Als erste Frau wurde Bertha von Suttner 1905 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Matthias von Hellfeld erzählt.
Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 23. November 2020 auf DLFnova.
Als erste Frau wurde Bertha von Suttner 1905 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Matthias von Hellfeld erzählt.
Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 23. November 2020 auf DLFnova.
Nobel schreibt in seinem Testament, dass derjenige den Preis erhalten solle, der „im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht“ hat. Ich finde es eigentlich sehr gut, dass der Friedenspreis nicht, wie bei den naturwissenschaftlichen Preisen, die teilweise erst Jahrzehnte nach einer ausgezeichneten Entdeckung vergeben werden, wenn diese dann bestätigt wurde (daher: kein Nobelpreis für die Relativitätstheorie für Einstein!), mit großem zeitlichen Abstand vergeben wird, sondern aktuell aktive Aktivisten auszeichnet. Dadurch wird deren Anliegen international bekannt gemacht und dessen Bedeutung hervorgehoben. Wazu wäre es gut, heute noch Gorbatschow oder Lech Walesa auszuzeichnen? Ich empfinde es immer eher als Schwäche, dass die anderen Preise selten für aktuelle wissenschaftliche oder literarische Leistungen vergeben werden, obwohl Nobel eben im Testament von Leistungen im vergangenen Jahr spricht.
Das Komitee hat inzwischen den Friedensbegriff stark erweitert, weshalb es auch immer wieder den Vorwurf gibt, alle neueren Preise seien ungültig, weil die ausgezeichneten UmweltschützerInnen, Menschen-, Frauen- und KinderrechtsaktivistInnen eben nicht auf die “Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt” haben.
Auch bei den anderen Preisen sollen eigentlich Leistungen des Vorjahres berücksichtigt werden. Davon ist man schon sehr lange abgekommen, weil das auch kaum geht. Dann würde man auch viele Erkenntnisse auszeichnen, die sich kurz darauf als Blödsinn herausstellen.
Noch was zu Obama. Vielleicht hat man ihm den Preis zu früh gegeben, weil man wusste, dass es später nicht mehr geben wird. 😉
Vielleicht habe ich nicht richtig hingehört, aber es scheint mir, ihr habt bei den deutschen Friedensnobelpreisträgern Albert Schweitzer vergessen.
Schweitzer ist in Elsass-Lothringen geboren, das gehörte zwar 1876 zu Deutschland, aber jetzt schon lange nicht mehr. Wir könnten uns aber vielleicht au seine “deutsch-französische” Herkunft einigen – so hätte jeder Recht
Sehr schöne Sendnug vielen Dank.
Ich sehe es so wir Björn. Es ist sinnvoll, den Friedensnobelpreis auch einzusetzen um bereits laufende Prozesse zu befördern. Und das ist in der Vergangenheit vielleicht auch manchesmal gelungen (Genau weiß man das natürlich nie, weil das auf eine “Was wäre passiert, wenn”-Frage rausläuft).
Brandt verlor durch Übertritte von SPD-Abgeordneten zur CDU wegen seiner Ostpolitik seine Mehrheit, 1972 kam es zu einem Misstrauenvotum, das scheiterte, und Neuwahlen, die er gewann. Gut möglich, dass er ohne Nobelpreis das eine oder andere verloren hätte.
Bei Bürgerrechtlern in autortären Staaten wie Desmond Tutu oder Lech Walesa bedeutet der Nobelpreis auch immer einen persönlichen Schutz. Wenn ein Staat einen Friedensnobelpreistäger einsperrt oder gar ermordet, stellt es sich auf eine Linie mit dem Naziregime und das überlegen sich die meisten gut.
Wenn man laufende Prozesse befördern will, muss man zwangsläufig das Risiko eingehen, dass diese trotz Nobelpreis scheitern
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Arafat bekam 1994 den Nobelpreis nicht wegen Camp David. Das in Camp David geschlossene Abkommen von 1978 betraf das Verhältnis zwischen Israel und Ägypten. Die Verhandlungen zu “Camp David II” fanden erst 2000 statt und scheiterten. Rabin und Arafat hatten 1993/94 Israel und die PLO soweit angenähert, dass ein Abkommen nach der Formel “Land gegen Frieden”, dh Selbstverwaltung für Palästina gegen Anerkennung des Existenzrechts Israels und Beendigung der Gewalttaten möglich wurde. Man kann an der Gesamtbiographie Arafats natürlich viel kritisieren und ich gehöre nicht zu seinem Fanclub, aber das war schon eine nobelpreiswürdige Leistung. Dass man auf diesen Weg nicht weiterkam, hängt mit großer Wahrscheinlichkeit auch mit der Ermordnung Rabins im folgenden Jahr – durch eine rechtsextremen Israeli – zusammen.
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Weil Holgi erstaunt zur Kenntnis nahm, dass Bertha von Suttner Österreicherin war: Sie ist auf der österreichischen 2-Euro-Münze zu sehen. Ist natürlich kein zwingendes Argument. Auf der 1-Euro-Münze ist Mozart zu sehen und darüber, ob Mozart Österreicher war, kann man lange streiten.
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Von Suttner hat sich nicht nur durch ihren Roman und ihre Reden, sondern auch durch die Veranstaltung und ihre Teilnahme an Friedenkonferenzen gewirkt- zB geht die noch heute gültige Haager Landkriegsordnung auf diese Konferenzen zurück.
Ich bin ein bisschen enttäuscht weil in der Sendung Bertha von Suttner selbst eher so am Rande vorkommt.
Ich weiß, es ist ein Podcast in dem es ums Abschweifen mit Geschichte geht, aber mich hätte mehr interessiert, warum und wie Bertha v Suttner zur Friedensaktivistin wurde und den darüberhinaus gehenden Einfluss.
Stattdessen gings doch mehr ums Abschweifen rund um den Nobelpreis und Nobels Perspektive und das finde ich etwas schade…
Ich kann auch diesen Unterschied beim Friedensnobelpreis nicht verstehen.
Andere Preise wie Physik etc werden auch erst nach Jahrzehnten verliehen, da ist die Entdeckung schon ewig her, aber mittlerweile wichtig genug oder alternativ bestätigt worden. Die Preisträger sind meist schon 70+, und es gäbe sicher einige, die den Preis verdient hätten, aber vorher gestorben sind.
Selbst bei Einstein hat man einen riesen Umweg gemacht, erst mußte durch Sonnenfinsternisse die allgemeine Relativitätstheorie “bewiesen” werden, daß eben die Gravitation das Licht beugt, um dann den Nobelpreis für den Photoelektrischen Effekt (dadurch ist hinterher auch eine Solarzelle möglich) ausgezeichnet worden. Er bekam ihn eben nicht für die beiden Relativitätstheorien.
Also wäre es doch sinnvoll, auch beim Friedensnobelpreis Jahre abzuwarten, was wirklich geschehen ist. Kohl/Gentscher/Gorbatschow (oder besser vielleicht gar keine Namen, man unterschlägt immer wichtige) vielleicht für die Ermöglichung der Deutschen Einheit als Auszeichnung 2010 oder wann auch immer. Oder das mit der Schlußakte von Helsinki (auch schon oft Thema), was im Nachhinein eben große Prozesse ermöglicht hat. Potsdamer Konferenz ist auch wegbereitend, aber wohl eher in die falsche Richtung (Zementierung des kalten Krieges)
Das Überwinden von Diktaturen, wie Franco (erst kürzlich), oder Pinochet… solche Dinge halt. Südkorea war auch mal eine Militärdiktatur, die sind da auch “irgendwie” rausgekommen. Wenn sich Korea wirklich irgendwann vereinigt vielleicht die Wegbereiter (und das Trampeltier ist da nicht mit gemeint).
Umweltbewegungen, Abrüstabkommen, Menschenrechtsorganisationen…
Nein… lieber Obama.
Sehr schade. Ich hätte mir bei dem Thema mehr zu Bertha von Suttner gewünscht und weniger zu Nobel. Da steht mal eine große Frau der Geschichte auf dem Plan und dann geht es doch nur um einen Mann