WR1448 Das Jahr 1923

Rentenmark und Hitlerputsch. Matthias von Hellfeld erzählt.

Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 9. Januar 2023 auf DLFnova.

Ein Gedanke zu „WR1448 Das Jahr 1923

  1. Tarifkenner

    Vielen Dank für die Einstimmung auf das 100-jährige Jubiläum des Jahres 1923.
    Die Hyperinflation kann man m.E. allerdings schlecht als ein Ereignis des Jahres 1923 darstellen und erst recht nicht als Folge der Besetzung des Ruhrgebiets. Sie hatte in diesem Jahr zweifellos ihren Höhepunkt. Die Inflation begann aber schon im Jahre 1914 durch die Finanzierung des ersten Weltkriegs durch Kredit-Aufnahmen – und nicht etwa durch eine Vermögenssteuer wie zum Beispiel in Großbritannien. Schon im Jahre 1918 hatte sich der Wert einer Reichsmark im Vergleich zu 1914 halbiert. Schon im Oktober 1921 betrug der Wert nur noch 1/100 des Werts von 1914. Spätestens ab 1922 muss von einer Hyperinflation gesprochen werden. Im Oktober 1922 betrug der Wert der Reichsmark nur 1/1000 gegenüber 1914.
    Das bedeutet auch: die Entwertung aller Geldvermögen war im Prinzip 1922 schon abgeschlossen. Wenn sich ein Vermögen nach heutigen Maßstäben von 100.000 € mal auf 1000 € oder gar 100 € reduziert hat, ist es weg. Dass man die 100 € dann auch noch verliert, spielt keine Rolle mehr.
    Anders als es Matthias von Hellfeldt anklingen lässt, hatte die Inflation keine besonders negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Im Gegenteil wirkte die Inflation 1921/22 als faktisches Lohndumping beschäftigungssteigernd. Die Arbeitslosenquote lag 1922 in Deutschland bei 0,4 % (zum Vergleich in UK 4,1 % – jeweils bezogen auf die gesamte Bevölkerung). Sie stieg dann für 1923 wegen der Ruhrbesatzung und auch wegen der völligen Dysfunktionalisierung des Geldverkehrs zwar steil auf 1,2 %, das war aber immer noch im internationalen (UK: 3,4 %) und historischen Vergleich (DE 1932: 6,8 %) niedrig.

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