Mit Rüdiger Bachmann und Christan Bayer.
Angesichts des russischen Energiekrieges gegen die EU hat die Bundesregierung Anfang September 2022 ein drittes Entlastungspaket angekündigt. Da haben wir uns spontan zusammengekabelt, um kurz drüber zu reden – irgendwie war es aber dann doch zu kurz…
Darin: Die Gasumlage, Rentner, Studentinnen und Kinder, Midi-Jobs, die Kalte Progression, Wohngeld, Steuerentlastungen, Bürgergeld, Kurzarbeitergeld und die Strompreisbremse.
Mich wundert dass ihr die Verschiebung der Erhöhung des CO2-Preises so kritisiert. Die CO2-Bepreisung soll doch fossile Energie verteuern, damit wir alle auf erneuerbare Energien umsteigen. Und zwar langfristig festgelegt, so dass jeder weiß was auf ihn zukommt und man sich drauf einstellen kann (Geld für die neue Heizung sparen, etc.).
Wenn aber die Preise jetzt schon teils deutlich höher sind als sie mit CO2-Bepreisung sein sollten, dann ist das Preissignal, das uns zur Umstellung bringen soll, doch schon da. Und es braucht den CO2-Preis gar nicht, weil die Preise schon ohne ihn da sind wo sie mit ihm hinsollten.
Insofern finde ich die Verschiebung der Erhöhung als völlig gerechtfertigt. Mehr “Preissignal” als jetzt kanns doch kaum noch geben. Die Leute schauen sich schon mehr oder weniger verzweifelt um und nach dem was man liest sind beispielsweise Handwerker und Wärmepumpen derzeit so knapp, dass weniger umstellen könnan als umstellen wollen. Da würde eine weitere Erhöhung doch nur sinnlos für die Umstellung dringend benötigtes Geld aus den Taschen ziehen.
Hörst du ab 5:25 nochmal. Dein Argument ist doch sogar besprochen worden.
Besprochen würde ich das nicht nennen. Mir fehlt die Begründung weswegen das kein valides Argument ist. Genau genommen fehlen mir von den Ökonomen Argumente (Holgi hat eins genannt) warum die Aussetzung der Erhöhung so schlimm ist.
“Wenn aber die Preise jetzt schon teils deutlich höher sind als sie mit CO2-Bepreisung sein sollten”
Sind sie jetzt gerade mal so hoch dass der aufgerufene Preis den realen Kosten (ohne Externalisierung der Klimaschäden z. B.) abbildet. Zudem beschleunigen sie den umstieg auf Erneuerbare, Fossile Energien können also nicht teuer genug sein. Dass sich ein gewisser Teil sich das nicht mehr leisten kann, darf in dieser Diskussion gar keine Rolle spielen.
Was mich seit einiger Zeit umtreibt – was verbietet eigentlich dem Staat, selber eine Firma zu gründen/zu kaufen?
Wenn es heisst dass die Wirtschaft effizienter sei als der Staat dürften die ja keine Angst dabei haben, aber es würde den Druck auf solche “Abgreifer” erhöhen. Wenn ich es schaffe, ein Geschäft mit Beamten zu bestücken (die allerdings auch ihr Gehalt verdienen müssen) und dabei immer noch billiger bin als ein Unternehmen der freien Marktwirtschaft, dann sollte das ja kein Thema sein. Oder?
Wen es nicht klappt kommen die ja wieder in die Behörden und die Firma macht zu,
Das würde sich zB ja auch empfehlen für Dinge der Grundversorgung wie Wasser. Nicht, dass da jemand wie ein bestimmter Konzern die ganzen Quellen aufkauft und dann haben wir den Salat…
Dem Staat gehören viele Firmen, das ist nicht verboten und nicht mal selten. Bspw. folgende:
– Deutsche Bahn
– Autobahn GmbH
– KfW Bank
– Deutsche Telekom
– Deutsche Post
– etc…
Vielen zwar nicht mehr bewusst, aber diese Unternehmen gehören entweder direkt, mittelbar oder unmittelbar dem Staat…auch viele Stadtwerke gehören den jeweiligen Kommunen/Kreisen.
“Was mich seit einiger Zeit umtreibt – was verbietet eigentlich dem Staat, selber eine Firma zu gründen/zu kaufen?”
Kurz: Artikel 12 Grundgesetz
Lang: https://www.bundeskartellamt.de/SharedDocs/Publikation/DE/Diskussions_Hintergrundpapier/Bundeskartellamt%20-%20Der%20Staat%20als%20Unternehmer.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Thema Unternehmen pleite gehen lassen um Arbeitskräfte frei zu setzen: Bestimmte Arbeitsplätze durch den Staat proaktiv vernichten zu lassen ist ganz grundsätzlich eine gute Idee. Und zwar die mit der geringsten Wertschöpfung als erstes. Hotel und Gastro kommen z. B. nur auf ~21.000 p. A. je Arbeitsplatz, die Automobilindustrie auf mehr als das 10-fache, IT in bestimmten Bereichen auf das 20-fache… Wenn die Rahmenbedingungen stimmen (Anspruch auf Fortbildung, hohe Tarifquote, hohe Nachfrage nach Hochpreisprodukten und Dienstleistungen) funktioniert das bei ienem Teil der Menschen fast von alleine.
Das mit der Diskretisierung von Teilzeitstellen stimmt so übrigens auch nicht mehr ganz: Seit dem die Arbeitszeiterfassung verpflichtend geworden ist, sind immer mehr Unternehmen auf eine dynamische Stundenabrechnung umgestiegen.
Ich kann z.B. frei entscheiden, ob ich in einem Monat eher 80 oder 100 Stunden arbeiten möchte – etwas Rücksprache mit meinem Chef schadet natürlich nicht, und mir ist auch klar, dass das nicht in jeder Branche möglich ist; aber meinem Eindruck nach bricht das immer mehr auf.
Vielen Dank für diesen Podcast. Das ist ja alles sicherlich sehr viel Arbeit.
Leider habe ich als Laie in diesem Gebiet große Probleme gehabt, den Fachgesprächen zwischen Rüdiger Bachmann und Christan Bayer zu folgen. Viele Dinge wurden vorausgesetzt oder blieben unausgesprochen. Da war auch viel “Piet Klocke” dabei. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit in einer weiteren Folge etwas mehr die Allgemeinheit als Adressat in den Vordergrund zu stellen. Vielleicht das ein oder andere zu erklären.
Trotzdem vielen Dank für eure Zeit die ihr in so eine Aufzeichnung hineinsteckt.
Viele Grüße
Christian
Holgi sagt an einer Stelle, dass seine Wohnung 1000-1300 kWh im Jahr Stromverbrauch hat. Ist bei mir auch so. Aber hat jemand schonmal eine Stromrechnung gesehen, auf der der eigene Stromververbrauch auch etwa dem Durchschnitt entspricht, den die Zahlen des BDEW.de angeben? Die stehen ja seit ein paar Jahren auf jeder Rechnung mit drauf.
Aber sie scheinen mir so unrealistisch hoch zu sein, dass im Prinzip jede:r sich gut fühlen kann, weil “Ich verbrauche ja sooo unterdurchschnittlich wenig!”
Ich kenne Stromrechnungen, die bei ähnlichen Lebensumständen höher sind als meine. Einen der größten Unterschiede mache ich immer wieder dort aus, wo die Leute (wie ich) Warmwasser per Durchlauferhitzer machen, aber regelmäßig dreimal so lange duschen wie ich 😀
Ich denke es ist eine Mischangabe, denn die Leute mit Durchlauferhitzer verbrauchen natürlich etwas mehr. Hab ich gar nicht, also muß ich zwangsläufig darunter liegen….
Und der Stromverbrauch sollte prinzipiell eigentlich über die letzten 20 Jahre auch leicht gesunken sein, denn Licht wird nun nicht mehr mit 4x80W Glühbirnen oder 300W-Deckenfluter erzeugt, sondern erst mit Energiesparlampen bzw jetzt mit LEDs. Das meterte damals deutlich.
Ja, der Fernseher ist größer geworden, viel mehr als Röhrenfernseher verbrauchen die heutigen LEDs aber trotzdem nicht mehr, trotz dessen, daß sie viel größer sind. Zwischenzeitlich war auch hier mit LCD (mit CFL-Backlight) und Plasma vor 15-10 Jahren sicher mal ein Peak.
Nach und nach werden auch immer wieder ~20 Jahre alte Kühlschränke und Waschmaschinen ausgetauscht, die neuen verbrauchen weniger als die der 90er.
Statistiken zeigen das ganz deutschlandweit auch:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164149/umfrage/netto-stromverbrauch-in-deutschland-seit-1999/
Gleichzeitig ist die Anzahl der Haushalte leicht gestiegen. Aber ob das als Erklärung reicht?
17:10 Das Development Boom-Baisse-Hausse-Passe. Boom-Baisse-Hausse-Passe.
Aber Herr Oldendorf!
Strompreis-Basistarif:
Ich wundere mich über Holgis Argument, dass man eine solche Maßnahme nicht mehr abgeschafft kriegt. Beim “Tankrabatt” und beim 9-Euro-Ticket hat auch niemand gezuckt.