WR1012 Mundsediment

 

Darin: Integrität – Angst vor Arztbesuchen – Mund- und Zahnpflege – Sammlungen – Stechuhren – Betriebsräte – Das Wetter

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Auch in dieser Sendung hat Holgi in dieses Mikro* gesprochen.

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28 Gedanken zu „WR1012 Mundsediment

  1. derletzterykö

    Bei der Darmspiegelung werden die in jedem Fall Devertikel finden. Das ist aber für das Alter normal.
    Sollten die ausser dem auch nichts finden, hast du mal schwer gehoben?
    Dann könnte es eine Hernie (vulgo: Leistenbruch) sein. Und, Tipp an den Arzt, die kann man nicht im liegen finden.

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  2. t.jay

    Das Verhalten des Chefs, der den Betriebsrat verhindern möchte, ist für mich sowas ein typisches Symptom unserer Zeit.
    So wie ein autoritär agierender D.Trump Präsident von den USA wird.
    Mir kam auch gerade die Folge von “Tennis Borussia” in den Sinn.
    Der Machtkampf scheint mir bereits in kleinsten Firmen zu toben.
    Und die Existenz eines Betriebsrates bedeutet zunächst einmal einen Machtverlust und diesen gilt es aus Sicht des Geschäftsführers zu verhindern.

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  3. Kai

    Ich habe mal in einem 500 Leute Betrieb gearbeitet in dem sich ein Betriebsrat gegründet hat. Da gab auch erst viele Versuche der Geschäftsleitung des zu verhindern. Hauptmotiv war wohl verletzte Eitelkeit des Gründers und die Angst nicht mehr alles alleine Entscheiden zu können. Am Ende hat sich der Betriebsrat gegründet und wurde dann irgendwann auch als sinnvoll vom Chef gesehen. Bei 500 Leute ist das Verhältnis zu den Mitarbeitern einfach anders als es noch 100 waren.

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  4. Marvin

    Ich bin Geschäftsführer von einem Mittelständler (70 Mitarbeiter). Das Unternehmen ist im Besitz meiner Familie, auch wenn ich persönlich keine Anteile habe. Wir haben einen sehr aktiven und starken Betriebsrat, da wir zusätzlich tarifgebunden sind. Das von Holgi beschriebene Verhalten ist natürlich eine absolute Sauerei. Die Gründung eines Betriebsrat ist ein vom Grundgesetz garantiertes Recht, dass man nicht zu behindern hat. Es ist auch gut, dass die Mitarbeiter gewisse Schutzmöglichkeiten haben und sich gegenüber der Unternehmensleitung vertreten lassen können. Wir arbeiten mit unserem Betriebsrat in den aller meisten Fällen sehr offen und für beide Seiten gewinnbringend zusammen. Wenn man mal verschiedene Meinungen hat, gibt es definierte Wege wie man damit umgeht und diese Konflikte löst. Das ist bis jetzt immer gelungen.

    Das Betriebsverfassungsgesetz gibt den Betriebsräten eine sehr machtvolle Position. Wenn diese von Menschen eingenommen werden, die dies zu ihrem persönlichen Vorteil ausnutzen, wird es problematisch. Das ist auch bei uns durchaus schon passiert. Daher sind die Schauergeschichten über Betriebsräte nicht komplett aus der Luft gegriffen. Das sind aber Einzelfälle und trifft nicht auf die Masse zu. Leider gibt es im Betriebsverfassungsgesetz kaum praktikable Ansätze, um Personen die ihre Macht ausnutzen, Schranken zu setzten und sei es durch ein externes Gremium oder die Belegschaft. Das Gesetz geht davon aus, dass Betriebsräten anständige Personen sind und ihre Aufgabe ordentlich erfüllen. So eine gewisse Unantastbarkeit verführt halt dazu, diese auszunutzen.

    Mein Arbeitgeber hatte vor einigen Jahren eine schwere Krise, in der auch das Thema Verkauf als Option auf dem Tisch war. Dabei war die Tatsache, dass wir einen Betriebsrat haben und tarifgebunden sind , das mit Abstand größere Verkaufshindernis. Da hat Tobi vollkommen Recht.

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  5. Christof Damian

    Endlich die Stechuhr!

    In Spanien ist es in der Tat nun Gesetz mit der Stechuhr (oder manuell) https://www.ahk.es/newsroom/news/news-details/arbeitszeiterfassung-in-spanien-rueckschau-und-gegenwart/
    Hauptsaechlich wurd es es wohl eingefuehrt weil Arbeitgeber die Arbeiter ausgenutzt haben.

    In vielen Unternehmen macht das natuerlich wenig Sinn und auch ich verwende die praktische Funktion von unserem Tool fuer einen Tag die Zeiten einzutragen und dann auf den ganzen Monat zu kopieren.

    Und Darmspiegelung ist beschissen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

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  6. der Holger

    ahhh: Darmspiegelung.
    da kann ich jedem – wirklich jedem die angst davor nehmen.
    okay: bei mir war es reine Vorsorgeuntersuchung ohne Indikation zuvor. (daran ist erkennbar, dass mein Alter über 50 ist)

    kurze Bechreibung des Vorganges:
    – beim Facharzt anrufen – und sofort nach 3 tagen das Vorabgespräch.
    – Untersuchungstermin (gestzlich versichert) etwa 1 Monat später und Rezept für Abführmittel gekriegt.

    am Tag vorher: max. noch leichtes frühstück, danach nix essen und nur “klare” Flüssigkeit.
    Abends 0,5ltr Abführmittel (es gibt mehrere Geschmacksrichtungen zur Wahl) reingeext.
    die Warnung “in der Nähe der Toilette aufhalten” konnte ich ignorieren, denn es war alles problemlos kontrollierbar. Auch Schlaf über die nacht problemlos.
    Am Morgen der Untersuchung: nochmal 0,5ltr reingeext. und da kam nur noch gelbliche flüssigkeit und auch problemlos kontrollierbar. Bin sogar zu Fuss die 3km zum Arzt gelaufen ohne unterwegs in den Wald zu müssen.
    Dort knapp 30Minuten warten müssen im Untersuchungszimmer vorbereitet. Also Zugang für Schlafmittel um Den Vorgang nicht unangenehm werden zu lassen.

    vom eigentlichen Vorgang weiss ich wegen dem Schlafmittel nichts – aber ich bin wie per Schalter exakt beim Rausnehmen des Kamera aufgewacht und konnte fasdziniert den Rückzug aus meinem Inneren am Bildschirm beobachten. Inkl. noch kleiner Reste Verdauungsflüssigkeit die in den Windungen noch liegengeblieben ist.

    Hinweis: es kommt sicher die Frage ob als Druckmittel zum Aufbnlasen des Darmes Kohlendioxid statt Luft oder anderes Gas genommen werden soll gegen Aufpreis. Habe mich für die Stadanrdversion entschieden in Erwartung danach eben einen “Riesenfurz” zu lassen. Keine Rede davon – evtl. entweicht der Gasanteil zusammen mit dem Kameraschlauch.

    Der Doktor meinte vorab: je jünger der Darm (also jünger ist dann wenige als 70 Jahre) desto eher empfiehlt er Schlafmittel weil beim Reinschieben das eben im Bauchraum spürbar ist. Die Ärzte haben da sicher gute Erfahrungswerte für den Einzelfall.

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    1. frater mosses von lobdenberg

      Den ersten drei Absätzen ist wenig hinzuzufügen, außer, dass sämtliche bisher probierten Geschmacksrichtungen beider Sorten Abführmittel (Movicol, zwei Dosen, und was Neueres, von dem man nur eine Dosis ext) ziemlich grauenhaft schmeckten. Gut, Kulinarik wird in dem Bereich sowieso eher unterbewertet.

      Ich hatte einen etwas akuteren Fall vor vier Jahren, was zu einigen koloskopischen Betrachtungen und Operationsversuchen, einer überraschenden Geburt sowie zwei Nachuntersuchungen führte, die letzte vor vier Wochen. Mich haben sie fast jedes Mal kurz schlafen gelegt, ohne groß zu fragen – der eine Versuch ohne Propofol (geiles Zeuch 😉 war unangenehm genug, um nicht aufzubegehren. Auch wegen irgendwelcher exotischer Aufblas-Gase* wurde ich weder als Privat- (damals) noch als Kassenpatient (heute) gefragt, wohl aber jedes (!) Mal (zwei ambulante Praxen, ein Krankenhaus) darauf hingewiesen, dass ich im Aufwachbereich/-raum ohne falsche Scham furzen dürfe. Been there, done that.

      * Wenn ich so drüber nachdenke … was hätte wohl eine Mischung aus Helium und Lachgas (für die leibliche und seelische Leichtigkeit) gekostet?

  7. Noah

    Das mit dem Betriebsrat ist so eine Sache. Wir haben bei uns im Unternehmen eine handvoll Leute die im Betriebsrat sind und mit ihm arbeiten (weil der Betriebsrat für diese paar Leute sehr viel macht um wiedergewählt zu werden). Der Betriebsrat und diese paar Leute kommen alle aus der gleichen Abteilung.
    Dann gibt es hier aber weitere Abteilungen, die am liebsten selbst keinen Betriebsrat hätten, da unser Chef (Familienunternehmen) IMMER zuhört und eine offene Tür hat. Das ging schon so weit, dass er einen Kunden im Meeting hat sitzen lassen, weil wir als Mitarbeiter was diskutieren mussten. Dieses Verhalten legt er grundsätzlich für alle Mitarbeiter an den Tag. Top Chef, eigentlich sind alle happy.

    Jetzt war es so, dass es in einer Abteilung eine Stelle neu zu besetzen gab. Die Arbeit dort ist körperlich anstrengend und nicht anspruchsvoll, eine Ausbildung ist nicht nötig.
    Es hat sich ein Syrer beworben und der Chef wollte den jungen Mann sofort Vollzeit einstellen. Der Betriebsrat (andere Abteilung) hat das abgelehnt, da die Stelle erst intern hätte besetzt werden müssen und die anderen Kollegen ja benachteiligt würden (in der entsprechenden Abteilung gibt es viele Teilzeitkräfte, der Vorgänger hat auch in Teilzeit gearbeitet).

    Inoffiziell (!) geisterte durch den Flur, dass 4 Betriebsräte der Einstellung widersprochen haben, da es sich um einen Syrer handelt.
    Für diese Abteilung bewerben sich aufgrund der geringen Stellenanforderung (und daher auch geringer Bezahlung) aber bisher gar keine Deutschen.
    Ich (Migrationshintergrund) und meine anderen ausländischen Kollegen fragen uns schon ob wir überhaupt weitere Karrierechancen hier haben.
    Aktuell brüten alle Abteilungen (natürlich außer der Betriebsratsabteilung) gerade darüber wie wir den Betriebsrat am besten loswerden.
    Die offizielle Begründung scheint wohl zu passen und sonst hat sich der Betriebsrat nichts zu schulden kommen lassen. Die verwenden (gefühlt) auch immer mehr Zeit darauf das das nicht passiert.
    Unser Chef scheut den gang vor Gericht (ist nicht seine Art).
    Daher unser Stand: Im Betriebsrat sitzen Nazis, Deutsche wollen den Job (bisher) nicht machen, die Arbeit bleibt liegen und alle haben mehr Stress.

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    1. Marvin

      Das sind leider genau diese Geschichten, in denen Personen im Betriebsrat die erhaltenen Privilegien zu ihrem Vorteil und nicht zum Wohle der Belegschaft nutzen und damit ihre Macht missbrauchen. Dagegen kann man leider wenig machen sondern nur bis zur nächsten Wahl warten.

      Im Übrigen kann der Betriebsrat auch nicht einfach so Einstellungen widersprechen. Wenn die Formalien eingehalten werden (interne Ausschreibung) gibt es einen festen Katalog an Gründen, mit dem der Betriebsrat eine Einstellung ablehnen kann. Dies muss er übrigens auch bei der Mitteilung des Widerspruchs entsprechend begründen., d.h. aus welchem Grund der Einstellung widersprochen wird und wie sie darauf kommen. Dagegen kann man dann vorgehen, aber da hast du ja gesagt, dass dein Chef den Konflikt scheut.

      Glücklicherweise funktioniert das bei uns viel besser. Wir erläutern dem BR vorher unsere Stellenausschreibungen und schreiben diese intern aus. Danach machen wir uns auf die Suche. Da Fachkräfte kaum verfügbar sind, muss es teilweise sehr schnell gehen. Die von Tobi angesprochenen 2 Wochen wären viel zu lange. Da nehmen die Leute ein anderes Angebot ab. Wir sprechen daher Einstellung mit einzelnen Personen im BR ab, übergeben alle Unterlagen. und können daher danach schnell handeln. Der formale Beschluss im gesamten Betriebsrat erfolgt dann nachträglich. Das funktioniert natürlich nur so lange, wie wir das nicht zu unserem Vorteil ausnutzen und den BR veralbern.

    2. Fido

      Wenn sich intern kein anderer geeigneter Bewerber findet steht der Einstellung nichts entgegen. Die Mitbestimmungsrechte von Betriebsräten sind eigentlich auch sehr begrenzt. Ein Betriebsrat kann nicht einfach so (oder aus rassistischen Gründen) Einstellungen verhindern. Sollte sich ein Betriebsrat auch noch offen rassisitisch äußern, ist er auch nicht einfach geschützt, denn das ist strafrechtlich relevant.

      Zum Nazi-Problem: Solche Leute können natürlich immer demokratische Strukturen für ihre Zwecke ausnutzen. Das muss aber nicht unwidersprochen bleiben, gerade wenn noch ein guter Draht zum Chef besteht. Einfach für den Betreibsrat kandidieren und mit Chef und Mitarbeitern klar machen, dass für Rassismus kein Platz im Unternehmen ist. Wirkt manchmal Wunder.
      Ich hatte mal in einem Industriebterieb mit ca. 1000 Mitarbeitern gearbeitet. Als es ein Problem mit zunehmender Nazi-Propaganda gab, war ich froh, dass es den Betriebsrat gab, denn Vorgesetzte hat das leider nicht interessiert. Der konnte das dann nochmal auf ganz anderer Ebenen thematisieren und angehen.

    3. Jan

      Hallo Noah,
      ich bin selbst stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in einem Unternehmen mit 400 Beschäftigten. Ich rate euch beschäftigten der Geschichte nachzugehen !
      Wen dem so ist ist das meiner Meinung nach ein grober Pflichtverstoss der Betriebsräte ! Nach §80 Abs 1 Nr 6. hat der betriebrat die Integration ausländischer Arbeitnehmer im Betrieb und das Verständnis zwischen ihnen und den deutschen Arbeitnehmern zu fördern, sowie Maßnahmen zur Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Betrieb zu beantragen.
      In dem von die geschilderten Fall kommt der BR nicht nur seinen Aufgaben nicht nach, er verstösst sogar dagegen. So einen BR kann man meiner Meinung nach durch das Arbeitsgericht ausschließen lassen.

      Grundsätzlich sind Betriebsräte eine gute Sache, das lässt sich belegen. In Betrieben mit BR verdienen beschäftigte im Schnitt fast 9% mehr als in Betrieben ohne. Frauen verdienen in Betrieben mit Betriebsrat im Schnitt sogar 12% mehr als in Betrieben die keinen Betriebsrat haben In den unteren Lohngruppen sind es sogar 14 % bzw.18,9 % Bei den Frauen.
      In Betrieben mit Betriebsrat haben die Beschäftigen im Schnitt mehr Urlaub und die Beschäftigten nehmen diesen auch mehr in Anspruch. Man könnte hier noch viele Beispiele nennen, Kurz um In der Regel geht es einem Beschäftigten mit Betriebsrat besser.

      @Holgi und Tobi
      Die Frist bei Einstellungen ist 7 Tage. Meldet sich der BR nicht innerhalb der Frist gilt dies als Zustimmung, Stimmt der BR der Einstellung nicht zu kann sich der AG die Zustimmung vor dem Arbeitsgericht holen.

  8. Hein Steinke

    bzgl. LOW PERFORMER…

    von dem bekanntesten lese ich gerade das Buch.. Permanent Record. Diese Leute brauchen wir, die die nicht immer mitschwimmen – Kapazitäten sich freihalten und sich Zusammenhänge erschließen. Es braucht nicht nur den Gewerkschafter für die Geschäftsleitung für performace/Gewinn und Firmenerhalt – sondern auch den Querulanten, der strengstens logisch vorgeht und wenn etwas fundermental falsch läft: Ohne Rücksicht auf Freund noch Feind konsequent ist und das Richrige macht. Daran hat es auch in Zeiten von Gleichschaltung und NS Verbrecherei gemangelt, an der Einsicht, das auch solche Persönlichkeitstypen für die Gesellschaft nötig sind. Die meisten Personalabteilungen/HRM versuchen ihren comperative Advantace durch wissenschaftliche Test zu erziehlen: bei denen nur INFJ/P gerade noch durch gehen, aber sobald es auf TP endet Sense ist. Die Leute, die solche Tests entwickelt haben – wollten weder das, noch, das die wissenschaftlichen Grundlagen in der Aufmerksamkeitsökonomie gerade eingesetzt werden.

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  9. Elli

    Zum Thema Zeiterfassung: Ich bin als fast fertige Medizinstudentin im Rahmen von Krankenhaus-Praktika hart mit der Arbeitszeitrealität von Ärztinnen und Ärzten konfrontiert worden:
    An einer Uniklinik ist die Standardarbeitszeit bereits 42 Stunden – hinzu kommen Dienste, die nicht komplett durch Ausgleichszeiten ausgeglichen werden, sodass man schnell auf eine offizielle Wochenarbeitszeit von 56 Stunden kommt. Allerdings geht fast nie jemand pünktlich nach Hause, oft entfällt auch die Pause. Das Resultat sind überlastete Ärztinnen und Ärzte, die zum Teil im regulären Dienst täglich 10 Stunden ununterbrochen arbeiten – und zwar mit zum Teil schwerkranken Patientinnen und Patienten. Die Umzieh-Zeit wird rechtswidrigerweise an meiner Universitätsklinik nicht zur Arbeitszeit gezählt – es wird erwartet, zum Arbeitsbeginn in Arbeitskleidung zur Übergabe zu erscheinen.
    Das alles machen Ärztinnen und Ärzte, weil man eben nicht einfach nach Hause gehen kann, nur weil Feierabend ist – die hochkomplexe und höchste Aufmerksamkeit erfordernde Patientenversorgung benötigt mehr Zeit, als die angestellten Menschen dafür in ihrer offiziellen Arbeitszeit haben.
    Ohne automatische, manipulationsfreie Arbeitszeiterfassung fehlt erstens der Beweis, dass eben zu viel Arbeit für zu wenig Leute da ist. Weiterhin arbeiten Ärztinnen und Ärzte Überstunden, ohne dafür Zusatzentgelt oder Freizeitausgleich zu bekommen – und werden im Grunde gezwungen, das als selbstverständlich anzusehen – denn es gehe ja um das Wohl der Patientinnen und Patienten. Mir ist es unverständlich, wieso Auto-Ingenieure für jede Überstunde Geld bekommen, aber Menschen, die in ihren Überstunden im Zweifelsfall leben retten, oder sich für die Sorgen eines Krebspatienten vielleicht ein bisschen mehr Zeit nehmen, als es die DRG-Ziffer zulässt, dies umsonst und in ihrer Freizeit tun.
    Und noch etwas: dass es so viel Arbeit gibt, liegt nicht (nur) an der Unterbesetzung – in unserem Gesundheitssystem passiert viel, was nicht notwendig ist, viele unnötige, nicht zielführende, oder sogar belastende Operationen und Eingriffe – das frisst Arbeitskraft, die besser eingesetzte werden könnte: zum Beispiel in Gesprächen mit Patientinnen oder Patienten. Oder dafür, durch adäquate Erholung die enorm hohe psychische und mentale Belastung des Arztberufes auch über lange Zeiträume auszuhalten.

    P.S.: Alles gute für die Koloskopie!

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  10. Peter

    Das Ding mit dem eingeatmeten Ballon heißt übrigens Kofferdam (mit einem m) und ist leider viel zu selten von Zahnärzt*innen eingesetzt. Kostet leider extra, aber dafür sind Füllungen deutlich sicherer.

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  11. Matze

    Moin.

    Wenn ich mir unseren Betriebsrat am Standort anschaue (Dienstleister im Callcenter-Bereich mit mehreren Standorten), muss ich sagen, dass wir da eine weniger gute Mischung haben. Ich muss mal schauen, ob wir von der Listenwahl hin zu Kandidatenwahl kommen und ob das was ändern könnte…

    Grob würde ich es so einteilen:

    1 Engagierter (der auch neben dem BR auch gute Arbeit leistet und sich ärgert, so viel unnötige langen Stuss im BR zu erleben, statt was zu schaffen in BR oder Abteilung)
    2 Etablierte (einer davon freigestellt und sehr gut in Themen, die wichtig sind, ohne jedoch für viel Arbeit bekannt zu sein; einer der ab und an auch sowas wie Arbeit neben dem BR leistet und sich auch für die Schwerbehinderten am Standort kümmert)
    6 Weitere (die nicht gerade Highperformer waren/sind und wie die beiden Etablierte [die aber immerhin durch lange BR-Tätigkeit Ahnung haben] mal BR-Arbeit machen und mal wohl eher chillen)

    Ich bin froh (die Branche ist schon hart kaputt und ein BR sehr nötig), dass wir einen BR haben, aber wie das da läuft und wer sich da warum aufstellen lässt, kotzt schon an. Wäre ich geeignet, würde ich da ja gerne mal aufräumen, aber Meetings sind mit Bürokratie allgemein mein Kryptonit…

    PS: dass der BR intern zerstritten ist, ist auch nicht gerade förderlich…

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    1. frater mosses von lobdenberg

      \me too. Als Privatpatient habe ich meinen ZA so einiges an mir ausprobieren lassen, u. a. Lachgas – díe panische Angst konnte nichts nehmen, und speziell unter Lachgas kamen noch Ausgeliefertsein und Ohnmachtsgefühle dazu.
      Irgendwann stellte ich fest, dass ich mich intensiv mit der schauderhaften Typografie des Kandinsky-Posters an der Decke beschäftigen und so gedanklich aus der Situation zu nehmen konnte. Das funktioniert immer noch prima.

  12. Mario

    Hallo,

    hier meine während des Hörens notierten Gedanken:

    Den meist grünen Spanngummi beim Zahnarzt nennt man Kofferdam.

    LIFO – ist aus meiner Sicht ein Organisationsproblem.
    Ich erstelle immer eine Liste mit Gedanken, da sind die letzten unten.
    Ich gehe grundsätzlich nur mit Notizen in Besprechungen.
    Es gibt aber viele Menschen, die tun das nicht…

    Die Zeiterfassung ist schon für einige Produktionskennzahlen notwendig,
    da die erarbeiteten Stunden zur Berechnung notwendig sind.
    Es gibt Kennzahlen, die nur die Produktion des Betriebes erfassen und es gibt welche, da wird auch die Entwicklung, … mit erfasst.
    Ob die Zeiterfassung dann im wirtschaftlichen Sinne stimmt, ist eine andere Sache.
    Gerade in der Entwicklung “quatscht” man auch mal 10 Minuten, um sich abzulenken.
    Wer stempelt sich da aus? Eher niemand.
    Als ich mit Vertrauensarbeitszeit gearbeitet habe, habe ich die “Quatschzeit” ebenso wie Toilettengänge einfach nicht erfasst.
    (Ich habe die Zeiten für mich selbst notiert.)
    Im Prinzip war das aus wirtschaftlicher Sicht genauer.

    Thema Betriebsrat:
    Weil Menschen, die ein Rückgrat haben, als mindestens unbequem oder gar behindert gelten.
    Holgi, was glaubst du, was in der Wirtschaft los ist?
    Doch, das ist eine Bananenrepublik.
    Da wird viel geschoben und gebogen, das betrifft nicht nur den Umweltschutz…
    Und die Politik macht es vor (wenn man sie denn überhaupt von der Wirtschaft trennen kann).

    Es betrifft alles, was aus Sicht der leitenden Menschen nicht wirtschaftlich genug ist.
    Es wird immer versucht, noch mehr Gewinn – woher auch immer – zu holen.
    Es wird immer versucht, unbequeme Menschen ruhig zu stellen (“Maulkorb”) oder loszuwerden.

    Es gibt jedoch auch Ausnahmen, dass muss man ehrlicherweise dazu sagen.

    Und das geht ganz sicher auch andersherum.
    Gib einem Mensch Macht und es zeigt sich sein wahres Gesicht.
    Das gilt definitiv auch für den Betriebsrat.
    Allerdings habe ich persönlich das noch nicht erlebt.

    Was hat es mit dem völlig aus dem Kontext gerissenen Anrufer auf sich?

    Viele Grüße

    Mario

    Antworten
  13. Mario

    Hallo,

    jetzt habe ich das Thema Tod vergessen.
    Das habe ich beim Abwaschen gehört und keine Notizen gemacht…

    Wenn man mir heute mitteilen würde, dass ich Krebs habe, wäre das eine Erleichterung.
    Ich müsste mir keine Gedanken mehr machen, wie es morgen beruflich und wirtschaftlich weitergeht.
    Ich müsste mir keine Gedanken mehr darüber machen, dass wir mit unserer Lebensweise unsere Umwelt belasten.
    Ich müsste keine Bedenken über die politische Zukunft (Krieg, Ausbeutung, Rente, Gesundheit, wie soll ich dies und jenes zahlen) mehr haben.
    Ich muss nicht mehr an mir selbst zweifeln.

    Ich würde mich an Sterbehilfeorganisationen wenden, die Wohnung schon bis auf das Notwendigste ausräumen und sobald ich einen Termin für die
    Sterbehilfe habe Arbeitsstelle und Wohnung kündigen.

    Mir geht gerade ein Lächeln über das Gesicht – es wäre definitiv eine Erleichterung.

    Niemand soll Arbeit mit dem Aufräumen meiner Lebens-Hinterlassenschaften haben.
    Ich habe erlebt, was es heißt, eine Wohnung ober ein Haus einer verstorbenen Person auszuräumen.
    Auch wenn das bei mir nicht all zu viel ist.
    Es ist gut, wenn ich das noch selbst organisieren / durchführen kann.
    Den Sterbehilfetermin kann man mit kleinem Handgepäck wahrnehmen.
    Das kann man dann samt Inhalt problemlos entsorgen
    (für mich wäre eine recht lange Zugreise in das Ausland nötig, da muss ich Verpflegung mitnehmen).

    Eine entsprechende Patienterverfügung habe ich bereits.
    Ob sie im Ernstfall jedoch beachtet wird, da bin ich mir nicht sicher.
    In einer Zeit, wo man schon Menschen wegen ihres geringen Alters den Wunsch einer Sterilisation nicht erfüllen will…

    Viele Grüße

    Mario

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  14. Titus von Unhold

    “Oft wird angenommen, dass die Eigentümer ihr sogenanntes sozio-emotionales Vermögen maximieren wollen. Dieses umfasst neben den Gewinnen aus der unternehmerischen Tätigkeit auch die langfristige Kontrolle des Eigentümers über die Firma sowie den Ruf der Eigentümerfamilie (z. B. Gomez-Meija et al. 2007). Vor diesem Hintergrund könnte es für Eigentümer sinnvoll sein, auf Produktivitätsgewinne durch institutionalisierte Arbeitsbeziehungen zu verzichten, wenn ein höheres Maß an sozio-emotionalem Vermögen gefährdet ist, z.B. die Kontrolle über Unternehmensentscheidungen oder die persönliche Reputation des Unternehmers und seiner Familie. Bestehen Betriebsräte oder eine Bindung an Tarifverträge, schränkt dies die Möglichkeiten der Eigentümer ein, sich persönlich um die Probleme ihrer Mitarbeiter zu kümmern und diese informell zu lösen. Patriarchen werden damit zu „normalen“ Arbeitgebern.”

    https://www.oekonomenstimme.org/artikel/2019/12/das-schattendasein-von-betriebsraeten-und-tarifvertraegen-in-familienunternehmen-zur-rolle-von-eigentuemern-und-externen-managern/

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