WR972 Leidlich Löten

 

Darin Antworten auf Fragen nach Terrorberichterstattung – Angst – Instrumente – Pelz – Gewaltfreie Kommunikation – Barcodes – Wortverkürzung – Sammeln – Blumen – Landen – Arme – Matratzenläden – Spoiler (Unverfügbarkeit in trockenen Büchern) – Gegenwart – Marsflug – Sprache – Händies – Rummelplatz – Infused Water – Jubiläen – Kommunisten – Handwerk – Smartphonekommunikation – PJ Harvey – Fenster – Trans-SportlerInnen – Wettervorhersage – Freizeitparks und die obligatorische Höflichkeitsfrage von esureL.

Alexandra liest im November in Leopoldhöhe, Greifswald, Stralsund und ggf. in Stammheim

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53 Gedanken zu „WR972 Leidlich Löten

  1. Neuromancer

    Für die Anzahl der Matratzenläden hab ich einen Vorschlag, Hotels brauchen oft neue Matratzen wegen schmutzigen Leuten oder auch Menschen die ihre Fetische im Hotel ausleben.
    Ich habe mal auf einer Party mit einen Hotelbesitzer aus Berlin geschwatzt er hätte da einige Geschichten auf Lager.

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  2. morrrk

    @Alexandra
    Das Album heißt ‘A Woman a Man Walked By’ – und ist kein Solo-Album von PJ Harvey. Darum ein wenig anders und, auch nach meinem Geschmack, nicht ganz so gut. Wobei, Black Hearted Love = 🖤

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    1. Alexandra

      Ja, “Black Hearted Love” ist toll, toll sind aber auch “Sixteen, Fifteen, Fourteen”, “Leaving California” und “Chair” – danach fällt’s leider ab. “Let England Shake” war ein HAMMERALBUM, mit ihrem letzten von 2016 hat sie mich dann langsam als Fan verloren… ;(

    2. morrrk

      Kann Dir bzgl. ‘Let England Shake’ nur zustimmen. Längst mein Lieblingsalbum von ihr, aber schon das hat damals ‘ne Weile gebraucht, um zu zünden. ‘The Hope Six Demolition Project’ geht in Sachen Instrumentierung einen ähnlichen Weg, klingt aber noch, wie soll man sagen, eigenwilliger? Irgendwann hat sich zumindest mir das Album doch noch offenbart, sie macht’s einem da aber nicht einfach…

  3. Peter

    Wegen “Früher war es besser”: meine verklärte Erinnerung ist eher, dass vieles Früher zu lange gedauert hat. Zum Beispiel bis zu einer nächsten Folge. Heute klickt man einfach weiter, weiter, weiter, …
    Holgi erwähnte den Film “Zurück in die Zukunft”. Am Ende des Films steht “to be continued …”. Wie oft bin ich mit meinem Vater in Videotheken gerannt und gefragt: wann kommt denn da der nächste Teil? Ich glaube das ging über Jahre. Cliffhanger kennt man so gar nicht mehr. Das war schon fies, wenn man für “normale” Serien eine Woche auf eine Fortsetzung warten musste.

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  4. Wolfgang

    Ich höre nun schon seit Jahren eure Wrintheit, Bin immer wieder erfreut und habe euch auch schon gelegentlich mit einer Kleinigkeit unterstützt. Mir brennen einige Fragen unter den Fingernägeln, die ich in ferner Zukunft mal gerne von euch beantwortet haben möchte, bin aber bis heute nicht dahinter gekommen, wie ich euch die Fragen zukommen lassen kann. Bin wahrscheinlich einfach zu doof.
    Kann mal jemand helfen?

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    1. mathepauker

      Schreibe E-Mails an die Adresse, die man mit »Fragen bei WRINT« umschreiben kann. Idealerweise enthält jede E-Mail nur genau eine Frage – und zwar eine kurze ohne viel Einleitung oder zusätzliche Erklärungen.

  5. Mario

    Hallo,

    einige meiner Gedanken zur Sendung:

    Die “Gewaltfreie Kommunikation” wird ein meinen Augen oft missverstanden oder als Konzept überbewertet/monetarisiert.
    (Diskrepanz zwischen “was ein Ding wirklich ist” und “was das Marketing über das Ding vermittelt”.)
    Im Prinzip geht es um das Zuhören und das Hineinversetzen in das Gegenüber sowie um Selbstreflextion und darauf bedachtes Handeln/Kommunizieren.
    Ob man dazu das Konzept der GFK benötigt, ist fraglich.
    Ein respektvoller Umgang miteinander kommt auf das selbe Ergebnis.

    Das, was die Zahnarztpraxis da gemacht hat, hat mit GFK gar nichts zu tun, es ist eher das Gegenteil.
    Denn die Anrufende hat sich nicht in den Kunden hineinversetzt, bevor sie angerufen hat.
    Und dadurch hat sie eine Reaktion provoziert, die das Gegenteil von dem ist, was sie eigentlich wollte.

    Das mit den Blumenstrauß verstehe ich nicht.
    LDas liegt vielleicht auch daran, dass ich die Geschenke-Kultur nicht verstehe.
    Ebenbfalls die Jubiläen-Feierei.
    In Beziehungen halte ich gegenseitige Achtung und gegenseitigen Respekt für wesentlich wichtiger für die Bindung.

    Früher war alles besser:
    Nicht zwingend besser, aber einfacher bzw. überschaubarer für den Einzelnen.
    Gewisse gesellschaftliche Regeln waren festgelegt, man musste (und durfte) darüber nicht nachdenken.
    An Waren gab es nicht so viel Auswahl und das, was es gab, funktionierte wahrscheinlich halbwegs.

    Heutzutage scheint es mir einen massiven Überfluss an Möglichkeiten zu geben, von denen viele nicht wirklich weiterführen.
    Das beansprucht viel Zeit für Entscheidungen – wertvolle Lebenszeit, die man anders nutzen könnte.

    Irgendwo dazwischen scheint wahrscheinlich das “Ideal für die Menschheit” zu liegen.

    Bedingt durch die schnelle Kommunikation versucht man heute im Namen der Betriebswirtschaftlichkeit die Entscheidungen immer schneller voranzubringen.
    Es wird einem keine Zeit zum Nachdenken gelassen.
    Es kostet viel Kraft, sich diese Zeit zum Nachdenken zu erkämpfen.
    Das merke ich, seitdem ich in einem Unternehmen der freien Wirtschaft arbeite.
    Viele Kollegen kämpfen nicht für diese Zeit, sie schwimmen im Strom mit.
    Das führt auch des Öfteren dazu, dass man noch einige Probleme schafft, die man dann auch noch klären muss.

    Zu solchen Dingen wie Netflix, soziale Netzwerke, … habe ich gar nicht die Zeit.
    Wie schafft ihr das?

    Als Auserwählter für eine Marsmission würde ich sofort mitfliegen.
    Schon weil ich davon ausgehe, das ich nicht zurückkomme.

    Ohne Handy komme ich sehr lange aus.
    Ich nutze es nur zum Telefonieren, mehr kann es auch nicht (doch – SMS senden/empfangen).
    E-Mail und Recherche laufen bei mir über den Rechner – ich möchte mir die kleinen Bildschirme mit dem Behelfsbrowser nicht antun.
    Außerdem muss man ja die Ergebnisse in der Regel zusammenfassen – wie schreibt man am Handy zwischendurch einen zusammenhängenden Text?
    Privat ist der Rechner in der Regel auch nur ein Mal pro Woche an…

    Wenn man handwerklich geschickt ist und die Möglichkeit hat etwas zu tun, kann man viel machen.
    Ich habe die Möglichkeit nicht – das macht auch unzufrieden.
    Auch deswegen, weil man an Dinge andere Anforderungen hat – man sieht den Pfusch und weiß, wie man es besser machen kann.

    Fenster werden ein Mal im Jahr geputzt und dabei auch gewartet (Mechanik reinigen, einstellen, schmieren).

    Das Einschätzen der Großwetterlage hat etwas mit der Beschäftigung mit der Umwelt zu tun.
    Das Einschätzen der eigenen Gefährung hat etwas mit grundlegenden lebenswichtigen Dingen zu tun.
    Dass nach Warnungen durch Radio, Handy, .. verlangt werden, zeigt, wie weit wir uns von unserem Lebensraum entfernt haben.
    Gewisse Grundlagen der Beobachtung (Blick zum Himmel, Gefühl für Luftfeuchte, Temperatur) und den Zusammenhang könnte man in der Schule vermitteln.
    Oder durch Interesse dafür erwerben.
    Man beobachte seine Katze (wenn man eine hat): Die hält die Nase aus der Tür, halt kurz inne und geht nicht raus.
    Da wissen viele Menschen noch gar nicht, warum. “Die hat eben keine Lust, die Diva.”
    Nur lebt die “Diva” zwangsläufig naturverbunden und kann die Wetterlage für sich ausreichend gut einschätzen.
    Die hat auch kein Smartphone, mit dem sie sich mit nichtrelevanten Dingen ablenkt.

    Andererseits: Selbst wenn ich eine Warnung über eine spontane Unwetterzelle erhalten würde, habe ich selten die Möglichkeit, mich entsprechend zu verhalten.
    Der Arbeitsalltag legt meine Wege fest.
    Zudem könnte man darüber philosophieren, ob die ständigen Unwetterwarnungen nicht die selben Ängste auslösen wie die Terrorberichterstattung.

    Viele Grüße

    Mario

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  6. Wolfgang

    Zur Terrorismus – Berichterstattung: So weit ich mich erinnere, gab es mal eine Initiative, die versucht hat, den Namen des Mörder von John Lennon aus alles Büchern und Veröffentlichungen zu entfernen und durch “The Asshole Who Shot John Lennon” zu ersetzten.
    Das wäre sicherlich auch eine gute Lösung für Terroristen aller Art

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  7. Peter

    Hier gibt’s noch einen, der GRM nicht sooo toll fand … bin zuerst auch voll hineingefallen, aber nach 50 Seiten kam immer stärker das Gefühl, ist das jetzt alles, worum’s geht? Und nach knapp 100 Seiten hab ich’s dann aufgegeben. Weil’s dann auch schön langsam auf die Psyche schlug, wenn man immer nur ganz tief unten ist im “Sozialporno“.

    Glaub Holgi sofort, dass da noch mehr kommt, aber ich hab mir die Frage gestellt, will ich jetzt lustlos drüberlesen, bis es zu der Erfüllung kommt, die der Klappentext verspricht oder lege ich es weg… und das war’s dann. Werde wohl kein Sibylle Berg Fanboy werden 🙂

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  8. telroth

    Och, wenn im Bahnhof Amsterdam Centraal jemand an dem öffentlichen Klavier sitzt und klimpert, wenn man gerade mit den Zug dort angekommen ist, ist das schon schön… 😉

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  9. Marco Schröder

    Moin Holger,

    ich habe gerade gehört, dass du gerne die Posaune spielen können würdest.
    Da kann ich dir nur beipflichten, denn ich bin Posaunist, also Profi so mit Studium und so.
    Also wenn du mal in Hamburg bist, könnte ich dir mal ein bißchen die Posaune näher bringen, damit du in der Hotellobby ein bißchen die Leute beschallen kannst!
    Das wäre auch gleich eine gute Gelegenheit mich damit für deine tollen Podcasts zu bedanken!

    Viele Grüße Hamburg, Marco

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  10. Christian von Praun

    Ich versuche gerade GRM als Hörbuch zu hören und kann Alexandra gut verstehen. Für die “Story” hätten auch drei Kapitel ausgereicht. Da passiert immer wieder das Gleiche bzw. nichts halt.
    Mit ist es zu schwarz gemalt, ich kann das Gejammer nicht mehr hören.
    Ob ich bis zum Ende durchhalte? Vielleicht. Evtl ändert sich meine Meinung ja noch.

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    1. Alexandra

      Es gibt ja ganz viele normale Leute, die das Flow-Magazin lesen, in ihrer Freizeit süße Deko basteln und sich mit Freundinnen zum Quatschen treffen bei Keksen und Chai-Latte. Für die gibt es dann Bücher wie “Das kleine Cupcake-Lädchen am Meer”, wo ihr nicer Alltag verhandelt wird. Die Zielgruppe für GRM scheint die Twitter-Crowd zu sein, Menschen also, die ihr Hirn 24/7 mit Weltuntergangs-News zuballern. Brexit-Hashtags und AfD-Bullshit konstituieren ihren Alltag – und genau diesen Alltag finden sie in Bergs Buch dann in aller ermüdenden Ausführlichkeit referenziert. Hier wie da – nichts, was das bestehende Weltbild sprengt, in Frage stellt oder die Reflexion über das eigene Leben auf eine neue Verständnisebene hebt.

    2. Matthias

      Und wenn es nur darum geht, sich mal mit einer nicht alltäglichen oder ganz abgefahrenen Prosaform flashen zu lassen, bekommt man z.B. im späten Werk des Arno Schmidt noch viel Abgefahreneres zu lesen.

    3. Adam

      Ich lese GRM gerade und vergleiche es dabei mit Büchern wie American Psycho oder Bonfire of the Vanities. Auch dort reicht die jeweils erzählte Geschichte lediglich für eine Kurzgeschichte, verhandelt wird aber eigentlich etwas ganz Anderes. Die penibel dargestellten Umstände in diesen beiden Texten malen nicht den Hintergrund der erzählten Geschichten, sie bilden das Fundament für die Charaktere. Sie _sind_ so wie die Bilder an der Wand ihrer Wohnung oder die Autos die sie fahren. Sie _müssen_ diese Nanny für die Kinder haben oder Anzüge von jenem Schneider tragen, um weiterhin von ihrer peer group akzeptiert zu werden oder dies gar beeindrucken zu können. Das Denken und Handeln sind nur vor der Blaupause der haarklein beschriebenen materiellen und immateriellen Lebensumstände zu verstehen, sie sind davon maßgeblich geprägt. So ähnlich scheint mir GRM auch zu funktionieren, auch wenn es nicht wie die beiden angeführten Texte in Manhattans Oberschicht spielt.

    4. Christian von Praun

      Vielleicht muss ich mein Urteil revidieren… Nach dem ersten Drittel scheine ich mich eingeschwungen zu haben. Bin gespannt was ich von dem Buch halte wenn ich fertig bin.

  11. Tim

    Zu den Trans* Sportlerinnen:
    Trans Personen bekommen sobald sie mit ihrer Transition beginnen Hormone, Trans*Frauen die erwähnten Tabletten. Nach zwei Jahren der Hormontherapie dürfen Trans Personen an offiziellen Sport-Wettbewerben teilnehmen, dann in ihrem eigentlichen (also “gefühlten”) Geschlecht, denn dann haben sich die zuvvor aufgebauten Muskeln auf das Niveau einer Nicht-Trans*Frau mit gleichem Trainingsstand zurückentwickelt

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  12. Paul Faul

    Sachen, die man nie nutzt, die aber noch gut sind, wird man gut auf Kleinanzeigen los. Dann finden die Sachen zu Leuten, die sie tatsächlich nutzen und sie meist sogar selbst abholen.

    Den Preis kann man leicht auf Ebay nachschlagen, indem man die Filter “gebraucht”, “Auktion” und “verkaufte Artikel” aktiviert.

    Es macht einem wirklich den Kopf frei, das ganze ungenutzte Gerümpel loszuwerden.

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  13. Klaus Breyer

    Die Sache mit Matratzenläden ist die: Es geht darum, “top of mind” zu sein. Denn man braucht nicht oft eine Matratze, ich glaube alle 5 Jahre oder so. Aber wenn, dann soll man sich sofort daran erinnern wo der nächste Laden ist. Und Eckgeschäfte sind einfach einprägsamer.

    Die selbe Strategie verfolgt Carglas mit deren penetranten Werbung. Man hat auch nur alle paar Jahre ein Steinschlag, aber wenn, dann kann man an nichts anderes als an Carglass denken (obwohl das auch an vielen anderen Orten angeboten wird)

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  14. Abkueko

    Zur gewaltfreien Kommunikation:
    Das Hauptproblem ist die enorme Bullshitquote. Der Name verkauft sich gerade ganz gut und daher findet man massig “Trainer” die mit Halbwissen irgendwelche fraglichen Vorschläge raushauen. Da kommt dann sowas wie die Zahnarzthelferin bei raus.

    Die Grundidee von Rosenberg war gar nicht mal verkehrt. Basierend auf der Annahme, dass wir oft persönliche Wertungen und Enttäuschungen in negativer Weise kommunizieren. Mehr Empathie und Eingehen auf Bedürfnisse würde regelmäßig helfen. Allerdings erscheint mir die konkrete Anwendung von GFK in Reinform doch sehr alltagsfern.
    Man kommt auch erheblich simpler und weniger formalisiert ans Ziel. Man kann durchaus persönliche Bedürfnisse auch direkt an eine Person gerichtet äußern. Am Beispiel der Anruferin bei Alexandra würde man sie nicht anpöbeln weil sie die Zahlen so blöd nennt, sondern einfach um einzelne Ziffern bittet weil es wem selbst so leichter falle. Sorgt dafür, dass die andere Person sich nicht gemaßregelt fühlt. Die ganzen Strategien des GFK die darüber hinausgehen würden, wie in Alexandras Beispiel, die Kommunikation nur weiter aufblasen ohne einen zusätzlichen Nutzen zu bringen.

    Daher kommt mein Zwiespalt zu dem Thema. Bedürfnisse kommunizieren fällt vielen Menschen sehr schwer und muss ich oft mit Patienten erarbeiten. Der zunehmende Fokus in der Gesellschaft daraus, ist also durchaus positiv und erleichtert mir die Arbeit. Auf der anderen Seite sagt mir der Hype um GFK nicht zu. Man bläht simple Techniken zu einem komplexen Modell auf und verkauft es als heiligen Schrein. So kommt es eher zu unauthentischer Kommunikation und schreckt manche Menschen/Patienten für eine bessere Kommunikation ab.

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  15. Yvonne

    Zum Zusammenhang von Sprache und Denken könnte eine der letzten Folgen des philosophischen Radios interessant sein:. Das Thema war “Gefühle sind höchst persönlich und individuell. Wie kann trotzdem die Verständigung mit anderen gelingen?”, insbesondere wie so abstrakte Größen wie Gefühle ausgedrückt werden können (oder eben nicht).
    Hier der Link zur Sendung:
    https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/philosophisches-radio/gunter-gebauer-gefuehle-100.html

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  16. Adam

    Zu: “Wie denkt jemand, der nie zu sprechen gelernt hat?”:

    Derrida hat in vielen seiner Texte vorgeschlagen und vertieft – und ich vereinfache hier stark –, anstelle von “Sprache” besser “Schrift” zu verwenden. Schrift soll hier bedeuten: ein System, ein Regelwerk, eine Struktur, mit deren Hilfe es möglich ist, Bedeutungen zu erzeugen. Dementsprechend sind Schriftsysteme oder gesprochene Sprachen oder der Tanz der Bienen (Hat hier jemand Waldorfschulenamentanzen gesagt?) jeweils eine eigene Schrift im Sinne einer konkreten Ausprägung des abstrakten Konzeptes Schrift.

    Wir beherrschen alle viele Schriften (= Regelwerke zur Herstellung von Bedeutungen (Ich wiederhole mich: Ich vereinfache stark.)) und nehmen an diesen teil (Kommunikation). Wenn nun jemand nicht gelernt hat, eine gesprochenen Sprache (_eine_ Konkretisierung des Konzeptes Schrift) zu beherrschen, heißt das nicht, dass er keine andere (Konkretisierung des Konzeptes) Schrift zur Verfügung hat, beispielsweise Körpersprache oder Mimik.

    Die Ausgangsfrage impliziert ein Primat der gesprochenen Sprache, welches es nach Derrida nicht gibt. Ich teile diese Meinung und finde daher, die Fragestellung ist Quatsch. Meine Antwort wäre: Ist doch egal. Weiß der Fragesteller denn, in welcher Schrift er denkt, bevor sein Gehirn das Gedachte in die Schrift “gesprochene Sprache” übersetzt? Und in welche Sprache (Englisch, Deutsch …) übersetzt sein Gehirn denn das Gedachte oder Empfundene eigentlich – und was für eine Rolle spielt das denn jetzt genau?

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  17. Peter

    Schön, dass es euch wieder gibt!

    Allerdings kann ich nicht nachvollziehen, warum ihr innerhalb kurzer Zeit der zweite Podcast seid, der als Absolutum feststellt, dass Menschen grundsätzlich sprachlich denken. Das ist bei mir definitiv nicht der Fall.

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  18. Christian

    Das war ja wohl die lustigste Wrintheit, wenn nicht der lustigste Holgi-Podcast, den ich je gehört habe. Soviel wie in der ersten halben Stunde habe ich lange nicht lachen müssen. Beim Rest auch noch. Warum auch immer eure Gehirne gerade so drauf waren: bitte nehmt öfter in diesem Zustand auf. Unsere Bauchmuskeln bedanken sich.

    Noch kurz zum Rummelplatz. Mir geht es ein bisschen so wie Holgi. Alles, was sich hin- und herbewegt oder schaukelt oder sonstwie die Bewegungsrichtung ändert, wird mit Nahrungsrückgabe quittiert. Aber sowas wie Looping-Bahnen find ich super, da geht es quasi nur geradeaus und um Kurven. Ich habe neulich von Hochsee-Seglern erfahren, dass es bei Seegang auch solche Unterschiede gibt. Manchen wird nur von Seitwärtsbewegungen schlecht, und anderen, wenn es vor und zurück schaukelt. Ich vermute da einen Zusammenhang, werde aber nicht freiwillig an mir selbst experimentieren.

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    1. Wolfgang

      Ja, merke ich selber. Mein Fehler. ich bin nicht davon ausgegangen, dass die Admins oder Moderatoren hier so selten reinschauen, dass die Freischaltung eines Kommentars so lange auf sich warten lässt. Das habe ich falsch eingeschätzt und ging daher davon aus, dass meine Kommentare nicht freigeschaltet werden.
      Das war falsch und zu voreilig von mir.
      Mehr kann ich zu meiner Entschuldigung nicht vortragen.

    2. Wolfgang

      Jetzt ist mir mein Engagnspost noch ein Stück peinlicher.

      Aber wieso macht man denn so was? Mit Verlaub gesagt, halte ich das für ziemlich dämlich.

      Da sucht man sich im Lauf der Zeit, den ein oder anderen, dem man vertrauen kann und denen man zumindest Teile der Moderation delegieren kann.

      Auf Dauer immer alles selbst machen zu wollen, weil man sich nicht traut, Aufgaben abzugeben, führt zwangsläufig in eine Überlastung.

      Ich will dir nicht zu nahe treten, vermute aber, dass du zu den Menschen gehörst, denen es extrem schwerfällt Verantwortung zu delegieren.

      Delegieren zu können, also Dinge aus der Hand zu geben ist nicht einfach, aber notwendig. Und ja, ich weiß, wovon ich rede und nein, das ist keine Bewerbung um einen Modereationsposten.^^

    3. Malte

      Ich kann keinen elitären Kreis ernstnehmen, der Leute wie mich posten lässt!

      Ich hab einen zu der Frage, was gute Literatur ausmacht. Ich will nach der Lektüre Gedanken denken können, die ich vorher nicht denken konnte. Ich bin Physiker, deshalb klappt das bei Weltraum-SciFi fast immer. Und ethische Fragen interessieren mich. Hätte ich als Protagonist genauso entschieden? Wäre ich danach glücklich mit der Entscheidung gewesen? Je nachdem welche Gedanken man sich macht, sucht sich jeder sein Lieblingsgenre. Das “bringt mich auf neue Gedanken” ist der gemeinsame Nenner, glaube ich.

      (Jedesmal, wenn man einen Gedanken zum ersten Mal denkt, wird man intelligenter, und jedesmal wenn man einen Gedanken zum hundertsten Mal denkt wird man dümmer. :P)

    4. Anne

      Die Moderation von Kommentaren bei WordPress läuft ja unter den Standardeinstellungen im Wesentlichen so ab, dass man nur dann freigeschaltet wird, wenn man zum ersten Mal kommentiert. Meldet man sich mit gleichen Daten dann noch mal zu Wort, wird man automatisch freigeschaltet, der Admin kann einen dann nur manuell wieder sperren, falls man sich doch mal daneben benehmen sollte. Wenn man davon ausgeht, dass hier verhältnismäßig viele Leute regelmäßig kommentieren, ist die tatsächliche Arbeit vermutlich auch für einen allein zu bewältigen. Ich kann jetzt nicht für Holgi sprechen und habe auch nicht die Menge an Kommentaren und weiß nicht, was alles im Hintergrund passiert, ich kenne nur den Mechanismus von WordPress, der einem schon einiges abnimmt.

  19. der Holger

    wie lange ist Gegenwart?

    Gegenwart ist immer nur der nicht messbar kurze Augenblick. Der Mensch lebt durch die REaktionszeit der Nervenleitungen alles Sinne (Auge, Nase, Haut, Ohr, ..) von minderstens 0,5sec sowieso immer inn der Vergangenheit. Eben diese 0,5 Sekunden.

    die Wahrnehmung und Verarbeitung der Sinneseindrücke und damit das Abbilden der subjektiven Wirklichkeit ist also immer verzögert. Das echte Geschehen, die wirkliche realität, ist also immer schon vorbei bevor das Hirn ein modell dieser Realität bilden kann.

    Antworten
    1. Eule

      ♫ Und alles was ist dauert drei Sekunden
      Eine Sekunde für vorher, eine für nachher, eine für mittendrin
      Da wo der Gletscher kalbt, wo die Sekunden ins blaue Meer fliegen ♫

  20. Thomas

    Zur Gewaltfreien Kommunikation auch noch mal. Meine Vorredner habe es gut zusammengefasst und hier noch mal der Versuch eines Alltagsbezuges, so wie ich es kennengelernt habe:

    Alltagssituation zwischen 2 Menschen (Kollegen, Partner, Freunde). Mich stört etwas und ich sage zum Gegenüber “DU hast wie IMMER den letzten Kaffee genommen und du kochst dann NIE einen neuen für uns”. Das wird mein Gegenüber wohl als direkten angriff werten. Wörter wie “immer” werden in solchen Situationen häufig genutzt.
    Mit GFK könnte ich sagen: Ich habe gesehen, dass du dir den letzten Kaffe genommen hast und dann keinen neuen gekocht hast (reine Beobachtung). Das stört mich, weil ich oft Kaffee koche und wenn ich dann mal einen holen will, ist oft keiner mehr da. (wie fühle ich mich mit der Beobachtung). Denkst du bitte dran beim nächsten Mal gleich einen neuen Kaffee zu kochen? (Lösungsvorschlag) .
    Vielleicht hilft das noch als Ergänzung.

    Antworten
    1. christian von praun

      Oder man sagt einfach: “Du hast Dir den letzten Kaffee genommen, koch gefälligst neuen.”

  21. Anja

    Stuttgart Stammheim – besser als sein Ruf: Als ich im Ländle wohnte, war ich in Stammheim im Sportverein und mein Kind in der Krippe.
    Bin leider wieder weggezogen, sonst würde ich gerne zur Lesung kommen!
    Liebe Grüße

    Antworten
    1. Alexandra

      Ratingen-West ist auch viel besser als sein Ruf! :’D
      Ich persönlich lese viel lieber in solchen Stadtteilen als in den großen Modemetropolen.

      Die Lesung wird voraussichtlich erst im Juni 2020 stattfinden.

  22. Njorg

    Ich denke auch, dass bei der GFK sehr viel diese merkwürdigen Sprachformeln als Regeln missverstanden werden, obwohl sie eigentlich eher zur Illustration und Einübung dienen. Ziel ist es, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wo in Sprache potentiell gewaltsamkeit enthalten ist und dadurch Kommunikation behindern könnte. Auf welche Art und Weise man das dann umsetzt ist eigentlich eher zweitrangig. So hab ich mir das zumindest zusammemgereimt.

    Thema “gibt es Dinge, die nicht versprachlicht würden?”
    Natürlich funktioniert das nicht wirklich bei Naturgesetzen oder physisch vorhandenen Dingen, sofern man nicht solipsistisch unterwegs ist. Aber bei gewissen Konzepten ist das schon so. Auch bei Krankheiten. Die Pest z.b. beschreibt als Wort viel mehr als nur die bloße Krankheit, sondern nennt noch den ganzen Schrecken mit und lässt ans Mittelalter denken und wird sogar als Schimpfwort benutzt. Der Begriff ist also ein ganzer kultureller Code, der in dieser Gemengelage nur in Verbindung mit diesem Begriff existiert. Man kann also sagen: gäbe es den Begriff nicht, gäbe es auch das, was er bezeichnet.
    Das “Mittelalter” ist auch so ein Begriff. Ist ja eine historische Konstruktion, die es nicht gäbe würde man das nicht in Sprache fassen.

    Antworten
  23. Dr. Azrael Tod

    zu “Infused Water” fällt mir ja nur immer ein dass wir prima Methoden haben Geschmack/Zucker/usw aus Früchten zu extrahieren, die besser funktionieren. Das Resultat nennt sich Saft und kann auch prima verdünnt werden. Ganz ohne dass man hinterher latschig schmeckende Obstreste aus einer Flasche popeln muss.

    Ich verstehe aber vermutlich das Konzept einfach nicht.

    Antworten
    1. Eule

      Das ist glaube ich hauptsächlich ein emotional-psychologischer Effekt. Weil man das Obst vorher selber in der Hand hatte und kleingeschnitten hat, misst man dem Ergebnis viel mehr Bedeutung (und ggfs. Wirkung) zu als wenn man irgendwelche Plörre aus einem Tetrapack umschüttet. Ausserdem hat man womöglich extra eine spezielle Trinkflasche gekauft, das muss also wirken!

      Hinzu kommt noch der Distinktionsgewinn. Die spezielle Trinkflasche ist nämlich meistens durchsichtig, so dass man selbst und auch jeder andere stets sehen kann dass man beim bewussten Leben ganz vorne mit dabei ist (und sich ausserdem teures Spielzeug leisten kann).

      Positiv anzumerken ist vielleicht, dass “Infused Water” grundsätzlich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass im Haushalt überhaupt frisches Obst vorhanden ist.

  24. Frank

    Bei der Frage: “Wie lange kommt ihr ohne Handies aus?” ist meine Erfahrung, dass ich zwei-drei Mal mit der Situation konfrontiert war, in ein Krankenhaus zu müssen und dann mich bewusst entschieden habe, das Smartphone zu Hause zu lassen. Der krasseste Fall war aber auch, dass ich, nachdem ich feststellen musste, dass sich bei mir ab Brustbein abwärts eine vollständige Querschnittslähmung eingestellt hatte, ich mit dem Gerät den Notruf für den Transport in die nächste Klinik-Notaufnahme abgesetzt habe und es dann bewusst zu Hause auf einem Tisch gut auffindbar ablag. Nach 4 Stunden Diagnostik und Anamnese in der Notaufnahme waren dann gleich die Not-OP, eine Übernachtung Intensivstation, 1 Woche strenge Bettruhe auf Neurochirurgie und 10 Tage Station Innere Medizin angesagt. Der Neurochirurg hat vor der Operation noch veranlasst, dass mein Arbeitgeber informiert wird, dass ich nicht auf die Arbeit kommen kann. Weil mir im Moment zwischen absetzen des Notrufs und Transport ins Krankenhaus nicht klar sein konnte, was mich dort erwartet, habe ich meine zuvor selbstgewählte individuelle Möglichkeit von Erreichbarkeit herab priorisiert. Es war in diesem Moment der Unsicherheit nicht mehr das allerwichtigste. Im Zweifel – und das war auch mein ursprünglicher Hintergedanke – musste ich einfach davon ausgehen, dass bei irgendwelchen Patientenverlegungen meinerseits das Smartphone irgendwo verloren gegangen wäre. Letztendlich sind auf dem Weg zwischen den ganzen Stationen meine Schuhe verloren gegangen. Aber der Verlust von einem Paar 50,– € Sneakern sind erst einmal wirklich kein Weltuntergang. Wenn mir das Handy abhandengekommen wäre, hätte ich erst mich Wochen später darum kümmern können, das gesamte Gerät zu sperren, wieder eine neue SIM-Karte beim Provider für meine vorhandene Rufnummer zu beantragen und ein Gerät für mehr als 50 Euro neu kaufen zu müssen. So haben mich dann mein Chef und ein weiterer Arbeitskollege nach den ersten 2 Wochen im Krankenhaus besucht und ich habe ihnen meinen Wohnungsschlüssel in die Hand geben können und sie darum gebeten, mal in den nächsten Tagen bei mir zu Hause kurz vorbei zu schauen und neben ein bisschen Wechselwäsche auch dann das Smartphone im Krankenhaus vorbei zu bringen.
    Alles kann und wird sich auch klären. Viel wichtiger ist – und das ist auch dass, was Alexandra gesagt hat, sich selber wieder des eigenen Seins bewusst zu werden.

    Die Sache mit dem Fensterputzen bei dir Holgi, da brauchst du dich nicht schämen. Das ist bei mir genauso. Ich putze sie auch sehr selten.

    Ich danke euch beiden für die sehr amüsanten 90 Minuten Sendung. Ich hatte wieder sehr viel Spaß beim Hören und musste mitlachen.

    Antworten
  25. Anne

    Ich bin entsetzt! Klavier ist natürlich das beste Instrument überhaupt, schon allein, weil man dazu singen kann! (Ja, geht bei Gitarre auch, aber bei vielen anderen Instrumenten eher schlecht.)

    Ich bin aber auch nicht objektiv, weil das das Instrument ist, was ich am längsten und am besten spiele. Einziger Nachteil eigentlich, das man es so schlecht transportieren kann. Dass die Barpianisten arme Geschöpfe sind, kann ich so auch nicht unterschreiben, ich habe das für Freunde, die ein Restaurant haben, ein paar Mal gemacht (zu speziellen Anlässen) und es ist eigentlich eine ziemlich coole Art, Geld zu verdienen, indem man halt ein paar Stunden das macht, was man eh sonst zu Hause machen würde. (Wir haben in dem Fall kein Geld, sondern ein leckeres Essen bekommen.) Und dass man ignoriert wird, gehört ja ein bisschen zum Konzept dazu, positiv gesehen wird man halt in Ruhe gelassen.

    Ansonsten kann ich noch Kontrabass empfehlen, ein sehr schönes Instrument, auch eher unpraktisch, weil sehr groß, aber mit hohem Coolness-Faktor.

    Antworten
    1. Frank

      Stimmt Anne!
      Meinem Eindruck nach ist der Kontrabass ein Instrument, welches auch in einer Bandbreite an Musik-Genres Einsatz gefunden hat.

  26. Jan

    Hallo,

    habe zwar den Inhalt nicht mehr im Gedächtnis und kann die Frage somit nicht direkt beantworten, aber zu den Matratzengeschäften fiel mir sofort ein, dass es dazu mal eine Folge bei Freakonomics gab, vor drei Jahren: http://freakonomics.com/podcast/mattress-store-bubble/

    Ging glaube ich nicht so sehr darum, warum sie an der Gebäudeecke sind, aber auch in den USA gibt es das Phänomen, dass es sie in Massen zu geben scheint.

    Antworten

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