WR872 Rio Burnz

 

Rio ist ein Kollege aus dem Ruhrgebiet, der vor zwei Jahren noch ein völlig normales Leben gelebt hatte, zwischenzeitlich aber obdachlos geworden war. Zum Zeitpunkt der Aufnahme, Anfang Oktober 2018, hat er gerade wieder ein Dach über dem Kopf.

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27 Gedanken zu „WR872 Rio Burnz

  1. Thomas Ziemer

    Sehr informativ und gut gemacht. Habe in letzter Zeit Deine Podcasts (ausser die mit Tim) nicht mehr so oft gehört aber dieses Thema hat mich sehr interessiert und ich bin erfreut über dieses Format. Auch kritische Fragen und Antworten. So muss das sein. Alles Gute weiterhin für den Neuanfang von Rio und für Deine Podcasts.

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  2. Mona

    Hi, ich hab schon das Gespräch mit Barto gehört.
    Es ist für mich sehr erschreckend zu hören, dass jemand 30 oder 40 Personen durchtelefoniert und keiner davon einen bei sich aufnimmt. Es ist ja nicht so, dass Rio mit 3 Hunden und 5 Kindern zu denen wollte. Da würde ich die Absagen noch ein bisschen verstehen, dass das nicht jeder stemmen/vertragen kann.

    Ich hab darüber nachgedacht, wie lang man aus der Normalität raus sein muss, um in der Situation zu sein wieder mit Aufwand und Konzentration eine normale Tagesstruktur aufbauen zu müssen. Ich denke, das wären bei mir drei Monate, vielleicht sogar weniger. Ich war öfter länger krank und es ist jedes Mal so viel Arbeit wieder “normal” zu leben und Tagestruktur selbst aufrecht zu erhalten ohne viel fremde Hilfe.

    Kann Rio nicht zu seiner alten Arbeitstelle zurück? Es ist doch unwahrscheinlich, dass er wieder auf der Flucht sein wird.
    Wär super, wenn Rio irgendwann mal die Geschichte erzählt, wie er es geschafft hat so kurz vor knapp sich vor der Haft zu retten, also wer ihm wie geholfen hat und wie er auf die Idee kam da anzurufen.

    Alles Gute!

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    1. Faiid

      “dass jemand 30 oder 40 Personen durchtelefoniert und keiner davon einen bei sich aufnimmt.”

      Dafür mit Haftbefehl. Es ist immer schwer zu sagen wie man reagiert, aber ich würde auch nur ute Freunde in so einer Situation aufnehmen. Und die hat Rio laut eigener Aussage explizit ausgenommen, weil er sie nicht belästigen wollte. Ich hoffe ich würde in so einer Situation auf irgendeine andere Art und Weise helfen (z.B. mit Geld oder anderer Unterstützung), aber spätestens bei Konflikten mit dem Gesetz wäre ich sehr vorsichtig… Dazu kommt, dass es ja im eine längerfristige Sache ging…

      Wie gesagt: Helfen ist immer gut und ich hoffe sehr, dass ich richtig reagieren würde in so einer Situation, aber wundern tut es mich nicht…

    2. Donngal

      Sehe das ähnlich. Ich kenne zwei Personen denen ich in so einer Situation helfen würde. Insbesondere wenn ein Haftbefehl vorliegt. Und das sind meine engsten Vertrauten. Allen anderen würde ich gute Ratschläge geben, mehr leider nicht. Mit so einer relativ großen Bitte sollte man sich dann doch eher an seine engsten Freunde wenden.

    3. Marcel

      Werde für den Kommentar sicher keine Karma Punkte bekommen, aber dennoch:

      War schon 2x mal in der Situation das ich Bekannte, Freunde würde ich nicht sagen, aufnehmen sollte. Bei beiden war aber absehbar das es da nicht nur um Obdach aufgrund eines Schicksalsschlags (z.B. Haus abgebrannt) geht, sondern die haben halt einfach ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen. Man hätte sich also noch aktiv drum bemühen müssen sie wieder klar zu bekommen, sonst bleiben sie bis zum Rausschmiss bei dir wohnen. Da bin ich leider zu Egoistisch und denke mir, dafür haben wir öffentliche Strukturen die das übernehmen können.

      Bei einem war es übrigens auch so das er ständig über seine Verhältnisse lebte und das alles dann irgendwann zusammen brach. Mein Mitleid oder Hilfsbedürftigkeit hält sich da leider in Grenzen.

    4. Mona

      ich find es auch nicht mehr. ich hab es im rss-feed, da kann ich noch zugreifen auf die mp3, aber nicht mehr über den bartocast-blog.

  3. Rio

    @ Mona: Eigentlich sollte zum Thema: „Wer gab mir das Geld und woher kam es“ ein Audioleak erscheinen. Aufgrund der Hilfe dieser Personen möchte ich aber auf den besagten Leak verzichten.
    @ Faiid: Bei der alten Stelle ist nichts mehr zu holen. Meinen Job macht nun ein Anderer – Und er macht ihn gut.

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  4. Mithrandir

    Ist natürlich schwer einzuschätzen, wenn man die Person nicht näher kennt, aber beim Thema Haare file mir der Spruch ein: “Alte Zöpfe abschneiden”
    Vielleicht wäre das der erste schritt in ein neues Leben gewesen.

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    1. Faiid

      Ich kann nicht für Rio sprechen, aber ich dachte mir an der Stelle: Vielleicht war es genau das was er vermeiden wollte. Ein Abdriften in ein neues – viel schlechteres – Leben. Eine Zäsur, einen “Schnitt” im doppelten Sinne. Vielleicht waren die langen Haare es ein Stück Halt, ein Stück Normalität und Kontinuität in seinem Leben.

  5. Stefan

    Mir macht es etwas Bauchschmerzen, dass vor der Spendensammlung der Part mit dem Haftbefehl wegen Körperverletzung komplett unter den Tisch fallen gelassen wurde.
    Vor allem im Zusammenhang mit der Trennung von der Ex-Partnerin kommen da bei mir unschöne Gedanken auf. Wer hat denn auf die Nase bekommen? Wenn es ein paar Nazis in der Dorfkneipe waren, könnte man das ja erwähnen..

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  6. Heinz Boettjer

    Ich darf mich jetzt auch auf die Obdachlosigkeit vorbereiten.

    Mir wird seit 27 Monaten ALG II komplett verweigert mit der Begründung das ich nicht Bedürftig bin weil ich es ja überlebe das das Jobcenter nicht zahlt.

    Ich hatte bereits begonnen mein Haus zu verkaufen um gezielt Obdachlos zu werden in Form eines Wochenendgrundstückes.

    Am 05.10.2018 wurde jetzt mein Haus gepfändet und zur Zwangsversteigerung wegen einer Forderung des Finanzamtes wegen Grundsteuer in Höhe von 350 Euro beschlossen. Das mildere Mittel einer Sicherungshypothek konnte nicht gewählt werden weil für diesen Fall im Gesetz steht das die Schuld mindestens 750 Euro betragen muss.

    Ich kämpfe noch an allen Fronten, sollte ich die restlichen 43 Monate bis zur Rente überstehen dann wird mein Haus geöffnet für Opfer wie Rio oder wie ich eines war.

    Viel Glück Rio.

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    1. Stefan

      Verstehe ich es richtig, dass Du lediglich 350 Euro bräuchtest, um Dein Haus behalten zu können? Du hast in Deinem Umfeld niemanden, der Dir diesen Betrag leihen würde?

  7. Faisal

    Bei ca. Minute 32:00 geht es um die Stinkfrage. Ich habe mal gehört, dass Obdachlose auch zum Selbstschutz stinken, weil sich denen dann keiner nähert.

    Kann das jemand bestätigen? Habe auf die Schnelle keine Quelle gefunden.

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    1. David-Alex

      Habe zwar auch keine Quelle (werde aber bei Gelegenheit eine Freundin fragen, die in einer Obdachlosenunterkunft arbeitet) aber habe das während meiner Arbeit in einer geschlossenen Psychiatrie von einer Kollegin auch gesagt bekommen. In der Klinik waren auch immer wieder Menschen, die zumindest Zeitweise in Obdachlosigkeit lebten. Sie hat es zwar nicht speziell auf diese bezogen, aber meinte auch, dass viele Menschen mit psychischen Problemen, die auch einfach andere von sich fernhalten wollen, “überlegt” auf Hygiene verzichten, eben aus genau dem Grund. Funktioniert ja auch :/
      Klar, nicht jeder Obdachlose ist psychisch krank, aber es stinkt ja auch nicht jeder, wie Rio beweist. Aber die Parallele im Verhalten klingt logisch.

    2. Mona

      Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass es eine große Zahl an Leuten gibt, die aus Selbstschutz stinken.

      Ich kenn Angstschweiß, der kann von einer Sekunde auf die andere kommen und stinkt noch in 100 m Abstand. Das kann ich mir bei Obdachlosen und psychisch Kranken vorstellen, wird aber wahrscheinlich auch keine große Zahl an Leuten sein.

      Bei Psychischkranken, die mit sich selbst große Probleme haben, die haben ja nicht immer die Kraft sich zu waschen oder von selbst dran zu denken. Ich kenn zwei ansonsten normale Leute, die unter Depressionen komplett das Zähneputzen aufgegeben haben, was natürlich gesundheitlich nach paar Jahren große Probleme macht, wenn man auch nie zum Arzt geht. Man kann dann froh sein, dass solche Leute sich wenisgtens einmal die Woche frische Sachen anziehen oder duschen.
      Ich kann mir schon vorstellen, dass manche dann bewusst drauf verzichten, weil die denken wozu das alles, weil für sie das so extremen Kraftaufwand bedeutet oder Obdachlose sich denken, dass es sich nciht lohnt, weil die sich zum Schlafen sowieso irgendwo in den Dreck legen oder sie es sich nicht wert sind sauber zu sein.

      Es gibt auf jeden Fall total viele Gründe zu stinken.

  8. Florian

    Spannende Geschichte auf jeden Fall. Das einzige, was mich insgesamt etwas ratlos zurück lässt: Irgendwelche unseriösen Banken bieten mir (und ich habe nun auch praktisch nix) alle Nase lang absurde Kredite per Werbung an. Hätte Rio nicht einfach bei der Targobank 2500 Euro für irgendnen Mondzins aufnehmen und damit seinen Strafe bezahlen können? Selbst wenn er dann die Raten nicht bedienen kann, wäre das doch sicher der kleinere Hustle gewesen, oder?

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    1. Clemens

      @Rio: Schön, mal wieder was von Dir zu hören, auch wenn die Umstände nicht so prickelnd sein dürften. Bin etwas erstaunt, dass so wenige Kommentatoren sich vorstellen können, wie leicht man wegen »Körperverletzung« drankommt, immerhin reichen – etwas Pech vorausgesetzt – schon ein Angreifer mit ein paar Zeugen, die gegen Dich aussagen und Du stehst vielleicht alleine da – nur so als Beispiel. Warum hast Du die Moepmoeps bzw. den »Barto« nicht schon früher aktiviert, um die Strafe zu begleichen und warum kann man sich nur per Kreditkarte beteiligen? Solche Kosten steigern sich bekanntlich in großen Schritten. Außerdem finde ich das Ganze vom Survival-Aspekt her ebenfalls hochspannend, da Du sicher kein »typischer« Obdachloser warst. Vielleicht gibt es da mal mehr Details, wenn sich die Lage wieder entspannt hat. Immerhin kann das jeden treffen …

  9. rw27

    Ich verstehe die Aussage zum Führungszeugnis nicht so ganz: Für die Eintragung ist die Höhe der Geldstrafe entscheidend und nicht die Tatsache, ob diese möglicherweise im Rahmen einer Ersatzfreiheitsstrafe vollstreckt wird. Die erste Verurteilung wird in das “normale” Führungszeugnis nicht aufgenommen, wenn sie als Geldstrafe 90 Tagessätze nicht übersteigt. Rio spricht von 90 oder 180 Tagen, die er hätte absitzen müssen. Wenn es nur 90 Tage (=90 Tagessätze Geldstrafe) gewesen wären, wäre das Führungszeugnis trotz Ersatzfreiheitsstrafe also sauber geblieben. Wenn es 180 Tage (=180 Tagessätze) wären, stehen die in jedem Fall im Führungszeugnis, egal ob die Strafe gezahlt oder als Ersatzfreiheitsstrafe abgesessen wird.

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  10. Jule

    Da hätte Rio mal wirklich (eher)mit jemanden sprechen sollen,der Ahnung hat: auch die geldliche Strafe landet im Führungszeugnis. Urteil ist Urteil. Das kann alles nicht die ganze Geschichte sein. An manchen Stellen klingt es für mich recht unglaubwürdig…aber vielleicht ist die Realität auch so.

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    1. Stefan

      @Jule “Dagegen nicht im Führungszeugnis stehen unter anderem:

      Geldstrafen, von nicht mehr als 90 Tagessätzen (§32 Abs. 2 Nr.5 a BZRG)”

  11. Heinz Boettjer

    @Stefan
    Ja und Nein.
    Die 350 Euro sind die reine Forderung des Finanzamtes, dazu kommen etwa 150 Euro für das Gericht.
    Wenn dieser Betrag beglichen wäre drohen weitere Forderungen die durch Zahlungsversteigerung des Jobcenters entstanden sind.
    Da wäre der Zahlungsrückstand bei der finanzierenden Bank in Höhe von etwa 5.000 Euro, die Bank hat da ich aktuell durch zwei Jobs mit zusammen 600 Euro die monatlichen Zahlungen von 415 Euro leiste versprochen bis zum 31.12.2018 nicht zu vollstrecken.
    Als nächstes wäre dann das Krankenhaus mit der Rechnung für meinen Schlaganfall von Januar 2017 in Höhe von etwa 8.000 Euro den die Krankenkasse nicht übernimmt da diese mich als selbständig einstuft und monatlich 700 Euro haben will also 120 % von meinem Brutto. Die “Rückstände” bei der Krankenkasse betragen laut Zoll, denn sie sin d für die Vollstreckung zuständig, aktuell 20.000 Euro, Tendenz steigend.
    Aktuell hatte ich kurz einen Termin vor dem Sozialgericht der aber wieder abgesagt wurde weil jemand keine Zeit hat.
    Ich hoffe nicht jeder wird Zwangsvollstrecken mit dem Haus dürfen und das ich vor dem Sozialgericht endlich das Jobcenter zwingen kann wieder zu zahlen und dann nehme ich mir Kredit beim Jobcenter und zahle die Rückstände und versuche dann die ganzen Prozesse vor dem Sozialgericht zu gewinnen, wenn ich mich nicht verrechnet habe müssten es jetzt mittlerweile sieben sein.

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    1. Michael

      @Heinz
      Ob selbstständig oder nicht, bis du wohl freiwillig Krankenversichert. Die 700 bzw. 20.000 Euro hören sich danach an, dass du deren Unterlagen nicht ausgefüllt hast bzw. nicht den richtigen Antrag gestellt hast. Mach das mal zügig noch diesen Monat, dann hört das mit den 700 Euro direkt im Januar auf.
      Die 20 000 Euro kannst du auch klein bekommen. Hatte vor einigen Jahren auch das Problem und in letzter Verzweiflung mich, als wieder Geld rein gekommen ist, mich an einen Anwalt gewendet (hat mich auch noch mal 100 Euro gekostet). Der war zwar total unfähig, und ich musst immer noch alles selbst machen und raus finden, aber grundsätzlich hat das dann doch funktioniert, aber hauptsächlich, weil bei der Krankenkasse eine Führungskraft, oder die Führungskraft der Führungskraft darauf aufmerksam geworden ist und eingeräumt hat, dass da in den Jahren davor massive Fehler auch auf Seite der Krankenkasse gemacht wurde.
      Wenn ich wieder bei meinen Unterlagen bin, suche ich dir gerne raus, wie das Zauberwort ist, um die 20k Euro klein zu machen, den normalerweise sagt dir die Krankenkasse, dass Beitrage nur für die Zukunft geändert werden können.

    2. Mithrandir

      Auch beim Selbständigen richtet sich der Beitrag nach dem Umsatz.
      Tatsächlich hört es sich so an, wie Heinz schreibt, als hättest du da nicht sauber gearbeitet.
      700 Euro kommt ja sehr nahe an den Höchstsatz ran. Und wenn du dementsprechend Umsatz machst, hast du nicht die Sorgen, die du beschreibst.

    3. Michael

      Ja klar. Nur, wenn man sein Einkommen nicht meldet, wird Höchstsatz festgesetzt.

      Es gibt eine Mindestbeitragsbemessungsgrundlage, und da kommt man nur auf Antrag drunter. Unter die wird er tatsächlich nicht mehr drunter kommen, aber er kommt wieder von der einfach festgesetzten Beitragsbemessungsgrenze weg, obwohl die Einspruchsfrist schon abgelaufen ist.

      Die Wörter die ich jetzt verwendet habe sind vielleicht nicht ganz korrekt, aber das ändert nix. Die richtigen Begriffe kann man sicher leicht finden.

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