WR162 Ortsgespräch: Matthias von Hellfeld (wg. Europa)

Im Rahmen meines Studiums habe ich den Historiker Matthias von Hellfeld kennengelernt. Matthias hat über Europa promoviert, einige Bücher darüber geschrieben, einige Filme darüber gedreht und hat behauptet, er könne reichlich über Europa zu erzählen. Ich habe ihn in Köln besucht und festgestellt: Er hat nicht gelogen. Ganz im Gegenteil.
Wir reden über Griechenland, das Römische Reich, Religion, den Untergang Roms und Karl den Großen, die Rolle der Kirche im Mittelalter, den Dreißigjährigen Krieg, die Entstehung Deutschlands als Staat, das moderne Europa, die Zukunft und Gefahren.

Shownotes von @evitabley, Simon Waldherr, @dr4k3_LE, @Kambfhase und @BigMcIntosh91

Das Rascheln, das bisweilen zu hören ist, kommt von einem Mikrofon, das am Hemdkragen schabt. Bitte entschldigt diesen Murks.

91 Gedanken zu „WR162 Ortsgespräch: Matthias von Hellfeld (wg. Europa)

  1. Gokzilla

    Vor ein paar Monaten habe ich die Serie Spartacus komplett angesehen. Gestern beide Staffeln von der genialen Serie ROM und heute kommt der neue Wrint über das Thema. Gibt es vielleicht doch einen Gott ? 🙂

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  2. tp1024

    Matthias, ich empfehle dir das Buch “The Great Illusion” von Norman Angell, geschrieben 1909.

    Was war die große Illusion? Die Staaten von Europa sind wirtschaftlich viel zu eng miteinander verstrickt, als dass sie gegeneinander Krieg führen würden. Sie wären doch völlig bescheuert, einen Krieg anzufangen. Denn am Ende würden sie selbst am Hungertuch nagen, egal ob sie Gewinner oder Verlierer sind … und genau so sah es 9 Jahre später auch aus.

    Eine beeindruckende Schilderung dazu gibt es von John Maynard Keynes, der 1919 so sprachlos vom Versailler Kongress zurück kam, dass er ein Buch geschrieben hat. “The Economic Consequences of the Peace”

    Seit ich verfolge was zur Zeit in Griechenland (und Spanien und Portugal etc.) passiert (und im Hinterkopf behalte, dass wir in Deutschland keinesfalls unschuldig daran sind), habe ich nicht mehr das Gefühl, dass ernsthafte Konflikte in Europa heute ausgeschlossen sind.

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    1. Matthias

      Vielen Dank für den Hinweis. In meiner bescheidenen Behausung stapeln sich rund 4000 Bücher – keine Ahnung wem ich die dereinst vermachen soll. Aber es jetzt auf eins mehr oder weniger auch nicht mehr an.

    1. Maik

      Gleich bei Auphonic einen Entknisterer einfordern, nicht dass sie sich nach dem Hall auf die faule Haut legen.

  3. Nils

    Was ich nicht verstehe: Warum war diese komische Konstruktion mit “wir haben hier weiter einen römischen Kaiser, damit das römische Reich nicht endet und die Apokalypse über uns herein bricht” eigentlich notwendig, wenn es zu der Zeit doch noch das oströmische Reich (Byzanz) gegeben hat? Zählte das für die nicht?

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    1. Matthias

      Das war das was wir heute vielleicht eine politische Theorie bezeichnen würden. An irgendeiner Stelle in der Bibel steht dieser Hinweis mit dem Untergang der Welt nach dem Ende des vierten Reichs. Da Ostrom natürlich zum Römischen Reich gehörte, war es nach dem Einfall eines mittelmäßig begabten germanischen Heerführers namens Odoaker auch um Ostrom geschehen – rein Reichs technisch betrachtet. Da die Menschen an die Bibel glaubten, glaubten sie auch an den Untergang und der damalige Heilige Mann im Vatikan war sehr froh mit Karl dem Frankenkönig endlich einen gefunden zu haben, der Manns genug war, das dreckelige Pack vor den Toren Roms gehörig in den Arsch zu treten. Was zu beweisen war!

  4. ferhat

    Das mit der Konstruktion ist echt interessant, und macht jetzt für mich jetzt Sinn, wenn man nach 1453 die erben vom byzantinischen Reich die Osmanen betrachtet. In der schon der Sultan Mehmet II nannte sich „Kayser-i Rum“ (Kaiser von Rom) nannte.

    BTW: Top weiter so.

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  5. Christian

    Schöne Sendung, Holger, vielen Dank. Ich hatte schon Angst, es kommt nur noch Bier- und Weinverkostung. 😉 Geschichte, Politik, Soziologie, damit kannst du mir gern ein zwei schöne Stunden bescheren. Den Soziopod halt ich oft nicht durch, das kriegst du besser an den Zuhörer ran.

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  6. BigMcIntosh

    Danke für die tolle Folge, Holgi. Sehr Informativ und mir ist jetzt auch endlich mal klar geworden, warum die Merkel so an der EU festhält.

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  7. toothroot

    Ich finde die Sendung auch super. Auch und gerade weil sie mir in manchen Punkten sehr streitbar zu sein scheint. Besonders immer dort, wo Matthias von der Geschichtserzählung abweicht, und auf aktuell Politisches abhebt: Europa als einen in sich geschlossenen, von Aufklärung und Christentum geprägten Kulturkreis zu betrachten und deswegen einen türkischen EU-Beitritt zu verneinen, ist beispielsweise so ein Punkt. Oder habe ich Ihn da falsch verstanden?

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    1. Matthias

      Du hast mich richtig verstanden. Ich halte Religionsfrieden, Religionsfreiheit und die strikte Trennung von Religion und Politik als das grundlegende Element unserer Gesellschaft. In der Türkei sieht das derzeit echt anders aus. Sollte sich das ändern, ändert sich auch meine Meinung. Aber mal andersherum: Will die Mehrheit der Türken, dass Religion im öffentlichen Leben keinen Einfluss mehr hat?

    2. Lukas

      Aber, die Türkei ist genau wie etwa Frankreich ein laizistischer Staat. Und daher ist in vielen Bereichen die Trennung von Religion und Staat wohl sogar stärker durchgeführt als beispielsweise in Deutschland.
      Es gibt meiner Meinung nach einige Argumente gegen einen EU-Beitritt der Türkei (Umgang mit kulturellen Minderheiten, Stellung des Militärs,…) aber gerade das Anzweifeln der Säkularität des Landes ist ein meiner Meinung nach nicht haltbares.

      Aber ansonsten meiner Meinung nach einer der besten Podcasts die ich seit langem gehört habe. Studiere selbst Kulturwissenschaften und wurde dadurch kurz vorm Ende der Semesterferien wieder richtig heiss gemacht! 🙂

  8. Kalle

    Das war einer der besten Sendungen seitdem du podcastest. Und die Latte hing hoch, weil es viele sehr gute Sendungen gab.

    Toll wäre eine echte Serie mit Matthias von Hellfeld. Dann kürzere Epochen. Vielleicht so 100 Jahre pro Sendung oder sogar noch wenig. Begin um 400/500 v.C.

    Das wärs! Träum….

    Mach weiter so!

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  9. rudimentor

    Ganz tolle Sendung!
    Leider macht Ihr zum Schluss einen großen Fehler.
    Zur Frage was bleibt, wenn die USA nicht mehr an der Macht sind, ist die Antwort nicht Coca Cola sondern Google.
    Die gesamte digitale Infrastruktur der westlichen Welt (also alles ausser Asien) kommen von dort, ebenso die neue Handels- (Amazon) und Wissensinfrastruktur (Google, Wikipedia). Ein kluger Mensch hat mal gesagt ‘code is law’ und die Gesetze der Neuzeit werden derzeit in den USA geschrieben und es ist überhaupt nicht absehbar, dass das in naher Zukunft (20 Jahre) aufhört

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    1. FLO

      Naja, so einfach ist das vielleicht doch nicht. Wir als homo digitalus vergessen gerne, dass das Internet nicht aus dem Router kommt, sondern aus optischen Kabeln die den ganzen Globus umspannen (ich empfehle dringendst den legendären Artikel von Neal Stephenson (Cryptonomicon) in Wired zu lesen; ist zwar etwas älter, aber immernoch genial: http://www.wired.com/wired/archive/4.12/ffglass.html)

      Der Punkt ist, dass das Netz nicht so frei, demokratisch und durchlässig ist wie wir glauben. Wenn die USA beispielsweise nicht mehr an der Macht wären was die Erzeugung von Information angeht, würde sich das globale Internet wahrscheinlich in Richtung Indonesien, China etc. verlagern. Europa müsste, um mit diesem neuen Information-Hub verbunden zu werden, verstärkt Kabel über Land bauen lassen, und zwar durch extrem (politisch) instabile Gebiete.
      Interessanterweise ist das heute schon so: Alexandria ist einer der wichtigsten Hubs für das Internet. Was wäre passiert wenn die Arabellion anders gelaufen wäre? Was wenn die europäischen Staaten den Rebellen nicht so schnell den Rücken gestärkt hätten? Wie schnell wäre wohl die erste Glasfaserleitung nach Europa gekappt worden?

      Der Punkt ist: Google, Wikipedia, Youtube, alles ist digitaler Content, der ohne die physische Produktion von Computern und Kabeln gar nicht existieren könnte.

  10. gokzilla

    @toothroot, Matthias erzählt die Wahrheit und genau das behaupten ja die Türken auch , dass die Europäer in ihrem “Christenclub” keine muselmanen möchten.
    Andererseits sind sich zwar Frankreich, England, Deutschland , Schweden sehr ähnlich. Die Bulgaren , Rumänen, Griechen aber bestimmt nicht. Auch in der Musik sind sie den Türken viel näher als der Europäischen, was wohl am Osmanischen Reich lag.

    Eines verstehe ich aber nicht ganz. Matthias meinte, das wir in Europa froh darüber sein sollten, das die Perser die Griechen nicht besiegen konnten, da sonst das Europa wie heute schwer entstehen könnte.
    Wie erklärt man sich aber die Entstehung des dritten Reiches ? Innerhalb von 20-30 Jahren konnte in Deutschland eine Diktatur entstehen die ihresgleichen sucht.
    Hatten die Griechen und Römer doch keinen so großen Einfluss auf Deutschland ?

    In einem Punkt stimme ich euch aber nicht überein. Die Angst von Israel wegen Iran kann ich nicht teilen. Welche Anzeichen gibt es das der Iran , Israel angreifen will ? Das vom Zusammenhang gerissene ” …..werden wir Israel von der Landkarte wischen” ? .
    Man darf nicht vergessen, das der Iran den Atomsperrvertrag unterschrieben hat und keine Nuklearwaffen besitzt.
    Israel hat sie nicht unterzeichnet und besitzt Nuklearwaffen.
    Wieso wird mit zweierlei Maß gemessen ?

    Natürlich haben wir eine große Schuld an Israel. Warum müssen dafür aber die Palästinenser büßen ?

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    1. Matthias

      Die Israel – Debatte lassen wir besser, gleichwohl sie natürlich auch und gerade unter Deinen Aspekten sehr spannend ist. Die gegenseitige Skepsis ist extrem hoch und damit zu Deinem ersten Statement. Aber das sollte uns doch schon einen ernsthaften Hinweis darauf, über das gesamte Unterfangen nachzudenken. Ohne uns gegenseitig als abgeschlossenen Club zu bezeichnen: Ist es nicht möglicherweise sinnvoller, dass sich – mit einer starken Türkei – ein islamisches Pendant zu EU bildet? Zu den Nazis: Das ist natürlich ein Riesenthema. Nur so viel: Die haben sich nur jene Teile der Geschichte zu eigen gemacht, die ihnen gepasst hat. Der Rest wurde ignoriert oder unter den Teppich gekehrt. Dennoch ist der Hinweis auf die ausgeblendeten deutschen Wurzeln richtig. Der ein oder andere humanistisch Gebildete hat sie versucht aufrecht zu erhalten. Aber wie auch heute waren diese Menschen in einer hoffnungslosen Minderheit – LEIDER

  11. NoUseForAName

    Zitat”Eines verstehe ich aber nicht ganz. Matthias meinte, das wir in Europa froh darüber sein sollten, das die Perser die Griechen nicht besiegen konnten, da sonst das Europa wie heute schwer entstehen könnte.”

    Das ist mE komplett hypothetisch, es sei denn, jemand mag sich tatsächlich die allumfassende Wahrheit für sich zu reklamieren. Wer vermag schon zu sagen was wäre wenn vor x-hundert Jahren dies und das? Nach hören des Podcast gehe ich da von Matthias aber nicht aus.

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    1. Matthias

      Das tolle an diesen rein hypothetischen Gedankenspielen besteht in der Erkenntnis der Langfristigkeit von politischen Entscheidungen oder historischen Weichenstellungen. Ganz abgesehen davon, wird es für jeden sofort verständlich, wenn man saft, Europa würde dann möglicherweise “Westasien” heißen

  12. gokzilla

    Religion spielt vielleicht eine weit größere Rolle als Kultur, da es für einfache Menschen tief verwurzelt bleibt wenn Sie mal indoktriniert wurden.
    Hier in Bayern ist es extrem. Jeden Morgen wird in der Schule in Richtung Kreuz gebetet. Schauermärchen von der Kreuzigung Jesu werden schon im Kindergarten erzählt.
    Ich musste vor 2 Jahren von meinen damals 5 jährigen Sohn erzählen lassen, wie man Jesus ausgepeitscht hat und Fleisch von Ihm abging, Dornenkrone aufsetzte und er blutüberströmt für die Menschen betete. Usw. usw.
    Im Kinderhort musste ich öfters mitansehen wie die Klasse keine Hausaufgaben macht, sondern von der Kinderbibel vorgelesen bekommt.
    Auf der anderen Seite habe ich mitbekommen, das sie nur ein einziges mal im Jahr einen Experiment Tag unternommen haben, wo man Kindern zu Physik und Chemie näher gebracht hat.
    Die ganze Klasse war so aus dem Häuschen , das sie freudig den Eltern erzählt haben wie toll das war, wie Eis auf dem Wasser schwimmt usw. usw.

    Ich finde das Religion besonders hier im aufgeklärten Europa nichts in der Schule zu suchen hat.

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  13. datengammelstelle

    Zwei Anmerkungen:

    Die Bartholomäusnacht war hundert Jahre früher als erwähnt, also 1572 nicht 1672. – Vor dem 30-jährigen Krieg. – Das nach dem Massaker 1598 erlassene Edikt von Nantes, was den Hugenotten die freie Religionsausübung zusicherte, wurde 1685 aufgehoben. Also etwa zu der genannten Zeit. Danach kam es zu der großen Auswanderungswelle. Z.B. nach Brandenburg.

    Giuseppe Verdi hat den Namen nicht angenommen, er hieß wirklich so. Das “Viva Verdi” war eine als Unterstützung für den Komponisten getarnte Unterstützung für König Vittorio Emanuele II.. So konnte die Geheimpolizei, gerade in den damals noch von Österreich besetzten Teilen Italiens, wenig gegen die Leute unternehmen.

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    1. Matthias

      Du hast in beiden Fällen Recht. Es ist im Eifer des
      Gefechtes entstanden. Die Anregungen, Geschichte öfter mal zu machen, nehme ich gerne auf. Vielleicht hier oder an anderer Stelle wird sie Realität werden. Ihr werdet hören!

    2. FLO

      das wäre super!
      vielleicht kann man die Themen ja am aktuellen Weltgeschehen ausrichten. Ist vielleicht aufwändiger, weil man zu jedem Thema rückwärts recherchieren muss, aber vielleicht besser um die Leute “bei der Stange” zu halten.

      Bin auf jeden Fall gespannt und hab den Flattr-Finger am Abzug 😉

  14. Martin

    Tolle Folge, toller Gesprächspartner!
    Aber was war denn diesmal mit Auphonic los? Habe die Folge im Auto gehört und musste – vor allem zu Anfang – sehr oft an der Lautstärke drehen … Zwischendurch hat mein Kopfkino mir erzählt, MvH würde auf einem Karussell sitzen und von Holgi beifällig am Mikro vorbeigedreht … Geschichte ist offenbar in mehr als einer Hinsicht bewegend 🙂

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  15. BamChiBam

    Ich kann mich meinen Vorschreibern nur anschliessen…wobei ich die Folge noch nicht ganz gehoert habe: Es macht wirklich Spass euch zuzuhoeren und ganz automatisch lernt man auch noch etwas dabei.

    Daraus koennte eine neue WRINTrubrik werden:
    WRINT-Geschichtsstunde(n)

    Es gibt doch sicher genug Leute da draussen, die sich gerne mit dir ueber Geschichte unterhalten wollen wuerden.

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  16. Lukas

    Hallo Holgi
    Diese Sendung gehört sicherlich zu den Perlen von Wrint und kann es mit den besten CRE-Podcasts aufnehmen. Ich möchte mich bei dir und Matthias für diese Sendung bedanken.

    Lukas

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  17. Meinolf Berle

    WOW! Ich glaube ich habe von dieser Sendung mehr “gelernt” zumindest mehr verstanden als zu meiner Schulzeit meine Lehrer versucht haben mir beizubringen. Dankeschön an euch Beiden!

    Wieso übernimmt Matthias nicht den Job von Guido Knopp beim ZDF?

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  18. Christian

    Auch von mir ein dickes Lob für diese außergewöhnliche Sendung! Es ist eine Freunde Matthias zuzuhören und so gerne habe ich noch nie Geschichte gehört/gelernt! Bitte mehr davon!

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  19. Icke

    Das war wirklich eine tolle Folge! Vielen Dank dafür!

    Eine historische Rubrik wäre wünschenswert. Das Problem in dem Bereich ist, dass nicht jeder der sich mit Geschichte auskennt, auch begeistert davon berichten kann. Herr von Hellfeld hat hier ein seltenes Talent und sollte er sich noch detaillierter zu bestimmten Epochen äußern können, wäre ich hoch erfreut!

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  20. t.animal

    Ich finde es schade, das immer so auf dem Christentum schon fast wie als Staatsreligion in Europa herum geritten wird. Denn wir haben uns in der Aufklärung nicht umsonst von der Religion in Verbindung mit dem Staat befreit. Ich will keine Zukunft für ein Europa des gemäßigten Christentums. Vielmehr benötigen wir ein laizistisches Europa das vollkommen unabhängig von der Religion jeden Menschen begrüßt

    Antworten
    1. Matthias

      So ist es! Dennoch sind alle kleine Christenkinder und keine Muslimkinder, es sei denn unsere Vorfahren kommen von dort. Eine laizistische Gesellschaft kann man ja als Ideal definieren. Aber davon sind wir weit entfernt. Wären wir alle davon überzeugt, dass Religion in unserem Alltag keine Rolle mehr zu spielen hat, dann würde das natürlich auch für jene gelten, die hierher kommen und sehr wohl tief religiös sind. Wie gingen wir mit ihnen um?

    2. FLO

      Wird hier mal wieder Religion mit Glaube verwuschelt, so wie es Holgi auch immer (falsch) macht? Ich glaube <– schon 😉

  21. emteg

    Ein ganz großartiger Podcast! Es wird unglaublich viel erklärbar! Ich habe im Abitur zwar Geschichte als “Hauptfach” belegt, allerdings wurden mir echt viele Zusammenhänge erst durch den Podcast klar.

    Auf dem Weg zu meinen Kumpels in der Kneipe habe ich noch eine Extrarunde um den Block eingelegt, weil ich nicht aufhören konnte.

    Antworten
  22. Martin

    Sehr interessant, Holgi!

    Ich hoffe allerdings, bei anderer Gelegenheit lässt Du einen Historiker zu Wort kommen, der die Welt nicht aus der unkritisch-europhilen Brille eines Bürgers der europäischen Hegemonialmacht betrachtet …

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  23. ajuvo

    DAS war mal ein Highlight! Für viele Hörer dürfte das sehr pädagogisch und erhellend sein. Glückwunsch. Den Mann sollte man sich warm halten. Gutes Beispiel dafür, dass es gut zusammengestellte historische FAKTEN braucht, um Erfolg bei der Aufgabe zu haben und Erkenntnisse beim Hörer zu erzeugen.

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  24. Christian

    Glückwunsch M.v.Hellfeld und Holgi,

    dieser Podcast war für mich absolut “erhellend” unter vielen sehr sehr guten noch deutlich herausragend. Endlich mal kurz und verständlich dargestellt, warum es eigentlich zum ersten Weltkrieg kam. Und warum ein einiges Europa (nicht unbedingt der Euro) für uns in Deutschland so wichtig ist.

    Dieser Podcast sollte unbedingt im Geschichtsunterricht Verwendung finden!

    Vielend Dank für dieses Engagement!

    Antworten
  25. Rolf

    Noch vom Geschichtsunterricht der Schule gezeichnet, habe ich lange gezögert, bevor ich dann doch auf “Play” geklickt habe.

    Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen: eine der besten Folgen! Matthias versteht es wunderbar, die Zusammenhänge in den Vordergrund zu stellen, statt auf Namen und Jahreszahlen rumzuhacken. Und plötzlich macht alles Sinn. Wie Lukas und Frank schon folgerichtig festgestellt haben: trés CRE-esque!

    DANKE!

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  26. Michael

    Mal wieder ein sehr informativer, unterhaltsamer und zum Nachdenken anregender Beitrag in dieser ohnehin großartigen Reihe.
    Das nehme ich zum Anlass, einerseits mal wieder Danke zu sagen und andererseits der vor einiger Zeit bei NSFW geäußerten These, Du, Holgi, seist ein Kleinkünstler, zu widersprechen: Wrint gehört im Bereich des Journalismus für mich zu den wertvollsten Quellen und bringt das, was ich im Printbereich, im “echten Radio” (& erst recht im Fernsehen) sehr vermisse: intelligente Unterhaltung (pun intended…), die sich Zeit nimmt.

    Nochmal: Danke!

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  27. Axel

    Es wurde ein Buch zum 1. Weltkrieg empfohlen. Ich habe nur “Griff nach den Sternen” verstanden.

    Hat jemand einen Buchtitel?

    Vielen Dank, Axel.

    Antworten
    1. Matthias

      Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18

  28. Oelsen

    Der Islam wurde höchstwahrscheinlich auch “erfunden”, um das Imperium kulturell zu integrieren. Der Gast hatte das für die Zeit zwischen Akzeptanz und Staatsreligion erwähnt, aber nicht für andere Religionen beton. Beim Islam sticht noch mehr hervor, wie die Zeit zwischen den Propheten im Gebiet und “Mohammed” überhaupt nicht klar war, dass das eine neue Religion war. Nur dauerte es dort 100 Jahre, während das Christentum deren berühmten 300 zwischen Jesus und Evangelien hatte.

    Es versteht sich von selbst, dass diese Erkenntnisse im islamischen Kulturraum als ketzerisch abgetan werden. Denn diese geschichtliche Aufklärung würde die Splitterreligionen und die Schiiten auf einen Schlag legitimieren. Wenn auch nur individuell, intellektuell wäre das eine Bankrotterklärung.

    Antworten
  29. Gokzilla

    Was ich mir nicht erklären kann , ist die Heuchelei die besonders in Bayern herrscht. Auf der einen Seite sind wir stolz auf die Wirtschaft und Kultur, auf der anderen Seite nimmt man kinderschändende Priester zähneknirschend hin um gleichzeitig auf ausländische Ehrenmörder zu zeigen.
    Warum setzt sich Laizismus nicht durch ? Wieso haben Kirchen heute immer noch soviel Macht ?

    Antworten
  30. Stefan

    Ein sehr interessanter Podcast, aber ich habe wie andere hier in den Kommentaren so meine Probleme mit der Begründung: Die Türkei passt nicht zu Euroa, weil falscher Kulturraum. Das liegt an folgendem:

    Matthias spricht zwar von der Entstehung der Nationalstaaten in Europa, definiert aber nirgends, was er damit meint. Das Idealbild des Nationalstaates ist das des Einheitsstaates: Ein geographisch bestimmter Raum, in dem 1. das gleiche Recht gilt (Rechtstaat), der 2. ein geschlossenen Wirtschaftsraum bildet (Wirtschaftstaat) und der 3. ein geschlossener Kulturraum ist (Kulturstaat). Dieses Ideal war in der ägyptischen Hochkultur nahezu verwirklicht (wenn auch unter der absoluten Dominanz der Religion, mithin der Kultur).

    Bei allen neueren Versuchen einen Einheitsstaat zu etablieren stand mindestens eine dieser drei Komponenten quer. Frankreich hatte es noch recht einfach, die sind in den Nationalstaat hineingewachsen, aber es gibt auch die Basken, Bretonen und Elsässer. In Deutschland hat man versucht die nationale Identität durch die Feindschaft zu Frankreich zu basteln (mit dem im Podcast beschriebenen Erfolg) und der zweite Versuch eine deutsche Nationalidentität zu definieren und (per Gleichschaltung) durchzusetzen führte sofort wieder in die Katastrophe. In der Türkei wurden die Armenier verfolgt weil sie nicht ins Bild des Einheitstürken passten, und die heutigen Probleme zwischen Kurden und dem türkischen Staat haben kulturelle Ursachen. Mit der Einheit von Recht- und Wirtschaftstaat ist es nicht einfacher, man betrachte nur den Irrsin der Autarkiebestrebungen.

    Die EU entstand als Europäische Wirtschafts Union. Als solche war sie enorm erfolgreich. Sie baut auch auf der Grundlage der sowieso recht homogenen Rechtslage: In ganz Europa ist der Code Napoleon eine wichtige Grundlage. Seit Atatürk im übrigen auch in der Türkei!

    Es ist oft gesagt worden, daß die Kultur Europas eben genau daraus bestünde, daß wir viele Kulturen haben. Es gibt keine Einheit von Kulturraum und Wirtschaftsraum in Europa. Und das ist gut so! Daher ist mir jede Argumentation á la “die Türkei nich, die haben die falsche Kultur” grundlegend suspekt.

    Wenn das mit Europa was werden soll, dürfen wir Europa nicht als Einheitsstaat sehen! Und wir müssen einen “Rechtsraum Europa” gestalten, der nicht von den wirtschaflichen Interessen einzelner Staaten bestimmt wird. Wir müssen uns von der Wahnidee des Einheitsstaates verabschieden, sowohl für ganz Europa, als auch für jeden einzelnen der beteiligten Staaten.

    Antworten
  31. Matthias

    Ich stimme Dir zu. Leider kann man bei einem derartigen Volumen an Themen nicht immer in die Tiefe gehen. Die Türkei emotionalisiert, wenn es um den Zusammenhang mit Europa geht. Der gemeinsame Kulturraum, den Du in Europa nicht siehst, ist dennoch eine der drei Teile des Modells. Ich vermute, wie Du, dass wir das in Europa nie komplett hinbekommen werden. Was ich meinte, ist Folgendes: Die meisten europäischen Staaten (inkl. der Türkei bis zum Bosperus) sind von ähnlichen oder sogar identitschen kulturellen Strömungen geprägt worden. Darüber besteht wohl Einigkeit unter den Gelehrten. Aus diesem Grunde lag es nahe, diesen Raum enger zusammen zu bringen, nachdem die Menschen wenigstens das eine gelernt hatten: Gegeneinander Krieg zu führen, um die anderen zu dominieren, ist schwachsinnig. Nochmal zur Türkei: Sie hat natürlich keine “falsche Kultur”, sondern eine andere, sehr hochstehende und beeindruckende Kultur. Schwerer wiegt in meinen Augen der Einfluss der Religion auf den türkischen Staat. Im Zuge des seit Jahren laufenden “EU-Aufnahme-Prozesses” – ich bin nicht sicher, ob das wirklich so heißt – ändert sich aber das Land. Es gibt nicht wenige, die sagen, allein das, wird die Türkei zum Positivien verändern. Vielleicht wird es ja am Ende des Prozesses dazu kommen, dass die Türkei “kompatibler” zu Europa geworden ist. Mal sehen, aber es wird noch einige Zeit dauern.

    Antworten
    1. Ferhat

      Hi Mathias,

      in einigen Punkten hast du Recht, aber der Punkt das ein Kulturraum an einer Stelle aufhört, kann ich nicht zustimmen. Ein Kulturraum hört niemals plötzlich an einer Stelle auf und ein Schritt weiter fängt ein weiterer Kulturraum an. Wenn man den Kulturraum in Süd-Ost-Europa anguckt ist, ist dieser auch muslimisch geprägt (siehe Bosnien. btw: Auch einer der Gründer für den Bürgerkrieg in Jugoslawien).

      Den Kulturellen Einfluss erkennt am besten, wenn man die Verbreitung eines chinesischem Heißgetränk beobachtet. Wenn dieses Getränk über die Seewege, über die Britten, verbreitet wurde, heißt dieses Getränk “Tee”. Wenn das gleiche Getränk über den Landweg, also auch durch die Türkei verbreitet wurde, heißt dieses Getränk : “Cay”. Bis nach Bosnien heißt es “Cay” in Süd-Ost-Europa. In Griechenland : “Tsai”

      Daher ist die Argumentation das der Europäische Kulturraum am Bosporus aufhört falsch. Gilt auch für die andere Seite. Der Türkische Kulturraum hört auch nicht am Bosporus auf.

      PS: Wer Rechtschreibfehler findet, kann sie behalten.

      Gruß

      Ferhat

  32. Willy

    Ein ganz grosses Kompliment für diesen hervorragenden Podcast. Ich bin sehr an Geschichte interessiert, aber so, wie hier die Hintergründe und Beweggründe für historische Entscheidungen und Vorgänge erklärt wurden, ist es mir noch nirgendwo in dieser Qualität begegnet.

    Macht bitte weiter.

    Frage an Matthias: Stimmt es das Zölibat wurde auch eingeführt, damit Priester ihre Einkünfte aus ihrer Gemeinde nicht an ihre Kinder vererben konnten, damit es der Kirche erhalten blieb?

    Antworten
    1. Matthias

      Ich hole mir fachkundigen Rat ein. Melde mich nach erfolgreicher Recherche. Im Moment kann ich Dir keine Antwort geben, bin aber skeptisch ???

    2. Matthias

      Antwort 2:
      stimmt eindeutig. Damit sprichst Du gleich zwei wichtige Dimensionen an: Schwächung des Individuums, Durchbrechung von Erbfolgen sowie Vermögensübertragung – und dabei Stärkung einer zentralistischen Kirche. So, jetzt habe ich auch etwas gelernt! Danke!

  33. Kevin

    Ich kann gar nicht sagen wie geil ich diese Episode finde.
    Ich höre Wrint generell sehr gerne, aber den Podcast habe ich .. ich weiss es nicht mehr wie oft gehört. Aufjedenfall über fünf mal. Ich bin total angefixt.

    Antworten
  34. Sebastian

    Wäre das Knistern nicht wäre es die mit Abstand beste Folge Wrint. So reicht es nur zur besten Folge ;). Wünsche mir das es mindestens pro Kölnbesuch eine neue Folge “Geschichts”-Wrint gibt.

    Antworten
  35. Nico

    Ein überraschender Podcast, den ich erst als Langweiler verdächtigte, der dann aber von Anfang an im Schweinsgalopp durch die europäische Geschichte raste. Sehr unterhaltsam und lehrreich, allerdings reicht einmal hören nicht, der Informationsoverkill ist einfach zu gewaltig 😉
    Ich wäre überaus glücklich wenn sich Matthias und Holgi dazu durchringen könnten, eine geschichtliche Alternative zu der Bier- und Wein-Reihe zu produzieren – da steckt noch viel Potential drin. (Wer stinkt denn sonst gegen den Pritlove mit seinem Lost-In-Space-Podcast an? Holgi geschichtlich, bodenständig in der Vergangenheit -> Tim technisch, abgehoben in der Zukunft = Symbiose)

    Vielen Dank an euch beide!

    Antworten
  36. chrysophylax.de

    Großartig, wirklich großartig ! Das ist eine der absolut besten Folgen, die WRINT in letzter Zeit hervorbrachte. Selten Geschichte so plausibel und unterhaltsam gehört. Ewig hab ich die Folge vor mir hergeschoben seit der Veröffentlichung “das wird bestimmt zäh – das hebst du dir mal für eine lange Autofahrt auf”, aber selten hab ich mit meiner Vermutung so danebengelegen.

    Ein Gast, von dem man wirklich mehr hören möchte. Schade, dass auch dieser Gesprächspartner keinen Flattr-Button hat, da hätte ich wirklich gerne was in den Hut geworfen.

    Darf man hoffen, dass es nochmal ein Gespräch (zu welchem verwandten Thema auch immer) geben wird ?

    Vielenvielen Dank euch zwei Beiden !

    chrysophylax.de

    Antworten
  37. Sonu

    Hammer, ich bin quasi sprachlos. Das ist aufjedenfall einer der besten Podcast, die ich je gehört habe. Falls einer hier ähnliche Podcast kennen sollte , also auch Bezug auf Weltgeschichte , wäre ich für Anregungen sehr dankbar. Großes Kompliment !!

    Antworten
  38. Thomas

    Sehr spannend und interessant. Eine der besten Folgen, die ich bisher hier hören durfte!
    Vielen Dank an Holgi und den mit seinem Wissen glänzenden Matthias. Da steckt Herzblut drin!

    Antworten
  39. Bernd

    Normalerweise schreibe ich ungern Kommentare, zumal Holgi sich ja äußerst gern über Kommentare aufregt. Aber hier konnte ich nicht anders … SUPER PODCAST !!!111

    Wirklich selten einen Podcast mit solchem Interesse verfolgt. Alles schon einmal in der Schule gehört. Aber irgendwie war trotzdem alles neu.

    Das gibt’n dicken Flattr!

    Antworten
  40. Tobias

    War super spannend zuzuhören, hat mich richtig beflügelt die letzten Tage noch mehr in diese Richtung zu lesen bzw. Sendungen zu schauen. Vielleicht hat er ja noch mehr zu erzählen über ein ähnliches Themengebiet? Ich fand er hat es immer sehr prägnant schildern können.
    (Jaja Raschelei wurde schon gescholten und steht ja sogar in Holgis Post. Ich habs im Auto gehört auf den Arbeitswegen und mich hat die Neugierde fast zerrissen was das denn nun ist. Ich hab ja zwischen einem Papierstapel und einer eeeecht großen Tüte Süßkram geschwankt 😀 .. und dann war es doch nur der Kragen, enttäuschend)
    Danke für das tolle Gespräch Holgi!

    Antworten

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