Bildungspolitik gab’s schon bei Karl dem Großen. Matthias von Hellfeld erzählt.
Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 14. Februar 2022 auf DLFnova.
Bildungspolitik gab’s schon bei Karl dem Großen. Matthias von Hellfeld erzählt.
Die passende Ausgabe “Eine Stunde History” läuft am 14. Februar 2022 auf DLFnova.
Weil Holger ja fragte, ob/wie das BAFöG sich geändert hat: Ich hätte ohne BAföG sicher nicht (als erste und einzige Person in der Familie) studieren können. Man sollte nur eben nicht vergessen, dass BAföG letztendlich auch eine Form der Sozialhilfe ist. Und zumindest zu “meiner Zeit” (nach 2000) bedeutete das, genau wie bei anderen Formen der Sozialhilfe in Deutschland auch, dass man (einschließlich Eltern, Geschwister, etc.) alles Finanzielle offenlegen muss und jede Form von Vermögen (abgesehen von gewissen Freibeträgen) ein Problem darstellen kann. Es wird zudem die Prämisse zugrunde gelegt, dass Eltern ihre Kinder zu unterstützen haben, wenn sie es irgendwie können. Und wenn das nicht “geht” – aus welchen Gründen auch immer –, wird es kompliziert. Außerdem wird belohnt, wer in der Regelstudienzeit bleibt, wer zu den Besten eines Jahrgangs gehört, oder wer das BAföG am Stück zurückzahlt. Insofern hatte zumindest das BAföG, wie ich es kenne, einen deutlichen “neoliberalen Touch”.
Die Rückzahlmodalitäten waren aber zugegeben äußerst fair.
Matthias hat in dieser Ausgabe wirklich unangenehm oft “Ich sach mal…” gesagt. Wäre das ein Trinkspiel bräuchte ich jetzt eine Spenderleber. ^^
Warum heute weniger Bafög nutzen obwohl doch mehr studieren:
Die Regeln sind immer strenger geworden. Weniger wegen “Eigenverantwortung” sondern eher weil gefühlt panische Angst jemanden auch nur einen Euro unberechtigt zu zahlen.
Mein Bafög-Antrag hatte einmal 40 Seiten. Die wollen alles wissen. Das eigene Einkommen, das eigene Vermögen und das Einkommen der Eltern… und das Einkommen der Geschwister (sogar das von 12 jährigen. Kein Witz). Zu meiner Zeit (bis vor ein paar Jahren) waren die Freigrenzen gering. Die Eltern durften zwar Vermögen haben, aber kaum was verdienen. Kreditrückzahlungen o.ä. werden jedoch nicht berücksichtigt. Die Einkommensfreibeträge lagen damals afaik bei knapp 1000€ im Monat. Bei eigenen Vermögen durfte man ca. 5000€ haben und einen Minijob machen.
Bekomme ich im Studium einen interessanten Nebenjob angeboten der etwas besser bezahlt wird, wird das Bafög gekürzt. Vermögen muss man nachweisen mit Kontoauszügen vom Tag der Antragstellung (viel Spaß den rückwirkend zu bekommen). Hier kommt es zum Paradoxon: Zu meinem Studienbeginn lagen die Bearbeitungsdauern der Anträge bei bis zu 6 Monaten. Man muss sich für diese Zeit den Lebensunterhalt selbst finanzieren, darf aber praktisch nichts angespart haben und auch kaum was verdienen.
Als mein Vater während meines Studiums starb, wurde mir deshalb das Bafög gekürzt. Er verdiente weniger als meine Mutter und so wurde nun mehr von ihrem Einkommen angerechnet (obwohl ihre laufenden Kosten natürlich gleich blieben). Ich hatte dann monatlich 140€ weniger Bafög.
Zur Berechnung:
In meiner Studienzeit (bis 2016) wurden völlig unrealistische Kosten angenommen. Exakt 250€ sind für die Mietkosten einschließlich Nebenkosten vorgesehen. In kaum einer deutschen Unistadt bekam man zu der Zeit ein Zimmer für den Tarif. Laut deren Berechnung bleiben fürs restliche Leben dann 350€. Davon kann man 50€ monatlich schon für die Semesterbeiträge abziehen. Ist die Wohnung nun etwas teurer wird es mit dem Geld fürs Essen knapp.
Und nicht vergessen: 50% davon sind ein Darlehen. Das muss man zurückzahlen. Man startet ins Berufsleben mit Schulden. Bei mir lief es gut und es war kein Problem, das ist aber nicht bei allen so.