Marc hat gerade sein erstes Staatexamen hinter sich gebracht, arbeitet in einer Kanzlei und wir plaudern über das Jurastudium, den Anwaltsberuf, Recht und Gerechtigkeit und lernen den wunden Punkt von 85% aller deutschen Jura-Absolventen kennen. Gnihihi…
Ich bin ein großer Fan von Mediation. Nach den Aussagen über Verlauf und Schwerpunkte des Studiums und auch aus persönlicher Erfahrung, besonders hinsichtlich Menschenbild und Weltsicht, bin ich jedoch kritisch ob Juristen die “richtigen Akademiker” sind, um solche Verfahren durchzuführen. Meines Wissens steht die Zusatzausbildung zum Mediator neben Juristen beispielsweise auch Psychologen und Sozialpädagogen offen, die ich persönlich an der Stelle als geeigneter betrachten würde – denn in Mediationsverfahren geht es ja weniger um eine rechtliche Würdigung als um eine konstruktive Konsensfindung, mit der alle Beteiligten leben können. Da sind vor allen Dingen eine bewusste Haltung und soft skills wichtig, die sich wiederum sehr von der eines Anwalts beispielsweise unterscheiden.
Tolle Episode und super Gast! Vielen Dank!
Zu Hoeneß,
habe ich da was falsch verstanden? Ich dachte die Unschuldsvermutung gilt bei ihm eben nicht mehr. Er hat sich ja selbst angezeigt. Zwar nachdem es rauskam, aber damit ist das ja keine Frage mehr “ob” er Steuern hinterzogen hat.
Ich behaupte mal nein. Ich weiß nicht wie es bei einer Selbstanzeige bei Steuerhinterziehung aussieht, aber bei einem Geständnis, gilt auch dann noch die Unschuldsvermutung, bis der Gestehende überführt ist.
Wenn einer einen Mord, Raub oder sonstwas gestehst, kannst Du ja jemanden anderen Decken wollen, dich irren oder geistig nicht zurechnungsfähig sein.
Auch ein Geständnis muss überprüft werden.
Selbst wenn es sogar einen Video-Beweis gäbe, dass jeder gesehen hat, ist derjenige ein MUTMAßLICHER Täter, bis zum Urteilsspruch.
Also ist Höneß mutmaßlicher Steuerhinterzieher.
Gruß
Fabian
Marc war ein sehr angenehmer Sprecher, bei dem es Spaß macht, zuzuhören.
Ich könnte mir gut vorstellen, mehr von ihm zu hören.
Hallo,
in den USA gibt es schon einen Anwaltsroboter
http://www.legalzoom.com/
Dort kann man sich einfache Verträge erstellen lassen.
1.
Es ist richtig, dass die Zusatzausbildung zum Mediator grundsätzlich jedem offen steht. Ich sehe auch keinen Grund, warum gerade nur Juristen Mediatoren sein sollen – erst Recht nicht im Bereich der Familienmediation. Bei meiner Ausbildung zum Wirtschaftsmediator waren wir übrigens 4 Juristen bei rund 25 Teilnehmern – alle anderen Teilnehmer waren in Unternehmen beschäftigt und erhofften sich von dem Studium, in Zukunft unternehmensintern als “Schlichter” tätig zu werden.
2.
Bezüglich Hoeneß ist natürlich richtig, dass durch die Selbstanzeige die Frage des “ob” eigentlich schon beantwortet ist. Dennoch muss der Richter die Tat umfassend würdigen und darf etwa hinsichtlich des Umfangs der hinterzogenen Steuern nicht auf die Ausführungen der StA vertrauen.
3.
Danke für den ergänzenden Link, Florian. Ich denke, man sollte hinsichtlich automatisierter Anwaltsarbeit auch unterscheiden, ob Rechtsprechung, also eine Entscheidung über einen strittigen Sachverhalt, vorhergesagt wird, oder ob aufgrund einer Datenbank Standarddokumente erstellt werden. Letzteres wird sich m.E. zuerst (weiter-)entwickeln, da hier weniger Prognoseentscheidungen getroffen werden müssen und auf bereits vorhandenes Wissen zurückgegriffen werden kann.
Gibt’s im Jurastudium dann wegen der Repetetorien keine Tutorien? Das ist der Weg, der in den meisten anderen Fächern gegangen wird.
@thf:
Es gibt im Jurastudium auch andere Tutorien/Wiederholungskurs für das Examen, sog. “Unirep”. Dies ist letztlich dem privaten Repetitor nachempfunden (absurd, dass es nicht sowieso angeboten wird) und wiederholt am Ende des Studiums noch einmal den wichtigsten Stoff. Da die Professoren im “Unirep” jedoch – anders als die privaten Anbieter – nicht zueinander in Konkurrenz stehen, kommt die Qualität oftmals nicht an private Repetitoren heran (gerade was die Aufbereitung des Stoffs für die Anforderungen der Examensprüfungen angeht).
Da du, Holger, häufiger Fachmenschen interviewst (und bei Fritz auch den Filmbluemoon machst), magst vielleicht hin und wieder nach (populärwissenschaftlichen oder harten) Fachbüchern oder Filmen fragen, die man in der eigenen Filterbubble aufschnappt – am Ende oder unauffällig zwischendurch. Als Peer Steinbrück mal nach Filmen befragt wurde, antwortete er – als Filmfan und Politiker – z.B. “Die Macht und Ihr Preis” mit Lino Ventura (iirc).
“Das schaffen nur 15 % – PRO JAHR!”
Jura ist bestimmt keine Naturwissenschaft…
Wesentliches Argumente all die Stoffe mal gelernt haben zu müssen fehlen mir dabei.
Einerseits steht der frischgebackene Jurist da und hat verschiedenste Bereiche kennengelernt und hat vielleicht die Richtung in die er sich entwickeln will gefunden, andererseits, wenn sein Kunde dann das erste mal mit ihm spricht, steht er nicht dumm da und sagt “moment das muss ich erstmal googeln”.