WR1348 Division 999

Knast oder kämpfen. Matthias von Hellfeld erzählt.

Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 4. April 2022 auf DLFnova.

7 Gedanken zu „WR1348 Division 999

  1. Tarifkenner

    Danke für die Sendung. Zwei Anmerkungen:

    Gegen 29’20” erwähnt Matthias von Hellfeld den Menschenrechtsgerichtshof in Den Haag, der Nachfolger des Internationalen Militärgerichtshofs der Nürnberger Prozesse von 1946 sei. Damit ist offensichtlich der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag gemeint, der – wie sein Name sagt – Straftaten aburteilt.
    Die Menschenrechte im Titel führt dagegen der “Europäische Gerichtshof für Menschenrechte” in Straßburg, der manchmal auch Menschenrechtsgerichtshof genannt wird. Dieser ist eine Einrichtung des Europarats, er spricht aber keine Strafen gegen Personen aus, sondern verurteilt Mitgliedstaaten des Europarats, gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoßen zu haben.
    ***
    Nicht jeder, der im 2. Weltkrieg als Angehöriger der deutschen Armee in Strafeinheiten versetzt oder in KZs geworfen wurde, war ein Dissident oder Deserteur. Es reichten gerade gegen Ende des Krieges auch ganz banale Vergehen, wie Trunkenheit im Dienst.

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  2. Christine

    Gegen Ende der sehr informativen Sendung habt ihr einen sehr interessanten Gedanken aufgeworfen, als es darum ging, dass alte Männer vom Dessertieren erzählten: Ich finde den zivilen Ungehorsam sehr wichtig. Nicht jeder muss sein Leben geben wie eine Sophie Scholl. Die wenigsten Menschen würden das tun und es ist auch nicht zu verlangen. Deshalb sollte man die Menschen zum zivilen Ungehorsam ermutigen. Dazu, der Sand im Getriebe zu sein. Das ist nicht pillepalle oder sinnlos: Jedes kleine Bißchen wirkt in der Summe sehr viel. Wenn jetzt alle keinen Kaviar mehr essen, dann hat das eine Auswirkung. Wenn wir alle ein bißchen weniger Autofahren, dann hat das eine Auswirkung. weniger große Geste, viel mehr im Kleinen einfach machen. Das ist die Dose Erbsensuppe, die ich in der Flüchtlingsunterkunft abgebe. Dankeschön.
    Buchtipp von Kathrin Passig:”Das kleine Sabotage-Handbuch von 1944: Die besten Tricks des amerikanischen Geheimdienstes im Kampf gegen Hitler “

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  3. Parlatio

    Mal eine ganz andere Frage:

    Wenn ich mir vorstelle, ich stecke in Uniform. Neben mir die “Kameraden”, die mich sicher abknallen, wenn ich abhaue. Vor mir “der Feind”, der mich sicher abknallt, wenn er mich sieht, besonders in Uniform.

    Ich weiß, es ist eine blöde Frage. Aber wie desertiert man eigentlich und bleibt am Leben? Ist das einfach nur viel Glück? Das muß doch wahnsinnig schwer und gefährlich sein. In dem Zusammenhang wird gerne von Feigheit geredet. Von wegen! Natürlich fehlt mir *zum Glück* die Erfahrung.

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    1. hilti

      Ich glaub Du vermutest die Probleme/Gefahren an der falschen Stelle. Desertieren selbst ist relativ einfach wenn man abwartet bis sich eine günstige Gelegenheit bietet. Das Problem danach ist wohin? An der Ostfront im 2. Weltkrieg ohne die Sprache zu kennen ist das das Riesenproblem. In die eine Richtung nach Haus ist es weit und in die andere Richtung muss man irgendwie lebend auf die sowjetische Seite kommen um sich gefangen nehmen zu lassen. Was nun auch nicht die beste Perspektive ist.

      Im Westen ist es mit Sprachkenntnis und gefangen nehmen lassen sicher einfacher gewesen. Es gibt da genug Fälle wo Einheimische deuschte Deserteure versteckt haben und in Frankreich gabs tatsächlich, die sich der Resistance angeschlossen haben.

  4. Parlatio

    Nee, das war schon richtig so. Man muß ja am Anfang beginnen. Es ist mir einfach völlig unbegreiflich, wie man das anstellen soll. Es sei denn, man hat sehr viel Glück. Und zu lange warten darf man auch nicht. Es fällt ja irgendwann mal auf, wenn man immer daneben schießt. Wie viele Menschen würde ich erschießen, um meine eigene Haut zu retten? Da denkt man lieber nicht drüber nach.

    Zwar geht es mir um das generelle Entkommen, aber auf das Problem des “Wohin danach?” im zweiten Weltkrieg habe ich schon Einiges erfahren. Nach Hause geht schlecht. Denn da wartet die Obrigkeit. Besser man ging zu den Russen, und zwar zur Zivilbevölkerung!. Wie es scheint, funktionierte das trotz Sprachbarriere. Die brachten einem auch ein paar Brocken russisch bei, und versteckten/beschützten einen sogar vor der einheimischen “Resistance”. (Keine Ahnung, wie das in Russland heißt.)

    Vielleicht war das auch wieder nur sehr viel Glück. (Hier mußte übrigens nicht erst desertiert werden. Der ganze Trupp ging erst mal geschlossen auf Tauchstation. Mit der Heimreise ging das dann schließlich irgendwie, weil bestimmte Berufe auf einmal “kriegswichtig” waren, oder man hätte gar nicht erst weggeschickt werden dürfen. Ich habe nicht weiter nachgebohrt, sondern das genommen, was man mir freiwillig erzählt hat. Düstere Zeiten und alte Wunden. Du verstehst.)

    Jetzt ist das schon wieder so ein Roman geworden. Naja…

    Schön, daß du mir geantwortet hast, hilti! Vielen Dank dafür!

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