WR1250 Plattenbauten

 

Der Osten steht voller Plattenbauten – aber auch im Westen gibt es die eine oder andere Großsiedlung. Matthias von Hellfeld erzählt.

Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 28. Juni 2021 auf DLFnova.

Splanemann-Siedlung

5 Gedanken zu „WR1250 Plattenbauten

  1. Till

    Kurze Anmerkung zu Spannbeton. Es ist nicht so, dass nur Spannbeton ein tragendes Bauteil darstellen kann, es hört sich etwas so an. Auch normale Betonelemente ohne Vorspannung der Stahlbewehrung (=Spannbeton) sind tragende Bauteile und können industriell vorgefertigt werden. Der Vorteil von Spannbeton liegt lediglich darin, dass dieser bei gleichem Querschnitt steifer ist und geringere Verformungen (Durchbiegung) aufweist. Die Eigengewichtbelastung wird quasi durch die Vorspannung in das Bauteil gebracht, sodass das Betonteil geringere Zugspannungen erhält, was die geringere Verformung zur Folge hat. Somit können größere Stützweiten überbrückt werden, was beim Plattenbau natürlich eine praktischere, wirtschaftlichere Herstellung ermöglicht.

    Sehr interessante Folge muss ich sagen!

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  2. Patrick Pehl

    Das Wohnungsbauprogramm war ambitioniert. 3 Mio Wohnungen sollten gebaut werden. Ich selbst wohne in einem Experimentalplattenbau am Straußberger Platz. Hier merkt man, dass es noch nicht so ganz ausgeklügelt war. Die großen Siedlungen Hohenschönhausen, Marzahn, Hellersdorf und Co. sind viel weiter ausgeklügelt und perfektionistischer gebaut und geplant. Das ist eine hochspannende Angelegenheit.

    Nicht umsonst wollten alle von den Altbauten in Prenzlauer Berg, Friedrichshain oder Mitte weg. In der Platte hatte man ein eigenes Bad, fließend Warmwasser, Fernwärme und musste keine Kohlen mehr schleppen. Das Dach war dicht, der Keller Trocken und die Fenster gut. Plattenbauten wurden so gebaut, dass es keine dunklen Hinterhöfe mehr gibt und jede Wohnung genügend Licht hat und es Grünanlagen gibt. Das war eine Revolution für’s Wohnen.

    Aber leider ist es ohne die sozialen Bedürfnisse der Menschen Gedacht worden. Es gab zwar eine Poliklinik und eine VEB Gaststätte, aber keine kleinen Läden, offene Bühnen, das was wir heute so schön finden. Eine Stadt, die das sozialistische Menschenbild spiegelt: Arbeiten ist alles und mit kleinen Versuchen vorgaukeln, dass es um den Menschen, nicht um die Produktivität ginge.

    Was Holger ansprach: Der “Versorgungsblock” mit Kaufhalle, Sparkasse und Imbiss ist immer wieder in den Planstädten zu finden. Allerdings darf man nicht vergessen, dass das Schlafstädte sind. Der Weg zur Arbeit ist ein Nadelöhr.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wohnungsbauprogramm_(DDR)

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    1. Karsten

      Der Weg zur Arbeit ist überall ein Nadelör, auch und gerade heute wieder. Seit Christaller werden die Funktionen im übertriebenen Maße getrennt. Mischgebiete werden kaum noch ausgewiesen, wenn dann eigentlich immer monofunktionale Wohn-, Gewerbe-, Industriegebiete. Der private Pkw machts möglich. Pech für die, die sich keinen leisten können oder wollen. Monofunktionale Gebiete eignen sich durch die zeitlich begrenzten Nutzungen, Tags ist im Gewerbegebiet was los, nachts im Wohngebiet, auch überaus schlecht für eine effiziente ÖPNV-Anbindung.
      Da wohnen wo auch gearbeitet wird? Das müsste eigentlich wieder verstärkt in den Fokus der Planungen.
      Die Versorgungsblöcke in den Plattenbaugebieten sind heute meist geschliffen, da ist nicht mehr viel von übrig. Klar gabs damals keine kleinen Läden usw. , aber immerhin konnte man sich vor Ort ohne viel Verkehr zu verursachen mit dem Alltäglichen versorgen. Heute muss man oft auch in diesen Gebieten auf die grüne Wiese.

  3. Hagen

    In Berlin Friedrichsfelde (Volkradstrasse) steht u.A. auch eine ganze Siedlung von DDR-Experimentalplattenbauten frühster Generation, das ist diesbezüglich wohl wirklich ein traditionsreicher Stadtteil… Gelernt wurde hier aber auch vom grossen Bruder: in der Sowjetunion wurden an dem Ende der 50er Jahre mit den sogenannten Chruschtschowka die ersten Plattenbauten bzw. Plattenbaustadtteile zur behebung der auch dort immensen Wohnungsnot errichtet. Dies war aber auch eine Wohnungs- bzw. Baupolitische Wende und der Übergang vom sozialistischen Klassizismus zur sozialistischen Moderne, da während der vorangegangenen Zeit unter Stalin am Ideal einer sozialistischen Gesellschaft festgehalten wurde, welche u.A. die Wohnsituation der Werktätigen noch deutlich weitreichender revolutionieren sollte und Projekte wie die Stalinallee entstehen lies.

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  4. tkrholic

    Hallo,

    für einen detaillierteren Blick nach dem Motto “ostdeutsche Plattenbauten im Wandel der Zeit” empfehle ich einen Blick nach Hoyerswerda. Beginnend in den 50ern bis 1989 wurde die Neustadt aus Plattenbauten hochgezogen. Dabei wurden verschiedene Typen (WBS 70, P2, …) gebaut und das also quasi alles in einer Stadt. Dabei gilt je weiter weg von der Innenstadt, desto höher ist wie WK-Nummer (WK = Wohnkomplex). Und je höher die Wohnkomplexnummer (es gibt 10), desto später wurden sie gebaut.
    Wie im Podcast angemerkt stammt die Bezeichnung “Plattenbau” von Westdeutschen. Der durchschnittliche Ostdeutsche sagt dazu (auch heute noch) “Neubauten” bzw. “Neubauwohnung”.
    Aktuell schreitet dort der “Rückbau” (neudeutsch für “Abriß”) von “außen nach innen” voran.

    Viele Grüße,
    tkrholic

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