Mein ökonomischer Kenntnisstand ist von Anfang der 1990er Jahre. Ich weiß also gleichsam nichts, und wollte das ein wenig ändern. Darum habe ich mit Rüdiger Bachmann geredet. Er ist Associate Professor im Department of Economics an der University of Notre Dame – und er hat in den letzten Wochen eine Podcastreihe mit dem Namen Coronomics veröffentlicht.
Darin:
Globalsteuerung
John Maynard Keynes
Neue Institutionenökonmik
Geldpolitik
Inflation
Zinsen
Konjunktur
Repräsentativer Agent / homo oeconomicus
Thomas Piketty
Daseinsvorsorge
Tolles Interview !
Ich schlage mal Heiner Flassbeck als Interviewpartner vor um die andere Seite zu betrachten.
Wenn die Wirtschaft schulden macht(investiert), kann der Staat sparen.
Wenn Die Witschaft spart muss irgendjemand schulden machen.
Entweder, wie bei uns in D gerade das Ausland, oder eben der Staat.
Wenn alle sparen wird die Nachfrage abgewürgt und die Gewinnaussicht der Unternehmen auch.
Herr Prof. Bachmann war, über Coronomics hinaus, in bislang drei Episoden des „Ökonomischen Quartetts“ zu hören. Dort bringen der Podcast „Mikroökonomen“ und das Wirtschaftsmagazin „Makronom“ jeweils mehrere Top-Ökonom:innen zu einer Debatte über ein bestimmtes Thema zusammen.
https://mikrooekonomen.de/podcaster/ruediger-bachmann/
Modellierung und mathematische Ökonomik haben sicher Fortschritte in der Ökonomie gebracht, das würde ich gar nicht anzweifeln. Das Problem liegt aber auch woanders und damit würde ich Bachmann widersprechen. An den meisten Universitäten in Deutschland wird paradigmatisch ein neoklassisches Paradigma gelehrt. Das geht teilweise so weit, dass Studierenden sogar Argumente der klassischen Nationalökonomie als vermeintliche Fakten verkauft werden (eigentlich sind das historisch Argumente gegen den Merkantilismus). Bachmann sagt, das sei nur Vereinfachungen zum Zweck einer Pädagogik der Ökonomie. Das ist aber genau das, was dann die Mehrzahl der Studirenden in VWL und angrenzenden Disziplinen mitnehmen, was sie Denken und was sie weiterverbreiten. Ich habe schon Studierende erlebt, die in ihrem Auslandssemester in Südamerika das erste mal mit evidenzbasierter Kritik an neoklassischen Argumente konfrontiert wurden. Aufgrund der Geschichte und Erfahrung dieser Länder fällt es dort mehr Ökonomen auf, dass etwa Theoreme von Ricardo nicht passend sind. Eigentlich sollte etwas mehr Pluralität auch hier möglich sein.
Wer die Debatte verfolgen möchte:
Rüdiger Bachmann: https://www.oekonomenstimme.org/artikel/2016/07/gegen-einen-pluralismus-kodex/
Gegenrede von Graupe und Ötsch: https://www.oekonomenstimme.org/artikel/2016/08/diskurs-und-diskursverweigerung-welche-art-von-diskurs-wollen-wir/
(Die Debatte wird für meinen Geschmack schon sehr polemisch geführt. Das zeigt aber, dass sich einige Ökonomen in ihre ideologischen Schützengräben zurückgezogen haben.)
P.S. Ich würde mich über Interviews mit Ökonomen freuen, die andere Positionen vertreten.