WR1128 LK: Augustinus

 

Thomas Brandt ist Sozialkundelehrer und erteilt mir Politikunterricht. In der vierten Stunde des Leistungskurses geht es um Augustinus von Hippo.

Ausführlichere Shownotes und Unterstützungsmöglichkeiten gibt’s in Thomas’ Blog.

7 Gedanken zu „WR1128 LK: Augustinus

  1. christian von praun

    Sehr interessante Sendung – danke.

    Das Konzept “civitate die” klingt für ähnlich wie das islamische Konzept des “Dhar al Islam/Haus des Islam”. Ich kann das aber nicht wirklich beurteilen, kenne mich nicht wirklich damit aus. Liege ich da total falsch?

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    1. Thomas

      Ich habe jetzt nur die spärliche Wikipediadefinition gelesen und freue mich, wenn das jemand besser weiß.

      Von dieser aus, würde ich sagen nein. Augustinus sieht die “civitate Dei” als eine Art virtuelle Gruppe, deren Zugehörigkeit über Gläubigkeit an Gott definiert wird. Die Wikipediadefintiion von “Dar al Islam” bezieht das eher auf räumliche Gegebenheiten, also sieht es als eine Region, die von (hauptsächlich) Muslimen bewohnt wird.

  2. njorg

    Sehr spannend. Als Theologe lagen bei mir im Studium die Schwerpunkte bei Augustin auf anderen Aspekten. Toll, ihn auch als politischen Denker kennen zu lernen.

    Faszinierend finde ich bei der Biographie Augustins, dass er erst lange Zeit sehr unstet war, was seine Festlegung auf einen Glauben angeht. Er hat wohl das Christentum, das er über seine Mutter kennenlernte als recht primitiv und wenig faszinierend empfunden und sich in der rethorischen Ausbildung viel mehr für philosophische Denker interessiert. Nachdem er dann erst in Rom war, hatte er auf einem italienischen Landgut sowas wie eine interreligiöse/interphilosophische Kommune des In-Sich-Gehens und tätigen Einübens philosophischer Ideen gegründet. Das hatte dann eine so große Nähe zur in der Ostkirche bereits verbreiteten mönchischen Einkehr, dass er darüber dann schließlich doch wieder ans Christentum gelangte. Als er dann nach Nordafrika zurückkehrte und dort schließlich Bischof wurde, hat er eine mönchische Gemeinschaft an seinem Bischofssitz etabliert, was damals ein ziemliches Novum war, weil Mönchsgemeinschaften bis dahin eigentlich eher als kritisches Gegenüber zu den offiziellen Kirchenstrukturen aufgetreten waren.
    Ich könnte mir vorstellen, dass Augustins Etablierung von Klöstern (die damals noch etwas sehr anderes waren, als das was wir so aus dem späteren Mittelalter kennen) ein Versuch war, so etwas wie eine civitate dei im Kleinen bereits im Diesseits aufzubauen.

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  3. Tarifkenner

    Danke für die schöne Sendung. An einer Stelle sagt Thomas Brandt, Augustinus habe sich mit De civitate Dei gegen die heidnische Staatsreligion gewandt. Von einer solchen kann man m.E. um 410 nicht mehr sprechen. Die Hinwendung des römischen Kaisers Konstantin zum Christentum liegt da bereits rund 100 Jahre zurück, seit 20-30 Jahren ist das Christentum Staatsreligion.

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    1. Norbert

      Der letzte Heide auf dem Kaiserthron war Flavius Claudius Iulianus / Iulianus Apostata, ein Neffe Konstantin des Großen, von 360-363. Er versuchte letztmalig das Christentum zurückzudrängen. Mit dem von den Kaisern Gratian und Theodosius 380 erlassenem Edikt „Cunctos populos“ endete die Religionsfreiheit, ab 383 galt der Abfall vom Glauben als ein vom Staat zu verfolgenden Verbrechen.
      Augustinus ist erst 387 vom manichäischen zum christlichen Glauben übergetreten, hat also eher am Ende dieser Übergangszeit gewirkt. Wie seine eigene Biografie zeigt, waren mit dem Ende der Religionsfreiheit die Heiden aber nicht plötzlich verschwunden, nur die heidnische Staatsreligion war Geschichte.

    2. blub

      Die Goten die Rom 410 geplündert haben waren auch keine Heiden, sondern Christen. Die hatten leicht andere Ansichten zur Dreifaltigkeit aber ansonsten waren das Christen.

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