. Das ist so pervers und furchtbar. Ich bin völlig entsetzt und fassungslos. Ich kann überhaupt nicht verstehen wie die Menschen dort noch zu der katholischen Kirche halten können. Glaube und Nächstenliebe geht auch ohne Kirche.