WR1418 Gaspreise, Großbritannien, Bank Run

Mit Rüdiger Bachmann und Christan Bayer.

Christian sitzt in der Gaskommission, hatte neulich schon für die Wochendämmerung darüber geredet, was die machen und wie sie es machen – aber auch noch nicht alles erzählt. Also gibt es hier den Nachtrag. Außerdem werfen wir einen deprimierenden Blick auf Großbritannien und Rüdiger erklärt, wofür es 2022 den Wirtschaftsnobelpreis (für die Abiturienten: den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften) gegeben hat.

 

19 Gedanken zu „WR1418 Gaspreise, Großbritannien, Bank Run

  1. Marco

    Guten Tag, ich habe eine Frage zur Anreizgrenze von 80% zum Vorjahresverbrauch. Jetzt habe ich bereits die letzten Jahre sehr sparsam geheizt und laut der von unserem Fernwärmeunternehmen gestellten Statistik lag ich letztes Jahr im Verbund des MFH in welchem ich wohne bei 64% des Durchschnittsverbrauches über alle Wohnungen. Damit ist allerdings meine Einsparmöglichkeit weitestgehend erschöpft, so dass ich unmöglich auf 80% meines persönlichen Verbrauches vom Vorjahr kommen kann.
    Was habe ich in diesem Fall zu erwarten? Gibt es Regelungen, die Dauersparer wie mich auf eine Weise entlasten (z.B. die 80% auf den Durchschnittsverbrauch aller Wohnungen anrechnen)?

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    1. Christian

      Das ist eine Dimension, in der die Gaspreisbremse nicht schafft perfekt gerecht zu sein. Hier gibt es einfach keine 100% Einzelfallgerechtigkeit. Dennoch profitierst Du ja, weil noch immer Deine Gesamtkosten der Heizung sinken. Beim Gas haben wir das so kalibriert, dass bei 100% Letztjahresverbrauch man eine ähnliche Preisentwicklung wie beim Heizen mit Öl oder Wärmepumpe hat. Wenn man einspart, liegt man drunter.

      Wie die genaue Umsetzung innerhalb von MFHs wird (HeizKVo) ist auch noch etwas in der Schwebe. Falls es eine Zuordnung der Zahlung an den Anschlussnehmer in der nachgelagerten Verteilung zu den nicht-verbrauchsabhängigen Kosten würde, dann würdest Du sogar deutlich mehr profitieren. Aber wie gesagt, das ist erst klar, wenn am Ende der BT / die BReg alles in Regeln gegossen hat.

  2. Marc

    Wie immer, guter Podcast, Wirtschaftskunde rocks!
    Ich frage mich: wir haben die Preisentwicklung nach oben abgesichert und wahrscheinlich echt gut. Doch was passiert wenn der Gaspreis nachhaltig wieder runter geht? Die EVUs also günstig nachkaufen können. Subventionieren wir durch das Prozedere dann Gewinne der EVUs? Müssen die dann Preisminderungen durchreichen an die Endverbraucher? Wie so oft wird im Krisenmodus nur die eine Richtung diskutiert, ich hoffe die andere wird nicht vergessen.

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  3. Nico

    Gute Folge, leider gibt es bei ca. 59:20 eine Pause wo vermutlich Holgi eigentlich was gesagt hat, da scheinten die Spuren beim schneiden durcheinander gekommen zu sein.

    Aber Rudi sollte vlt. mal seinen Aluhut absetzen und seine Fehde mit diversen Ökonomen begraben, dass wird langsam ein wenig peinlich.
    Und aus dem Liz Truss Debakel eine MMT-Schelte zu machen, naja da scheint er sich die letzten Tage mal wieder über Schieritz und Co geärgert zu haben, aber das ist doch SEEEEHR an den Haaren herbei gezogen. Über Sinn und Unsinn von MMT kann man sich ja gerne streiten, aber das ist wirklich sehr an den Haaren herbei gezogen.

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    1. holgi Beitragsautor

      Jau, da scheine ich was Keckes gesagt zu haben, bekomme das aber nicht mehr gefixt.

      Ich vermute mal, dass Du Pech gehabt haben wirst. Allerdings leite ich das auch bloß daraus ab, dass jemand, der sich gegenteilig verhalten hat, letztlich mehr rausbekommen wird. Mal sehen, was die Regierung am Ende beschließt.

    2. Nico

      Tut mir leid, aber ich weiss nicht wie du daraus ein ad hominem ableiten willst.

      Rudis Gebashe auf “Die ganzen linken Lobby-Ökonomen” trägt einfach überhaupt nicht mehr zur Sache bei, wiederholt sich aber seit dem Frühjahr kontinuierlich, ohne wirkliche Substanz.

      Und zum Thema MMT, da bin ich anscheinend ja auch nicht der einzige der die Aussagen an den Haaren herbeigezogen empfindet.

      Wieso ich das hier kommentiere? Ganz einfach, weil das ganze wirklich vom ansonsten gutem Inhalt ablenkt. Das ist dann keine Wirtschaftskunde mehr, sondern Rudis Rantcast. Falls das der Plan ist, ok, fände ich aber sehr schade.

  4. Conrad

    Bin absolut kein MMT Fan, aber ich glaube das Mini-Budget von Truss als MMT Versuch zu sehen ist jetzt sehr zurechtgebogen:
    MMTler gehen doch davon aus, dass der Staat sich unbegrenzt verschulden kann indem die Zentralbank seine Anleihen kauft, also Geld druckt. Außerdem gehen die (zumindest gefühlt) davon aus, dass Zentralbanken ihre Zinsen eigentlich eh bei 0 lassen sollten. Nun war das Umfeld in UK aber eben ganz anders. Die Bank of England hat doch eine vergleichsweise agressive restriktive Geldpolitik gemacht. Als die BoE dann in der Not Anleihekäufe gestartet hat, hat sich die Situation ja sogar einigermaßen stabilisiert und die Renditen auf Staatsanleihen sind zurückgegangen und das Pfund hat wieder etwas aufgewertet. Die Situation wäre doch also eher ein Argument dafür, dass fiscal dominance herrscht? (Was die MMTler ja wollen)

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    1. Dominik

      Ich fand den Teil zu MMT/Truss erstmal so irritierend, dass ich zurückspulen musste. Läuft auf ein Hufeinsenschema der Ökonomie hinaus, wie man das von Verfassungsschutz und einigen Politikwissenschaftlern kennt. Man kann das als originelle Idee sehen. Oder als weltanschaulich motiviertes Bashing.

    2. Titus von Unhold

      Anleihen kaufen ist eben kein “Geld drucken”, weil Zentralbankgeld ausschließlich im Geldkreislauf der Banken gammelt und diesen Geldkreislauf nicht verlässt. Entscheidend ist aber die Geldmenge der Unternehmen und Verbraucher die Nachfrage erzeugt. Mit dem Kauf von Staatsanleihen durch eine Zentralbank tritt diese erst einmal nur als zusätzlicher Marktteilnehmer auf und garantiert niedrige Zinsen, weil sie die Wetten von reinen Spekulanten gegen den Staat verhindert.

      Es gibt dazu einen Anriss bei der Ökonomenstimme, was auch der Eitrag mit den meisten Kommentaren dort ist: https://www.oekonomenstimme.org/artikel/2020/11/mmt-vs-mankiw-vom-mythos-des-crowding-outs-von-haushaltsdefiziten/?utm_source=feed&utm_medium=main

  5. jan

    Banken benötigen mein Guthaben nicht um Kredite an andere auszugeben,
    sie schöpfen das Geld einfach selber, sagt jedenfalls die Bank of England.
    Die Theorie von Banken als Intermediäre ist veraltet.
    Der “Witschaftsnobelpreis” ist auch deshalb fragwürdeig, weil er unter der Mitwirkung
    der Chicago Boys und der Mont Pelerin Society gegründet wurde.

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    1. Adrian

      Das ist korrekt, die Schweiz hatte dazu vor ein paar Jahren eine Volksinitiative, welche den Umstand, dass Geschäftsbanken Geld selber durch Kreditvergabe schöpfen, korrigieren wollte (sogn. Vollgeld-Initiative).

      Immerhin braucht eine Geschäftsbank zu Beginn eine gewisse Menge an Kundeneinlagen auf der Passivseite der Bilanz, um diverse Basel Vorschriften einzuhalten. Um LCR einzuhalten könnte sich in Zukunft der „Kampf um Kundeneinlagen“ mit steigenden Zinsen verschärfen. So gesehen, sind Banken schon auf Kundeneinlagen angewiesen.

    2. jan

      @Adrian
      Stimmt, das mit dem Vollgeld ist in diesem zusammenhang auch sehr interessant.
      Die Banken brauchen Kundeneinlagen auch um an Zentralbankgeld für den Interbankenverkehr
      zu kommen. Bisher hatten sie viel davon weswegen Kundeneinlagen auch so stiefmütterlich behandelt wurden bzw. werden.

      lG

      jan

  6. Natascha Feld

    Hallo lieber Holger,

    frag die beiden doch bitte mal, wenn sich die Abschläge im November 2022 verdoppeln.

    Danke.

    Liebe Grüße, Nataschs

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  7. Jan-Philipp

    Hallo Holgi,

    eine ökonomische Frage zur geplanten Cannabislegalisierung.

    Könntest du in der nächsten Episode fragen, was Rudi und Christian von den Plänen der Bundesregierung Marihuana auf Schwarzmarktpreisniveau zu bringen halten?

    Geht das so einfach, um den Verwerfungen entgegenzuwirken, die sonst drohen?

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  8. Stefanie

    Danke für die Wirtschaftskunde! Für mich ist das weltbildverändernd. Bisher dachte ich, Wirtschaft ist langweilig, kompliziert und ich werde sowieso nie etwas verstehen. Ihr beweist das Gegenteil. Ich finde es großartig und hoffe auf viele weitere Folgen…

    Liebe Grüße an euch 3

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  9. Christian

    Hallo Zusammen,

    ich muss sagen, dass mich die Folge wirklich weitergebracht hat. Ich dachte erst es wäre Unsinn auf 80% zu deckeln da ja dann die “Reichen”TM mehr davon profitieren würden. Dass da kaum ein Zusammenhang besteht, beruhigt mich schon mal. Die Niederlande haben sich für eine fixe m3 Zahl entschieden die jeder Haushalt gefördert bekommt und da war ich zunächst auch dafür… Aber die “Oma in der zugigen Altbauwohnung” hat mich dann überzeugt. 😉

    Eine Frage habe ich noch zu meiner Situation: Wir wohnen auf dem Dorf im Altbau und hier gibt es keinen Gas Anschluss. Wir hatten immer eine Öl Heizung und haben uns letztes Jahr dazu entschlossen, unter anderem aus Klimaschutz Gründen, auf Pellet umzurüsten. Das wurde auch großzügig gefördert mit 45% der Anschaffungskosten. Dummerweise kostet so eine Anlage dann unter dem Strich immer noch > 20000 Euro. Finanziell lohnt sich das ganze also nicht, aber durch den günstigen Brennstoff zahlt man am Ende zumindest nicht drauf dachte ich. Jetzt haben sich die Pellet Preise verdreifacht… auf ca. 15 Cent/KWh. Und ich habe weiter oben gelesen, dass versucht wurde alle Energieträger auf ca. 14 Cent einzupegeln. Das ist auch gelungen, allerdings habe ich bei meiner Investition damit gerechnet, am Ende zumindest nicht schlechter da zu stehen als jemand der für ein Zehntel der Kosten einer Pellet Anlage eine Gas Heizung einbaut (oder für ein Fünftel eine Öl Heizung) und dafür den teureren Brennstoff kaufen muss… Wir haben für die Heizung gespart und konnten das ohne Kredit erledigen, aber es gibt genug Leute, die das nicht können und wer jetzt für so eine Investition einen Kredit laufen hat, ärgert sich vermutlich über die Doppelbelastung.

    Wurde über „Abschreibungskosten“ zumindest beraten? Wenn ja, warum dagegen entschieden sowas mit einzurechnen?

    Vielen Dank für die Antwort schonmal.

    Gruß
    Christian

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